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Der Höhepunkt der Rosetta-Mission: Philaes Landung auf dem Kometen

ESA; BBC

Das sind detailreiche Portraits des Kometenkerns von 67P (Tschurjumow-Gerasimenko), den die europäische Sonde Rosetta seit Anfang August auf einer Orbit-ähnlichen Bahn umkreist. Oben ist das aktuellste Bild vom 04. November zu sehen, die Aufnahme unten ist vom 10. September, und die Animation darunter zeigt eindrucksvoll die äußerst merkwürdige Form des Kometenkerns, die alle Wissenschaftler überraschte. Der Komet befindet sich zurzeit zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter und doch sind unter entsprechenden Blickwinkeln schon deutlich Gasströme zu erkennen, die besonders aus dem Zwischenbereich der Hantelform ausgehen. Auch das sehenswerte Selfie, aufgenommen am 07. Oktober, zeigt zugleich Rosetta und den 16 Kilometer fernen aktiven Kometen. 10 ½ Jahre ist die Kometensonde der ESA jetzt schon unterwegs und mit der heutigen Landung des Rosetta-Landers Philae ist endlich der Höhepunkt der einzigartigen Mission erreicht. Mit einem kleinen 220 Millionen Euro teuren Labor will man erstmals auf dem Kern eines Kometen landen. Die Landung auf dem Kometen findet in 511 Millionen Kilometern statt, was einer Signallaufzeit von 28 Minuten und 20 Sekunden entspricht. In der Übersicht ist neben der heutigen Position auch der weitere Verlauf der Mission bis Dezember 2015 eingezeichnet, denn Rosetta und Philae werden zum ersten Mal vor Ort die Aktivität eines Kometen untersuchen, wenn der Schweifstern in Sonnennähe kommt.

 

Ob die Landung auf dem weniger als 5 Kilometer großen Kometen so wie im Film geklappt hat, werden wir heute erst irgendwann nach 17:00 MEZ wissen, denn die für 16:34 MEZ geplante Landung kann nur mit einer gewissen Abweichung angegeben werden; erste Fotos sollen bereits 5 Minuten nach dem Aufsetzen gemacht werden. Zumindest die Bestätigung von Philaes erfolgreicher Abtrennung von Rosetta traf planmäßig um 10:03 MEZ ein. Gut eine halbe Stunde zuvor musste sich also der kleine Lander auf seine siebenstündige Reise zum Kometenkern gemacht haben. Mit der OSIRIS-Kamera von Rosetta will man Philae während des Abstiegs fotografieren; mit ersten Bildern wird zwischen 14:00 und 15:30 MEZ gerechnet. Hoffentlich läuft wirklich alles nach Plan.

Bei dem heutigen „Jahrhundertereignis der Kometenforschung“ ist man vor allem online live dabei, es gibt aber auch TV-Berichterstattungen und sogar Public Viewings. Allein bei Twitter wird man auf verschiedenen Kanälen (z.b. @ESA_Rosetta, @Philae2014, @esaoperations, #CometLanding) im Minutentakt auf den neuesten Stand gebracht, es gibt außerdem Livestreams von DLR und ESA und den Live-Blog von Blogger-Kollege Daniel Fischer kann sowieso immer empfohlen werden. Weitere Links, auch zu öffentlichen Veranstaltungen, hat Stefan Gotthold in einer langen Liste zusammengestellt. Wie Europa heute – hoffentlich – Raumfahrtgeschichte schreibt, werde ich nachher ab 15:00 MEZ bei der Veranstaltung in der Bonner Bundeskunsthalle, wo zurzeit die sehenswerte Ausstellung „Outer Space – Faszination Weltraum“ läuft, erleben und später davon berichten.

12.11.2014

Alexander Gerst ist zurück auf der Erde

Das sind einige Aufnahmen unseres einzigartigen Raumschiffs Erde, die der raumfahrende Vulkanologe Alexander Gerst noch im November bei Twitter, Facebook und hochauflösend bei Flickr gepostet hat. Zu sehen sind etwa ein verzerrter Mondaufgang, der Sternhaufen der Plejaden knapp über dem Horizont unserer blauen Heimat und ein Flug mitten durch das helle Farbenspiel des Polarlichts über Neuseeland, das letzte Foto kommentierte Gerst so: „To realize how fragile our little blue planet is, I needed only a single glance. .“ Neben seinen Arbeiten und Trainingseinheiten standen allein in der letzten Woche an Bord der ISS gleich zwei Liveschalten (in Oberpfaffenhofen mit der Presse und in Berlin mit Politikern) und ein ARISS-Amateurfunk-Kontakt am Samstag mit Schülern in Dresden und Frankfurt auf dem Programm. Und nach den letzten Selfies mit der aktuellen sechsköpfigen Besatzung, hieß es am Sonntagabend schließlich Abschiednehmen von der unvergleichlichen Aussicht aus 400 Kilometern Höhe auf unsere wunderbare Erde. Seit dem 29. Mai wohnte und arbeitete er als 11. deutscher Astronaut auf der Internationalen Raumstation, doch um 22:00 MEZ schloss sich dann hinter ihm die Luke zwischen der ISS und der Sojus-Kapsel. Nach 5 ½ Monaten im Orbit ging es nach Hause. In der Nacht zu Montag um 1:31 MEZ koppelte das Raumschiff ab und um 4:58 MEZ landeten Gerst und seine Crew-Mitglieder Wiseman und Surajew in der frostigen Steppe Kasachstans, bis auf 2 Sekunden Verspätung lief alles nach Plan. Dort gab es auch einen traditionsreichen Empfang der drei Raumfahrer. Um 15:02 MEZ landete der ESA-Astronaut zusammen mit seinem NASA-Kollegen Wiseman bereits in Glasgow, wo sich ihre Wege trennten. Während es für Wiseman weiter nach Houston ging, ging’s für Alexander Gerst direkt weiter nach Deutschland. Der ADAC-Ambulanzflieger landete um 19:44 MEZ in Köln. Auf den Fotos vom Rollfeld ist neben DLR-Chef Wörner und Astronaut Reinhold Ewald auch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters zu sehen. Danach ging’s endlich in das raumfahrtmedizinische Labor des DLR in Köln-Porz. Hier kann sich  Kölschonaut Gerst erstmal vom ganzen Presserummel erholen. Zumindest bis Donnerstagvormittag, denn dann gibt’s die erste Pressekonferenz mit ihm, und ich bin dabei. Ich werde berichten.

