Archiv für September 2012

LBV-Stern 2009ip jetzt eine echte Supernova?

Als Ende August 2009 ein heller werdender Stern in der Galaxie NGC 7259 entdeckt wurde, hielt man ihn fälschlich für eine Supernova, die auch gleich die Bezeichnung 2009ip erhielt. Die weitere Untersuchung zeigte dann aber, dass es sich dabei lediglich um eine normale Eruption eines LBV-Sterns (Luminous Blue Variable, Leuchtkräftiger Blauer Veränderlicher), wie man sie etwa von dem bekanntesten LBV-Vertreter eta Car kennt, handelte. Der LBV-Stern behielt seine irritierende Bezeichnung SN 2009ip und seitdem verfolgte man so die veränderliche Entwicklung in der letzten Phase eines Sternlebens mit anfangs 60 bis 80 Sonnenmassen.

Vor einem Monat kamen die ersten Meldungen eines neuen Helligkeitsausbruchs, Ausdehnungsgeschwindigkeiten von bis zu 13.000 km/s konnten mit Mitte September durchgeführter Spektroskopie ermittelt werden und man stellte bereits fest: „SN 2009ip: an LBV becomes a real supernova“. Die Helligkeit sank danach wieder um 0,8mag, am 24. September wurde sie zu 17,7mag bestimmt und quasi noch am selben Tag registrierte man schon wieder eine dramatische Helligkeitszunahme: „The current brightness suggests that SN 2009ip has indeed become a supernova“. Wie gestern berichtet wurde, konnte durch Nachbeobachtungen mit dem Swift-Weltraumteleskop eine Helligkeitssteigerung um 3 Größenklassen in 3,5 Tagen festgestellt werden; aktuell soll der ausbrechende Stern bereits wieder 14,9mag hell sein.

Die neuesten Spektraluntersuchungen wurden in der letzten Nacht zwischen 6:00 und 10:00 MESZ auf dem Kitt Peak in Arizona durchgeführt. Im Spektrum zeigen sich nun Anzeichen für eine Typ-IIn-Supernova, deren Beginn die Astronomen vor ein paar Wochen direkt verfolgen konnten. Wenn der LBV-Stern tatsächlich jetzt gerade in einer IIn-Supernova explodiert, dann ist mit absoluten Helligkeiten von -20,0 bis -22,0mag zu rechnen. Mit einem Vergleich der Zahlen des 2009er Ausbruchs könnte die Sternexplosion sogar die 10. oder 11. Größenklasse erreichen! Auch wenn sich die Galaxie NGC 7259 bei etwa -29° Deklination befindet, steht sie – 7,5° westlich von Fomalhaut – zurzeit günstig im Südlichen Fisch, so dass die rund 80 Millionen Lichtjahre entfernte Supernova auf jeden Fall einen Blick wert sein dürfte. Die Helligkeitsentwicklung lässt sich u.a. hier verfolgen.

27.09.2012

Sensationskomet Ende November 2013?

Gestern (24. September) kam die offizielle Entdeckungsmeldung, dass die russischen Himmelsbeobachter Vitali Nevski und Artyom Novichonok einen neuen und vielversprechenenden Kometen gefunden haben: C/2012 S1 (ISON). Entdeckt wurde das schwache Objekt auf vier 100 Sekunden lang belichteten CCD-Aufnahmen, die am Freitag (21. September, gegen 2:00 MESZ) an einem 16-Zoll-Spiegelteleskop des International Scientific Optical Network (ISON) gemacht wurden und in der darauffolgenden Nacht konnte es als Komet identifiziert werden. Neben den zusammengefassten ersten Bildern, gibt es hier auch einen weiteren Übersichtsartikel auf deutsch. Bislang ist der Komet nur 19,0mag hell und hat eine rund 10 Bogensekunden großen Koma, doch die ersten Bahnberechnungen und Prognosen zur Helligkeitsentwicklung sehen mehr als vielversprechend aus.