11.11.2014

Nach der Vorspeise „Gravity“ kommt jetzt das Festmahl „Interstellar“

 

„We must confront the reality that nothing in our solar system can help us.“ Dieser Satz von Michael Caines Charakter markiert die hoffnungslose Ausgangslage von Christopher Nolans („Memento“, „Prestige“, „Inception“) neuestem Sci-Fi-Hit, der heute in den deutschen Kinos anläuft. Die Erde ist in der nahen Zukunft von „Interstellar“ dem Untergang geweiht. Bald wird sie unbewohnbar sein, denn wegen klimatischer Veränderungen werden langsam alle natürlichen Lebensmittelvorräte vernichtet und unsere blaue Heimat im All verstaubt allmählich zu einem Wüstenplaneten. Das Sterben der Menschheit ist nur noch eine Frage der Zeit und so hängt ihr Überleben allein vom Erfolg einer bemannten Mission zum Saturnsystem ab. Das Ziel der Astronauten ist ein Schwarzes Loch, das die Öffnung eines Wurmlochs darstellt. Damit geht das Raumschiff „Endurance“ und seine Besatzung auf die erste interstellare Reise, um in anderen Galaxien ein neues Zuhause für die Menschheit zu finden. 

Bereits 1988 berechneten die Physiker Kip Thorne und Michael Morris, dass tatsächlich theoretisch ein in beiden Richtungen durchquerbarer Wurmloch-Typ möglich wäre, genauso wie sie es im Sommer 1985 in einem Manuskript von Carl Sagans Roman „Contact“ gelesen hatten. In ihre Mathematik floss auch das Zwillingsparadoxon der Allgemeinen Relativitätstheorie ein, wodurch ihre theoretische Wurmloch-Lösung sogar zu einer Zeitmaschine wurde. Nach Robert Zemeckis beeindruckender Verfilmung von „Contact“ schafft es das Morris-Thorne-Wurmloch nun erneut auf die große Leinwand. Während sich der Film „Contact“ auf den philosophischen Aspekt einer Reise zum Stern Wega konzentrierte, ist es bei Nolans Weltraumdrama „Interstellar“ ganz klar die emotionale Komponente, wie schon vor 11 Monaten im ersten Trailer zu spüren war. Ging es etwa in „Memento“ noch um Erinnerungen und in „Inception“ um Träume und Gedanken, so dürfte das Thema Liebe jenseits von Raum und Zeit den Kern von „Interstellar“ darstellen. Es ist eine Geschichte über Vaterschaft und wohl der emotionalste Film des Kino-Visionärs. „Für mich geht es in dem Film darum, was es heißt, Vater zu sein“, so der Regisseur, und selbst Hauptdarsteller Matthew McConaughey bewegt dieses Thema.

Die Kritiken zum Weltraumabenteuer „Interstellar“, dem wohl meisterwartesten Film 2014, sind größtenteils sehr gut. Beispielsweise schreibt „Variety“: „Nolans neunte Regiearbeit ist emotional zugänglicher als seine unterkühlten, kopflastigen Thriller und Batman-Filme. „Interstellar“ gehört zu den besten Werken von Nolan, der sich erneut als der führende Geschichtenerzähler seiner Generation erweist. Sein Film hat seinen Platz neben visionären Sci-Fi-Trips wie „2001“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „Gravity“ mehr als verdient.“ „Gravity“ gilt übrigens für viele Filmfreunde als kleine Vorspeise bzw. als 90-minütige Actionsequenz, dagegen folgt nun mit „Interstellar“ das eigentliche 169 Minuten dauernde Drei-Gänge-Menü. „Nolan’s is the full three-course meal.“ In einer anderen Kritik heißt es: „Wo „Gravity“ kurz, reduziert und gefällig war, ist „Interstellar“ lang, grandios und anspruchsvoll.“ Auch bekannte Regiegrößen haben sich bereits im Vorfeld zu „Interstellar“ sehr positiv geäußert, Quentin Tarantino verglich ihn sogar mit Filmen von Andrei Tarkowski („Solaris“) und Terrence Malick („The Tree Of Life“).

Ob der neue Sci-Fi-Blockbuster, an dem auch Theoretiker Kip Thorne als wissenschaftlicher Berater für Schwarze Löcher beteiligt war, nun hält was die Trailer, die Kritiken und Hauptdarsteller McConaughey versprechen („Es ist der größte Film, an dem ich je beteiligt war. Es ist sogar der größte Film, an dem jemals irgendwer beteiligt war.“), kann ab heute jeder selbst im Kino beurteilen. „Everybody ready to say goodbye to our solar system? – To our galaxy.“ Und zur Oscar-Verleihung am 22. Februar 2015 sind wir wieder zurück.

06.11.2014

Sonniger Tag der offenen Tür der Volkssternwarte Bonn

Mehr Sonne geht einfach nicht! So lässt sich tatsächlich der 19. Oktober beschreiben, an dem der alljährliche Tag der offenen Tür der Volkssternwarte Bonn (VSB) stattfand. Wie schon zu unserer gelungenen öffentlichen Sonnenbeobachtung zum Ausstellungsstart von „Outer Space – Faszination Weltraum“ in der Bundeskunsthalle, so lockte die strahlende Sonne an einem vollkommen blauen Herbsthimmel diesmal zahlreiche Besucher zu der alten Argelander-Sternwarte nach Bonn-Poppelsdorf. Deshalb waren natürlich auch mehr Sonnenteleskope als sonst für die Beobachtung unseres Heimatsterns im Weißlicht und H-alpha-Licht aufgestellt. Selbst mit dem Sonnenfilter-Fernglas und sogar freisichtig – nur mit einer Sonnenfinsternisbrille geschützt – war eine neue große Fleckenregion am Sonnenrand auszumachen. Außerdem war passend zum 200-Jahr-Jubiläum ein Spektroskop aufgebaut, mit dem jeder die Entdeckung der Fraunhoferlinien mit eigenen Augen nachvollziehen konnte.

Schätzungsweise zwischen 200 und 300 Besucher lockte das wunderbare T-Shirt-Herbstwetter bzw. der mit 23 Grad(!) wärmste Tag des Monats zu dem 115 Jahren alten Kuppelbau neben der historischen Bonner Sternwarte. Auch dieses Mal boten die Hobbyastronomen der Volkssternwarte ein abwechslungsreiches Programm: interessante Kurzvorträge (von 200 Jahre Fraunhoferlinien bis zum astronomischen Ausblick auf 2015), ein Vortrag speziell für Kinder, Präsentation der beliebten Software „Stellarium“, zum Schmökern lud ein Büchermarkt ein und regelmäßig gab es „spritzige“ Starts von Wasserraketen. Auch wenn sie nicht wie letztes Jahr verfinstert wurde und für einen übervollen Vortragsraum sorgte, war die Sonne dennoch ganz klar der Höhepunkt im Programm und der diesjährige Veranstaltungstag somit ein voller Erfolg.

Der Tag der offenen Tür 2015 ist wegen der totalen Mondfinsternis für den 27. September geplant.

05.11.2014

Sonnenbeobachtung zur Eröffnung der Weltraum-Ausstellung „Outer Space“

Das sind 10 Impressionen unserer überaus gelungenen öffentlichen Sonnenbeobachtung, die am 03. Oktober zum ersten Ausstellungstag der sehenswerten Bonner Weltraum-Ausstellung „Outer Space – Faszination Weltraum“ (ausführlicher Bericht von mir) stattfand. Fünf Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA) – Malte, Wolfgang, Achim, Torsten und ich – standen mit ihren für die Sonnenbeobachtung geeigneten Teleskopen ab dem Vormittag vor der Bundeskunsthalle bereit. In zwei Fernrohren wurden die dunklen Sonnenflecken gezeigt und mit den drei H-alpha-Geräten konnten die vielen Besucher auch die Eruptionen am Sonnenrand beobachten, ich brachte derweil mit fundiertem Fachwissen das Gesehene näher und stand für Fragen aller Art bereit. Viele Familien mit Kindern, aber auch bekannte Gesichter wie Ralph Burmester, Kurator im Deutschen Museum Bonn, und sogar Stephan Andreae, Kurator von „Outer Space“, schauten vorbei und wollten einmal die Sonne so sehen, wie es sonst nicht möglich ist. Uns Hobbyastronomen hat die gesamte Aktion auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht, und keiner von uns hätte je gedacht, dass mal bei einer Beobachtung eine Rakete hinderlich sein würde.

Das Wetter hätte für eine öffentliche Beobachtung nicht besser sein können: T-Shirt-Wetter bei 22 Grad und die Sonne lachte von einem strahlend blauen Herbsthimmel. Bei lange im Voraus geplanten Beobachtungsaktionen hängt schließlich alles am Wetter, denn meine Idee hatte ich dem Kurator schon Anfang Februar vorgestellt, wobei schließlich diese Termine herausgekommen sind. Das freut mich somit nochmal besonders, dass letztlich alles wie gewünscht geklappt hat und wir Sternfreunde so den sonnigen Eröffnungstag der Weltraum-Ausstellung ergänzen konnten. Es war eine sehr schöne Sonnenbeobachtung mit schätzungsweise 100 Besuchern, interessanten Fragen und netten Gesprächen. Und mittendrin machte Malte noch dieses schöne Little-Planet-Bild des aktuellen „Weltraumbahnhofs Bonn“.

Malte Tewes

31.10.2014

Astronauten der ISS mit dem Westfälischen Friedenspreis ausgezeichnet

„Die ISS ist Beispiel dafür, dass wir über alle Konflikte in der Welt hinaus an die Zukunft denken und in einer so kleinen Kapsel zusammenarbeiten“, sagte bereits der Oberbürgermeister von Münster, als sich heute früh noch Laudatoren, Ehrengäste und natürlich die Preisträger des Westfälischen Friedenspreises 2014 ins Goldene Buch der Stadt eintrugen. In der offiziellen Begründung wird die politische Bedeutung angesichts der ehemals verfeindeten Supermächte zusätzlich besonders hervorgehoben: „Männer und Frauen, die noch zur Zeit des Kalten Krieges in verfeindeten Blöcken lebten, arbeiten und leben heute ganz selbstverständlich zusammen auf engstem Raum: 400 Kilometer hoch über der Erde, in der Internationalen Raumstation (ISS).“

Um 11:00 Uhr begann der Festakt im historischen Rathaus zu Münster, wurde im WDR live übertragen und es gab sogar ein Public Viewing. Schon in den ersten Grußworten hob man die friedliche internationale Zusammenarbeit für den „Außenposten der Menschheit im All“, wo „zum Wohle der gesamten Menscheit“ geforscht wird, hervor. Die ISS sei eine „kleine friedliche Welt“, ein „Vorbild“. Zunächst wurde aber von Außenminister Frank-Walter Steinmeier der erste Teil des Westfälischen Friedenspreises für die Jugendarbeit des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge verliehen. Zum zweiten Teil der Preisverleihung leitete ein fünfköpfiges Blechbläser-Ensemble ein – mit der Titelmelodie aus Star Trek.