Denn nach der derzeitigen Datenlage könnte sich der Schweifstern C/2012 S1 (ISON) Ende November 2013 als wahrer Traumkomet mit Helligkeiten über -10,0mag(!) entpuppen. Zur gleichen Zeit kommt er der Sonne sehr nah und passiert sein Perihel in einem Abstand von nur 0,012 AE (1,8 Millionenn Kilometer). Während des aktuell für den 28. November erwarteten Helligkeitsmaximums steht der Komet bei -20° Deklination im Skorpion, so dass eine Sichtung von Deutschland aus nicht leicht sein dürfte. In der ersten  Dezemberwoche fällt seine Helligkeit wieder in den positiven Größenklassenbereich, aber zur Weihnachtszeit könnte er dann als zirkumpolarer Komet im Herkules immer noch als Objekt der 3. oder 4. Größenklasse beobachtbar sein. Wie es aussieht, passiert er dann auch seinen erdnächsten Punkt mit rund 0,4 AE (60 Millionen Kilometer) Erdabstand.

Aber trotzdem heißt es erstmal abwarten: In 14 Monaten kann sich noch viel tun und wer weiß schon, wie der Sonnenstreifer das Perihel überstehen wird.

25.09.2012

12,5mag heller Blazar-Flare in der Giraffe

Normalerweise gilt 3C 273 (z=0,16) mit rund 12,7mag als hellster Quasar, derzeit scheint jedoch ein Blazar mit ähnlicher Helligkeit und das obwohl PKS 0716+71 (z=0,31) 1,5 Milliarden Lichtjahre weiter entfernt ist. Extra für diesen Flare habe ich in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (20./21. September) meinen 12-Zoll-Dobson hervorgekramt und auf das Sternbild Giraffe gerichtet. Die Milchstraße war noch gut von meinem Gartenstandort sichtbar, doch ebenso schien der Himmel bereits leicht diesig zu sein.

Die Giraffe hat wenig markante Orientierungspunkte, aber wenn man erstmal der helle L Cam gefunden hat, ist der schwierigste Teil geschafft. Mit dem Sucher lässt sich dann leicht die Position eines 11,5mag-Sterns (2) anpeilen, in dessen Nähe der veränderliche Blazar zu finden ist. Ich hatte nur das 40mm-Okular im Auszug und konnte nach ein paar Minuten Adaption tatsächlich den Blazar-Ausbruch indirekt sicher sehen – mit gerade mal 37,5x Vergrößerung! Die Helligkeit ließ sich mit einem benachbarten 12,4mag-Stern (3) gut auf 12,5mag schätzen. Wahnsinn: Etwa 3,5 Milliarden Lichtjahre entfernte „leuchtende Elektronen“ in einem sehr hellen Synchrotron-Flare bei weniger als 40-facher Vergrößerung!

Mitte September wurde ich durch Klaus Wenzels Beitrag im Interstellarum-Newsletter auf den neuen Helligkeitsausbruch aufmerksam, mittlerweile schreibt auch die AAVSO über den hellen Blazar-Flare und bei den aktuellen Helligkeitsschätzungen vermerkt Wenzel „very bright!!“. Bei einem historischen Ausbruch im März 2004 erreichte PKS 0716+71 übrigens ein Maximum von 12,3mag (12,1mag Rmag).

23.09.2012

NASA plant Raumstation hinter dem Mond

Die NASA arbeitet derzeit an einem neuen Milliarden-Dollar-Großprojekt für die bemannte Raumfahrt und plant eine bemannte Raumstation am Lagrange-Punkt L2 zu errichten. Das heißt, dass sich der Außenposten 60.000 Kilometer hinter dem Mond befinden soll und wie aus den Dokumenten hervorgeht, soll mit dem Bau bereits 2019 begonnen werden. Die Station soll von Raumsonden genutzt werden, doch im Vordergrund wird hier sicherlich die Grundlagenarbeit für bemannte Flüge zum Mars stehen. Wie es im NASA-Dokument konkret heißt, soll der Außenposten „at the Earth-Moon Lagrange point beyond the moon as a test area for human access to deep space is the best near-term option to develop required flight experience and mitigate risk“ dienen.

23.09.2012

Kommt der Kugelsternhaufen M 54 aus der Andromedagalaxie M 31?

Wenn es um Erklärungsversuche geht, dann ist den Astronomen scheinbar kein Modell zu abwegig oder keine Lösung zu unvorstellbar, um sie der Fachwelt vorzustellen. So beschäftigt sich z.b. eine neue Arbeit mit der Frage, ob die Zwerggalaxien der Milchstraße vielleicht eingefangene Überreste einer Galaxienverschmelzung sind, bei der die Andromedagalaxie M 31 beteiligt war. Das französische Astronomenteam fasst verschiedene Beobachtungsmerkmale zusammen (M 31 zeigt deutliche Anzeichen von vergangener Wechselwirkung, einige Milchstraßen-Zwerggalaxien sind rechtwinklig zur Ebene der Galaxis ausgerichtet, Begegnung der Großen Magellanschen Wolke mit M 31 vor Jahrmilliarden) und entwirft daraus einen zusammenhängenden Erklärungsversuch.