Die Laudatio von Tom Buhrow, Intendant des WDR, begann mit dem Tweet, den ISS-Astronaut Alexander Gerst mit den Worten „Mein traurigstes Foto“ betitelte. Denn selbst aus dem niedrigen Erdorbit sind die aktuellen Konflikte sichtbar. Die Internationale Raumstation ist nicht nur das „größte Technologieprojekt aller Zeiten“, wo sich die Raumfahrer nur ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmen, „sie verstehen ihre Mission auch als politische Mission“, betonte Buhrow. Denn der Blick von der ISS auf unseren Blauen Planeten lässt keine Grenzen erkennen und gleiches gilt auch für das 100-Milliarden-Dollar-Raumlabor selbst, welches damals mit den Russen (Roskosmos), den Amerikanern (NASA und Europäern (ESA) begann und heute werden dort beispielsweise Experimente aus 53 Nationen durchgeführt und an Bord waren mittlerweile Raumfahrer aus 15 Nationen. Der Laudator weiter: „In diesen Tagen, in denen immer wieder von einem „neuen Kalten Krieg“ die Rede ist, mahnt uns die ISS, uns gelegentlich wieder die ganz einfachen Fragen zu stellen. Wenn auf diesem Außenposten der Menschheit Russen, Amerikaner und Deutsche nicht nur friedlich zusammenleben, sondern auch gemeinsam wissenschaftliche Erkenntnisse zum Nutzen der Menschheit gewinnen können, warum machen wir es uns hier unten auf der Erde dann so schwer miteinander?“

Stellvertretend für das „Symbol des Friedens am Sternenhimmel“ wurde der Preis des Westfälischen Friedens für die „Besatzungen der Internationalen Raumstation“ (wie es offiziell in der Urkunde heißt) an drei ISS-Astronauten verliehen: den aus Spanien stammenden US-Amerikaner Michael Lopez-Alegria, den Russen Pavel Vinogradov und den Deutschen Thomas Reiter. Alle drei Raumfahrer waren 2006 gemeinsam auf der ISS, wobei sie zwischenzeitlich noch Besuch von der aus dem Iran stammenden Weltraumtouristin Anousheh Ansari bekamen. So machte die Festveranstaltung in Münster zusätzlich sehr deutlich, wie sehr 400 Kilometer über der Erde doch Grenzen – trotz unterschiedlichster Kulturen – verschwimmen.

Zu der Verleihung wurde auch ein Film über die Friedenspreisträger gezeigt und auch Alexander Gerst, der schon bald seine Rückkehr zur Erde antreten wird, bedankte sich via Twitter für die Auszeichnung. Dieser kam auch noch in einer eingespielten Aufzeichnung ausführlich zu Wort. Das Telefon-Interview (geführt vom EAC in Köln-Porz) mit WDR-Chefredakteurin Sabine Scholt, die auch den heutigen Festakt moderierte, ist bei Youtube verfügbar. Der Geophysiker und Vulkanologe, für den der Friedenspreis eine „große Ehre“ ist, sprach mit ihr über die ISS als „komplexeste Maschine“, das freundschaftliche Miteinander an Bord und die sichtbaren Konflikte auf der Erde – selbst aus 400 Kilometern Höhe.

25.10.2014

Lift-off für die großartige Weltraum-Ausstellung „Outer Space“ in Bonn

Im August 2011 hörte ich zum ersten Mal von der geplanten Weltraum-Ausstellung in der Bundeskunsthalle und je näher der Oktober 2014 rückte, desto mehr stieg die Vorfreude auf „Outer Space – Faszination Weltraum“. Besonders durch Interviews mit den beiden Kuratoren Stephan Andreae (auch für meinen Blog) und Claudia Dichter, die Landung der Liberty Bell 7 oder der Ariane 5 mitten in Bonn, und erst recht durch den Pressetermin Ende August, wo die Ausstellung erstmals ausführlich vorgestellt wurde. Und dann war er tatsächlich da: der 02. Oktober, an dem zunächst die Presse und abends zu der Eröffnungsveranstaltung auch die Öffentlichkeit bei freiem Eintritt die unendlichen Weiten von 15 Ausstellungsräumen entdecken konnte. Drei Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA)Paul Hombach, Daniel Fischer und ich – nutzten so gleich mehrfach die Gelegenheit in den „Outer Space“ abzuheben und mischten sich schon vormittags unter die Leute von Funk und Fernsehen.

Extra für den Eröffnungstag hatte das DLR noch ihren aufblasbaren Astronauten mitgebracht und im Foyer des Museums gab es bereits eine detailgetreue ISS eines Modellbauers aus Niederkassel zu entdecken. Wie passend zum Tor zu den Sternen wartet vor der Tür zur Ausstellung ein Space Shuttle inkl. Crawler aus Schaumpappe eines New Yorker Künstlers, ein paar Schritte weiter schwebt man dann schon schwerelos durch den Weltraum und reist mit ihm gleichermaßen durch die Menschheitsgeschichte. Die nachfolgenden 18 Bilder sind nur eine kleine Auswahl meiner Fotos, zeigen aber sehr schön, wie breit gefächert das Spektrum in der wunerbaren Ausstellung ist und wie gekonnt die Macher und Kuratoren von „Outer Space – Faszination Weltraum“ ihr Leitmotiv „Der Weltraum zwischen Kunst und Wissenschaft“ umgesetzt haben.

Kunstgeschichte, Raumfahrtgeschichte, Astronomiegeschichte, Technikgeschichte, Science-Fiction-Geschichte und zeitgenössische Kunst – diese sprichwörtlich All-umfassende Ausstellung verbindet einfach All-es. Oder wie es schon die „Welt am Sonntag“ so treffend formulierte: „“Outer Space“ ist eine unverwechselbare Schau geworden, weil sich hier Fakten und Fiktion, Kunst und Wissenschaft wirklich auf Augenhöhe begegnen.“ Schon im ersten Ausstellungsraum trifft man auf den bekannten Meteoriten Ensisheim, das Universum in der Nußschale, die Himmelsscheibe von Nebra und die wunderschöne „Die Geburt der Milchstraße“ von Rubens. Davor steht eine leere Vitrine, in die am 08. Dezember der deutsche Astronaut Alexander Gerst eine zur ISS mitgenommene Bundesbiene vom Dachgarten, legen wird. Im nächsten Raum steht eine kaputte und verbeulte Spitze einer V2, die auf mich eher wie ein Kunstgegenstand wirkte. Auf der großen Wand hinter ihr läuft ein Countdown für eine Sojus in Baikonur in Endlosschleife ab und regelmäßig ist der krachende Lärm des Raketenstarts in der ganzen Ausstellung zu hören. Hier finden sich auch Visionär Oberth, Pionier von Braun und Psychiatriepatient Janke, dessen Raumfahrt-Visionen nie die DDR-Anstaltsmauern verlassen hatten. Wie die Wissenschaft die Kunst beeinflusst, sieht man aber noch an vielen Stellen in den insgesamt 15 Ausstellungsräumen. Ob eine strahlende Sonne oder gleich das ganze expandierende Universum, ob Briefe von sterbenden Sternen oder eine sehr assoziative Installation in Form eines Bettes, „in dem Neil Armstrong in seiner ersten Nacht nach der Rückkehr vom Mond schlief“ (so der vollständige Name) – der Weltraum beflügelt auch heute noch Künstler auf der ganzen Welt. Und in diesem wunderbaren Kontext zeigt sich selbst das Triebwerk einer Ariane 4 von seiner künstlerischen und ästhetischen Seite, man hat kaum mehr eine Vorstellung davon, dass diese Ingenieurskunst eigentlich über 2 Millionen PS Leistung liefert.

Angesichts von gezeichneten Marskarten, bemalten Himmelsgloben, alten Teleskopen, gedruckten Sternkarten und den ersten Mondzeichnungen, die vom Künstler Galileo Galilei stammen, wird ebenfalls deutlich, dass frühere Astronomen in gewisser Weise auch künstlerisch arbeiteten. Galileis Darstellungen, enthalten in einer Ausgabe von 1953 seines berühmten „Siderus Nuncius“, sind außerdem mit einem Gemälde seines Prozesses von 1633 und einem formatfüllenden Foto des Jupitermonds Io sehr schön in Szene gesetzt. Und mit Aquarellfarben gestaltete Entwürfe für die sowjetische Raumfahrt ist zu sehen, dass Kunst und Wissenschaft/Technik selbst in der Gegenwart nicht so weit auseinander liegen wie man zuerst vermutet. Zwar ist die 1964 skizzierte „Lunniy Korabl“ nie auf dem Mond gelandet und dennoch erhält man mit diesen Arbeiten Galina Balaschowas Einblicke in einen völlig unbekannten Aspekt der bemannten Raumfahrt. In der Ausstellung wird an vielen Stellen mit zahlreichen interessanten Exponaten – u.a. mit verschiedenen Raumanzügen, tierischen Raumfahrt-Pionieren, der bekannten weißen Weste zu Apollo 13, Sigmund Jähns Experimenten oder Reinhold Ewalds Socken – Raumfahrt präsentiert. Für Technikfreunde wie für Geschichtsinteressierte dürfte die Mercury-Kapsel Liberty Bell 7 ein Highlight darstellen, mit dem gleichermaßen an den tragischen Helden Gus Grissom erinnert wird. Mit dieser kleinen Kapsel wurde Grissom im Juli 1961 während einer 15-minütigen Mission zum zweiten Amerikaner im Weltraum. Und wenn man schließlich davor steht, kommt einem plötzlich wieder John Glenns amüsanter Satz in den Sinn: „You don’t climb into the Mercury spacecraft, you put it on.“

In „Outer Space – Faszination Weltraum“ hat natürlich auch die Science-Fiction ihren festen Platz. Von E.T. über die ikonische Horrorgestalt des in diesem Jahr verstorbenen H. R. Giger aus den „Alien“-Filmen bis zum berühmten Bügeleisen des TV-Raumschiffs Orion ist hier einiges zu finden. Und C3Po aus „Star Wars“ habe ich auch noch nie so glänzend gesehen, im richtigen Winkel zum spiegelnden Glas kommt er sogar besonders strahlend zur Geltung. Eine Science-Fiction-Geschichte von 1629 – Francis Godwins „The Man in the Moone“ („Der Mann im Mond“) – ist sogar Ausgangspunkt eines skurrilen Projekts der Kölner Künstlerin Agnes-Meyer-Brandis geworden. Sie beobachtete die Aufzucht von elf Gänsen vom Schlüpfen aus ihren Eiern, die sie mit Namen aus der Raumfahrt (z.b. Buzz, Valentina, Konstantin, Friede) beschriftete, bis zur Flugtauglichkeit. Denn im norditalienischen „Spaceport Pollinaria“ will die Gänsemutter sie ganz nach der literarischen Vorlage zu Mondgänsen ausbilden. Und auch in diesem Ausstellungsraum verschwimmen wiederum Fiktion und Wirklichkeit, wenn man nebeneinander eine Gänsefeder und ein Foto von Apollo 15 mit der bekannten Feder-Hammer-Demonstration auf dem Mond sieht. In den zwei übrigen von Künstlern gestalteten Räumen wird an den ersten Toten der Raumfahrt, Wladimir Komarow, gedacht und mit der Installation „The Man Who Flew into Space from his Apartment“ sieht man, wie sich jemand direkt durch die Zimmerdecke in den Weltraum katapultiert hat und so zugleich dem Kommunismus entkam.