Andromedagalaxie vor 8 Milliarden Jahren?
Arp 242, NASA/ESA/Holland Ford

Man nimmt an, dass sich vor 8 bis 9 Milliarden Jahren eine erste Kollision der Andromedagalaxie mit einer anderen großen Galaxie ereignete und der Tanz der wechselwirkenden Welteninseln begann, und vor 5 bis 5,5 Milliarden Jahren verschmolzen sie schließlich miteinander. Die gestörte Galaxie M 31 beruhigte sich und in einem mächtigen Gezeitenschweif hatten sich längst sog. Tidal Dwarf Galaxies (Gezeiten-Zwerggalaxien) gebildet. Bei vielen wechselwirkenden Galaxien, wie hier Arp 188, beobachtet man entstehende Zwergsternsysteme in den herausgeschleuderten Gezeitenarmen- und -ringen.

Andromedagalaxie vor 5 Milliarden Jahren?
Arp 188, NASA/ESA/Holland Ford

Die Milchstraße könnte nun solche Zwergsysteme eingefangen haben. Einen starken Hinweis dafür sieht man in der Großen Magellanschen Wolke, denn anhand ihrer Eigenbewegung wurde schon vor Jahren gezeigt, dass sie sich vor 6 Milliarden Jahren in der Nähe von M 31 befand.

In einer noch erscheinenden Arbeit soll die Möglichkeit noch genauer untersucht werden, ob die Milchstraße Tidal Dwarf Galaxies von der Andromedagalaxie eingefangen haben kann und ob sie sich tatsächlich (zumindest teilweise) zu unseren benachbarten Zwerggalaxien entwickeln konnten. Vielleicht lässt sich dann klären, ob auch die sich auflösende Sagittarius-Zwerggalaxie mit ihrem hellen Kugelsternhaufen M 54 bei einer Galaxienkollision aus der Andromedagalaxie herausgeschleudert wurde.

21.09.2012

Zwei supermassive Schwarze Löcher in NGC 4151

Die Radialgeschwindigkeitsmethode, bei der man Doppler-Verschiebung von Spektrallinien untersucht, ist z.b. ein erfolgreiches Verfahren (seit 1980 eingesetzt) für die Suche nach Planeten bei anderen Sonnen. So ein Doppler-Signal versteckt sich auch im aktiven Kern der Seyfert-Galaxie NGC 4151. Ein Team aus Astronomen hat nun die H-alpha-Linie in insgesamt 115 Spektren untersucht, die in einem Zeitraum von über 20 Jahren gemacht wurden; die meisten übrigens zwischen 1996 und 2006.

NOAO/AURA/NSF/Debi and Ashley Roeckelein/Flynn Haase

Die analysierten Daten deuten auf eine Periodizität von 15,6 Jahren (+/- 10 Monate) und mit den gemessenen Radialgeschwindigkeiten von bis zu 4.000 km/s schließen die Astronomen auf die Anwesenheit von zwei supermassereichen Schwarzen Löchern, wobei ihre Massen je nach Modell einige Millionen bis über 10 Millionen Sonnenmassen betragen. Die Schwerkraftmonster in dem sternförmigen Galaxienkern umkreisen sich in einem gegenseitigen Abstand von nur ungefähr 2.000 AE, das Kuiper-Belt-Objekt Sedna entfernt sich beispielsweise maximal 1.000 AE von der Sonne.

Obwohl das Paar scheinbar schon einen kleinen Abstand (bei 15,9 Jahren Umlaufzeit) aufweist, geht man davon aus, dass es erst in 100 Jahrmillionen zu einer Verschmelzungen kommen wird. Die Umlaufbahnen stellen sich bei einer Exzentrizität von 0,4 und einem Massenverhältnis von ungefähr 4 etwa so dar.