Durch seinen interaktiven Charakter ist der rötlich glänzende Himmelsglobus für mich definitiv das Highlight der großartigen Bonner Weltraum-Ausstellung. Diese aus Kirschholz gefertigte Kugel besteht aus insgesamt 2.800 Holzstücken, die der in Düsseldorf lebende japanische Künstler Hiroyuki Masuyama drei Monate lang geschliffen und poliert hat. Die Kugel misst zwar nur 1,9 Meter im Durchmesser, doch ich empfehle jedem, der nicht allzu klaustrophisch veranlagt ist, dort hineinzugehen. Wenn man durch die kleine Luke in das Schwarze Loch steigt und die Klappe hinter einem blickdicht schließt, ist man plötzlich in der stockfinsteren Nacht von 30.000 Sternen umgeben. Tausende in das Holz gestochene Löcher mit Glasfasern machen das Universum in der Holzkugel möglich. Wenn man sich am Himmel auskennt, reicht ein gefundenes Sternbild zur Orientierung und man findet weitere. Und wie mein Bild zeigt, kann man den Großen Wagen inkl. Polarstern hier sogar am Taghimmel fotografieren. Wie in einer Höhle hallt es in dem Himmelsglobus, was die Naturerfahrung noch lebendiger macht. Unzählige Sterne über dem Kopf, zu den Seiten und unter einem; man sitzt oder liegt also tatsächlich auf den Sternbildern des Südhimmels. Ich kam mir wie in einer engen, kleinen Raumkapsel vor und hatte gleichzeitig – egal wohin ich sah – die unendlichen Weiten des Nachthimmels vor Augen und doch die Sterne wirklich zum Greifen nah! Es ist wie beim echten Sternhimmel: Sowas lässt sich schwer in Worte fassen, jeder muss ihn für sich selbst entdecken. Die paar Minuten vergingen wie im Flug – hallo Relativitätstheorie – und schon ist man wieder auf dem Boden der Tatsachen. Dieses Kunstobjekt ist ein fantastisches Naturerlebnis!

Zwischen meinen beiden Vorbesichtigungen der Ausstellung fand noch eine Pressekonferenz statt. Für das DLR, das mit 13 Exponaten in der Schau vertreten ist, war Sabine Hoffmann, Leiterin der Abteilung Kommunikation, anwesend. Mit einem Zitat Albert Einsteins brachte sie das Leitmotiv von „Outer Space“ sehr schön zum Ausdruck: „Das Schönste, was wir erfahren können, ist das Mysteriöse. Es ist der Quell aller wahren Kunst und Wissenschaft.“ Erwähnung fand auch der Rosetta-Lander Philae, den sie als „ingenieurwissenschaftliche Kunst“ bezeichnete und zu dessen Landung auf dem Kometen am 12. November auch in der Bundeskunsthalle eine Veranstaltung stattfindet. Anschließend berichtete Kuratorin Claudia Dichter ausführlich über die Entstehung der Weltraum-Ausstellung. Sie erläuterte nochmal, dass es ihr und ihrem Kollegen Stephan Andreae nicht so sehr um Fakten und Wissen ging, vielmehr sollte das „Faszinosum“ im Mittelpunkt stehen. Für die Kunsthistorikerin ist der Weltraum und die damit verbundene Neugier und der Forschergeist seit Menschengedenken eine „anthropologische Konstante“. Wie mir beim zweiten Gang durch die Ausstellung klar wurde, lässt sich das auch von der Kunst sagen, denn schon seit jeher formt und baut der Mensch mit seinen Händen. So sind in meinen Augen die anthropologischen Konstanten Kunst und Wissenschaft noch mehr miteinander verbunden.

Dichter erzählte auch, wie am Vortrag der deutsche Raumfahrer Reinhold Ewald mit „leuchtenden Augen“ aus dem hölzernen Himmelsglobus stieg und den Anblick mit „schwarzem Samt“ verglich; so wie tatsächlich Astronauten den im All sichtbaren Sternhimmel beschreiben. Während der Pressekonferenz gab es auch Beifall, als die Kuratorin auf die mit Aquarellfarben gestalteten Raumfahrt-Entwürfe von Galina Balaschowa zu sprechen kam. Die 83-Jährige und ihr Enkel waren der Einladung zur Ausstellungseröffnung gefolgt und einige Tage zuvor aus Moskau angereist. Balaschowa, über die diesen Monat auch ein Buch erschienen ist, studierte ab 1949 Architektur und arbeitete ab Herbst 1964 als Innenarchitektin für die sowjetische Raumfahrt, wobei sie beispielsweise die funktionale Innenraumgestaltung für die Sojus-Kapsel und die Raumstation Mir entwarf. Nach Bonn durfte sie nur Skizzen mitbringen, die sie aber vor Ort nachkoloriert hat und so sind echte Originale in der Ausstellung zu sehen.

Am Abend hatte die Eröffnung der Weltraum-Ausstellung dann ihren öffentlichen Höhepunkt. Die eingeladenen deutschen Astronauten Ewald und Thiele kamen wegen Staus leider zu spät, was aber ein perfekten Auftakt zur Veranstaltung lieferte. Denn als die beiden Kuratoren im August 2010 im Stau standen, wurde die Idee zu „Outer Space – Faszination Weltraum“ geboren. Und so bekommt Bonn nun endlich die Ausstellung, die es schon vor beinahe 25 Jahren geben sollte, denn bereits damals zur Eröffnung des Museums wollte man eine interdisziplinäre Schau zum Thema Weltraum zeigen. Dazu kann ich nur sagen: Das Warten hat sich mehr als gelohnt! Zum Abschluss der einstündigen Veranstaltung gab’s noch einen aufgezeichneten Gruß von Alexander Gerst, der die in Acryl gegossene Bundesbiene schwerelos durch den Raum schweben ließ und die er zu seiner Welcome-Home-Party am 08. Dezember in ihre Vitrine legen wird. Damit war dann „Outer Space – Faszination Weltraum“ auch für die Öffentlichkeit geöffnet.

Die sehenswerte Ausstellung ist jetzt noch genau vier Monate lang bis zum 22. Februar 2015 in Bonn zu sehen und ein unbedingtes Muss für jeden, der sich in irgendeiner Form für den Weltraum interessiert. Es lohnt sich nicht etwas speziell hervorzuheben, denn hier passt einfach alles perfekt zusammen – besonders Kunst und Wissenschaft.

22.10.2014

Extremer Superflare von DG CVn

Auch wenn es nicht den Anschein hat, aber der Auslöser dieser riesigen Coronal Mass Ejection (CME) und des anschließenden Teilchenschauers auf den Kamerachips von SOHO war kein normaler X-Flare. Vielmehr handelt es sich bei der am 04. November 2003 ereigneten Eruption mit einer Stärke von X45 um den energiereichsten solaren Flare überhaupt; in einer ähnlichen Größenordnung soll übrigens das bekannte Carrington-Event von 1859, das allerdings bei Ankunft an der Erde den größten beobachteten geomagnetischen Sturm auslöste, liegen. Doch selbst ein X45 auf der X-Flare-Skala wird von einem noch viel extremeren Röntgenflare in den Schatten gestellt. Dieser stammt vom nahe des Kugelsternhaufens M 3 zu findenden Sterns DG CVn, der mit einer Helligkeit von 12,2mag schon mit kleiner Teleskopöffnung zu sehen ist. Als sog. Flaresterne bezeichnete veränderliche Rote Zwerge sind schon lange bekannt, aber was sich bei jenem schwachen Lichtpunkt im Sternbild Jagdhunde abspielte, überraschte die Astronomen völlig.

Am 23. April 2014 um 23:07 MESZ begann auf ihm eine wahre Flare-Serie ungeahnten Ausmaßes, denn mit gleich sieben großen Eruptionen und einer maximalen Temperatur von 220 Millionen Kelvin ist es definitiv das längste (erst nach zwei Wochen beruhigte sich das Aktivitätsgebiet und der Stern kehrte zu seinem normalen Level zurück) und heißeste (solare Flares erreichen nur bis zu 30 Millionen Kelvin) Ereignis dieser Art. Auch ihre Stärke übertraf solare Events und selbst den X45-Flare um viele Größenordnungen, und das schon allein mit dem stärksten Energieblitz, mit der die energiereiche Kaskade ihren Anfang nahm. Gemessen an der bekannten Flare-Skala, so schätzten die Wissenschaftler ab, hat man auf DG CVn einen X100.000-Superflare beobachtet. Noch dazu wurde die gigantische Eruption nicht nur im Röntgenbereich detektiert, denn währenddessen wurde der Stern im Visuellen um 2,5mag und im UV-Bereich um 5,0mag heller. Auf dem nur 60 Lichtjahre fernen aktiven Roten Zwerg hätte man also tatsächlich schon mit einem Fernglas einen Weißlicht-Flare beobachten können.

01.10.2014

Alexander Gersts Spacewalk für den 07. Oktober angekündigt

Seit nun 4 Monaten schauen viele tausende Fans dem deutschen Social-Media-Star Alexander Gerst via Facebook (139.000 Follower) oder Twitter (155.000 Follower) bei der Arbeit auf der ISS zu und freuen sich täglich über neue fantastisch schöne Postkarten der Erde aus 400 Kilometern Höhe. Ob ein Zeitraffer einer 90-minütigen Erdumkreisung – inkl. Polarlichtern und Blitzen – oder ein Ping-Pong-Turnier mit Kollege Reid Wiseman – so nah war man noch keinem Deutschen im Weltraum und zugleich so fern der Erde. Erst gestern twitterte er zu dem ersten Foto: „4 Months in orbit. Feels like a second now. „, und nach den neuesten Planungen kann sich Gerst schon nächste Woche sein zweites Zuhause von außen angucken. Denn wie die NASA vorgestern bekannt gab, soll er am 07. Oktober ab 14:10 MESZ einen ISS-Außenbordeinsatz absolvieren.

Ursprünglich war Gersts Spacewalk für den 29. August vorgesehen, musste allerdings wegen eines Batterieproblems in den 145 Kilogramm schweren Raumanzügen der NASA verschoben werden. Nun steht jedoch einem Ausstieg nichts mehr im Weg und Alexander Gerst kann nächsten Dienstag die Erde und das sie umgebene Vakuum aus einem neuen Blickwinkel betrachten – nur noch getrennt durch das 3-Millimeter-Plastikvisier seines Helms. Der Außenbordeinsatz von Gerst und seinem US-Kollegen Wiseman wird inkl. Helmkamera bei NASA-TV übertragen. 6 ½ Stunden sind für die Arbeiten außerhalb der ISS geplant, wobei eine Umlagerung eines defekten Ammoniak-Pumpenmoduls, die Installation einer Ersatzenergieversorgung (Mobile Transporter Relay Assembly) des kanadischen Roboterarms Canadarm (Space Station Remote Manipulator System) die Hauptaufgaben der beiden Astronauten sein werden.

01.10.2014

Im StarTalk mit … Stephan Andreae

Ausstellungsleiter Stephan Andreae hat zurzeit alle Hände voll zu tun, denn sein großes Projekt „Outer Space – Faszination Weltraum“ öffnet bereits in wenigen Tagen seine Türen in der Bundeskunsthalle. „Die letzten beiden Wochen vor der Ausstellungseröffnung ist wie kurz vor Weihnachten: die Kunstwerke kommen an, die Architektur ändert sich, das Licht wird installiert – es ist aufregend, es ist viel Arbeit, man fiebert dem Tag entgegen, an dem dann alles fertig ist“, beschreibt seine Kollegin Claudia Dichter, mit der er zusammen vor über 4 Jahren die Idee zu dieser großen Weltraum-Ausstellung in Bonn hatte, den Endspurt in den Museumsräumen. Dort fliegt schon die ISS durch die Lobby, die Mercury-Kapsel Liberty Bell 7 ist bereits gelandet und mit der 12 Meter großen Ariane-Trägerrakete auf dem Museumsplatz wird der Schatten von „Outer Space“ immer länger. Und wenn sich schließlich nach jahrelanger Vorbereitung bereits diesen Freitag die unendlichen Weiten „zwischen Kunst und Wissenschaft“ in der Bundeskunsthalle öffnen, sind natürlich auch wir Hobbyastronomen dabei. Mit dieser bis zum 22. Februar zu entdeckenden All-umfassenden Mischung aus Astronomie- und Raumfahrtgeschichte, Kunst und Science-Fiction, bekommt Bonn sogar endlich die Ausstellung, die es schon 1992 geben sollte.