21.09.2012

Grillsaison beendet: Herbstliche Astrotermine für Bonn

Der Sommer 2012 geht nun allmählich zu Ende, doch der Herbst wird umso bunter, auch was die Veranstaltungen in Bonn und Umgebung angeht, die ich in meinem Astro-Terminkalender aufgelistet hab. Da ist bestimmt für jeden etwas dabei: Ob Einweihung des größten NRW-Volkssternwarten-Teleskops in Köln, Astrotainment-Abend auf einer Kabarettbühne, Astronauten-Besuch in Köln oder die Vortragsreihe „Der musikalische Himmel“, bei der u.a. Musik(!) des Astronomen Wilhelm Herschel zu hören sein wird und ein – passend zum diesjährigen Beethovenfest – ungewöhnliches Treffen zwischen dem großen Bonner Astronom Argelander und dem berühmten Komponisten Beethoven stattfindet. Ebenfalls im Deutschen Museum Bonn ist noch Begleitprogramm zur Heinrich-Hertz-Sonderausstellung (Ende am 13. Januar) geplant, die Termine sind auch hier zusammengestellt.

Passend zum Ausklang der heißen Jahreszeit gibt’s jedes Jahr im September noch die Sommerausgabe des Planetenseminars der Volkssternwarte Bonn (VSB). Dieses Jahr fanden die Vorträge inkl. Grillfest am vergangenen Samstag statt, meine Eindrücke in Wort und Bild gibt’s dazu im Nachbarblog „Bonner Sterne“. Damit wurde von den Bonner Sternfreunden die Grillsaison offiziell beendet, nun kann der Herbst wirklich kommen.

19.09.2012

In 6 Stunden: ISS-Experimente live bei Youtube

In genau 6 Stunden ist es soweit: Um 16:50 MESZ sollen die beiden Gewinnerexperimente des von NASA, ESA und Youtube vor gut einem Jahr gestarteten Wissenschaftswettbewerbs auf der Raumstation ISS durchgeführt werden. Und dabei können nicht nur die 3 Schüler die Arbeit auf der ISS online verfolgen, denn über den Youtube-SpaceLab-Channel kann die ganze Welt den Astronauten live zuschauen. „3 junge Talente, 2 Experimente, 1 Raumstation, 0 Gravitation“ heißt es dazu im Trailer.

13.09.2012

Bisher keine Rückstände von Jupiter-Meteor

Die bisherige Datenanalyse des von zwei Hobbyastronomen beobachteten Jupiter-Lichtblitzes hat ergeben, dass der Impaktor vermutlich kleiner als 10 Meter war. Damit besaß der Feuerball, der am Montag (vor genau 50 Stunden) für 2 Sekunden in der Jupiteratmosphäre aufblitzte, offenbar nicht genug Energie für eine sichtbare „Impaktnarbe“ in der Gashülle. Denn die ersten Aufnahmen nach dem Einschlag zeigen keinerlei Anzeichen (mit Zeitangaben für die Beobachtung) für irgendwelche Hinterlassenschaften.

Immerhin sind jetzt ein bearbeitetes Entdeckerfoto und die bewegten Bilder des Jupiter-Meteors online.

12.09.2012

10.09. um 13:35 MESZ: Neuer Einschlag auf Jupiter

Von Racine aus, einer Stadt in Wisconsin am Lake Michigan gelegen, konnte der Amateurastronom Dan Petersen bei einer Jupiterbeobachtung eine völlig überraschende Entdeckung machen. Vor genau 24 Stunden hat er am Montagmittag unserer Zeit (10.09. um 13:35 MESZ) mit seinem 12-Zöller für zwei Sekunden einen hellen Lichtblitz auf Jupiter gesehen, wobei Petersen die Helligkeit mit 6. Größe angibt und den Durchmesser auf rund 100 Meilen (160 Kilometer) schätzt.

Das einzige Beweisfoto stammt von George Hall, der zur selben Zeit in Dallas von seiner Auffahrt – ebenfalls mit einem 12″ LX200 – Aufnahmen von Jupiter machte. Und tatsächlich zeigt ein einziger Frame den von Petersen visuell beobachteten Blitz. Die Impaktstelle befindet sich mitten in der Äquatorzone Jupiters und folgt leicht hinter dem Großen Roten Fleck (auf dem Bild sehr schwach erkennbar). Dadurch ergeben sich diese nächsten Beobachtungstermine: 12.09. um 6:00 MESZ, 13.09. um 2:00 MESZ, 15.09. um 3:30 MESZ, 16.09. um 0:15 MESZ.

George Hall, georgeastro.weebly.com

11.09.2012


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