Ich bin mehr als gespannt auf die Weltraum-Ausstellung und freue mich, dass Kurator Stephan Andreae so kurz vor ihrer Eröffnung sogar noch Zeit für ein kleines Blog-Interview hatte und schildert so etwas seine persönliche Entdeckung des Himmels.

11 Fragen an Stephan Andreae …

  • Wann und wie wurde die Idee zu „Outer Space – Faszination Weltraum“ geboren?

Das war 2010 nach der Eröffnung des Vogelflughafens Hamm/Westf. Ich gab dem WDR ein Hörfunk-Interview. Die Redakteurin war Claudia Dichter. Praktischerweise fuhren wir im Auto nach Köln zurück und erzählten alles Mögliche über Interessen und Pläne. Da wie üblich Stau war, entwickelten wir das Ausstellungskonzept zu „Outer Space“, schrieben danach unsere Gedanken nieder und der Programmrat der Bundeskunsthalle sagte „Ja“. Das ist jetzt sehr verkürzt, aber so kann es gehen.

  • Was erwartet den Besucher der Weltraum-Ausstellung?

Ihn erwarten 12 Räume unterschiedlichsten Charakters und 3 Rräume von zeitgenössischen Künstlern. Unser Zugang ist eher emotional als wissenslastig, zu letzterem gibt es aber ein kleines Kino, ein Mediencockpit und natürlich den Katalog, der eine Enzyklopädie des Weltraums wird.

  •  Ist es nur Zufall, dass die Ausstellung zeitlich genau in die Missionen von Alexander Gerst und Rosetta fallen?

An Zufälle glaube ich nicht. Aber um ehrlich zu sein, das wussten wir damals noch nicht, da standen wohl die Sterne günstig.

  • War es angesichts seines straffen Trainingsprogramms nicht schwierig Alexander Gerst für den Audioguide zu gewinnen?

Alex war in jeder Phase des Projektes sehr kooperativ. Und natürlich mussten wir alles mit der ESA und dem EAC abstimmen, die waren ebenso kooperativ, und da das DLR alles unterstützte, war das alles nicht schwer, es gibt mit unserem Astronauten ja auch ein längeres Interview im Katalog.

  • Gibt es noch weitere Verbindungen zwischen Alexander Gersts Mission und der Ausstellung?

Das European Astronaut Center (EAC) in Köln bot uns an, ein kleines Objekt während Alexanders Mission auf der ISS zu platzieren, klein und leicht sollte es ein. Wir entschlossen uns, eine in Acryl einbalsamierte Biene der Bienenvölker von unserem Dachgarten hochzuschicken. Am 8. Dezember feiern wir seine „Welcome Home, Alex Gerst“-Party in der Bundeskunsthalle, dann wird er die Biene in ihre bis dahin leere Vitrine legen.

Die ISS in der Bundeskunsthalle; Christian Preuß

  • Spielbergs E.T., Gigers ikonisches Alien, C3Po und das Bügeleisen einer bekannten deutschen Raumpatrouille sind schon in Bonn gelandet, denn diese Woche ist es bereits soweit. Was muss so kurz vor der Eröffnung in den Ausstellungsräumen noch getan werden?

Fast 350 Exponate von gut 80 Leihgebern sind in konservatorisch einwandfreier Art einzubauen. Jedes und Jeder ist der Wichtigste. Und hier geht es um Dramaturgie, Farben, Durchblicke, Texte, Rhythmus, Zwischenräume, Dosierungen, quantitativ wie qualitativ, Lichtführung und Drumherum mit all den Dingen, die mit Didaktik und dem Rahmenprogramm zu tun haben. Und auch das eher Lästige: Budgeteinhaltung, Bestellungen tätigen, Rechnungen prüfen etc. Und wie man sieht, müssen wir Fragen beantworten, was wir doch gerne machen.

  • Gibt es ein Exponat, das Sie gerne wollten, es aber nicht geklappt hat?

Die gibt es immer: Adam Elsheimers „Flucht nach Ägypten“ und Carl Spitzwegs „Sternengucker“ waren aus konservatorischen Gründen nicht möglich. Auch Apollo-Kapseln dürfen die USA nicht mehr verlassen, das ist zu respektieren.

  • Haben Sie so etwas wie ein Lieblingsexponat?

Es geht um Komposition, also das Gesamte. Die Zusammenwirkung der Exponate ist das Entscheidende. Aber wenn Sie schon nach „Lieblings …“ fragen, es ist das Team und die Freude, wie es mit dieser mega-komplizierten Ausstellung umgeht.

  • Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, Arbeiten der Innenarchitektin der Sojus-Kapsel zu zeigen?

Der Berliner Architekt Philipp Meuser stellte die Verbindung zu Galina Balashova her, er erwähnte sie in seinem bemerkenswerten Buch zur russischen Raumfahrtarchitektur. Wir besuchten die heute 83-Jährige in Moskau, aßen leckeren Apfelkuchen und sahen ihre tollen Zeichnungen, die im „Westen“ noch nie zu sehen waren. Sie wird nach Bonn kommen. Das war also eher keine „Idee“, sondern ein unbedingtes „Muss“! Aber auf unsere Spürnase sind wir in dem Fall schon ganz schön stolz.

Kurator Stephan Andreae beim Aufbau des Ariane-Modells

  • 4 Jahre liegen nun hinter Ihnen. Hat die Arbeit an „Outer Space“ letztlich auch Ihre Faszination Weltraum geweckt? 

Der Himmel ist mein Verwandter und war es auch schon vorher. Meine Frau ist Segelfliegerin, mein Neffe Pilot (Air Berlin) und seit mehreren Jahren arbeite ich an einer Ausstellung zu Wetter und Klima. Es ist also nicht nur ein Job unter anderen. Wenn es da keinen tieferen Impuls gäbe, hielte man das gar nicht aus.

  • Das Universum in einem Satz:

Nur fast Alles, aber eher mehr …

Vielen Dank für das Interview!

30.09.2014


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