Archiv für November 2014

Schon 50.000 Besucher im „Outer Space“ in der Bundeskunsthalle

„Wir sollten in den nächten Tagen den 50.000 Besucher zählen“, schrieb mir heute ein Mitarbeiter der Bundeskunsthalle in Bonn. Gemeint ist die großartige Ausstellung „Outer Space – Faszination Weltraum“, die in weniger als zwei Monaten bereits 50.000 Besucher anlockte und die jetzt noch gut drei Monate lang bis zum 22. Februar besucht werden kann. Auf unvergleichliche Weise begegnen sich hier zwei eher gegensätzliche Facetten des Weltraums – die Kunst und die Wissenschaft – tatsächlich auf Augenhöhe. Wie Raumfahrt-Exponate zu Kunstwerken oder wie umgekehrt Kunstobjekte und -installationen von der Wissenschaft beeinflusst werden, lässt sich wunderbar in „Outer Space“ entdecken. Schon einige Male habe ich ausführlich – u.a. mit einem langen Fotobericht oder meinem Blog-Interview mit dem Ausstellungsleiter – über die große Bonner Weltraum-Ausstellung berichtet. Genau dieser interdisziplinäre Charakter ist der außerordentliche Reiz der sehenswerten Schau. Und was mich als Hobbyastronom und Initiator der öffentlichen Beobachtungen besonders freut, ist, dass der Köln-Bonner-Astrotreff (KBA) einen kleinen Teil zu „Outer Space“ beiträgt und die Faszination Weltraum live im Okular zeigen kann. Schon zur Sonnenbeobachtung am 03. Oktober, dem ersten Ausstellungstag, und zur Mondbeobachtung am 01. November bauten wir Sternfreunde unsere Teleskope einfach auf dem Platz vor der Bundeskunsthalle auf, und so haben wir das auch wieder am 29. November vor. Die Wetterprognosen versprechen aktuell sogar 8 Sonnenstunden, so dass ich doch zuversichtlich bin, dass die nächste öffentliche Outer-Space-Himmelsbeobachtung mit dem KBA wie geplant stattfinden kann. Wenn es wolkentechnisch weiter so gut aussieht, dann werden ab 16:30 Uhr auf dem Museumsplatz bzw. direkt neben der Ariane-Trägerrakete zum dritten Mal die Teleskope bereitstehen.

In diesem Sinn: clear skies und auf die nächsten 50.000!

26.11.2014

Wolkige Mondbeobachtung am „Weltraumbahnhof Bonn“

Kaum hatte ich mein 12-Zoll-Teleskop auf den Museumsplatz vor der Bundeskunsthalle gestellt, kamen schon die ersten Kinder mit ihren Eltern. Ich konnte das Fernrohr nicht mal mehr um ein paar Meter versetzen, denn der Mond kam gerade hinter einer Wolke hervor und so machte ich Platz für die neugierigen Besucher. Nun war tatsächlich an den beiden aufgestellten Teleskopen vorläufig Schlangestehen angesagt, was erstmal 15, 20 Minuten anhalten sollte. Danach wurde es wolkenbedingt ruhiger, dennoch schauten noch viele interessierte Passanten und Museumsbesucher vorbei. So war auch mal Zeit für eine genauere Beobachtung des Halbmondes, ein Foto mit dem Smartphone oder längere Gespräche.

Das Feiertagswetter zu der Beobachtungsaktion am 01. November (weitere Fotos hier) fiel dann leider anders als geplant aus. Die wolkenlose Vorhersage hatte sich erst am Tag selber verschlechtert, aber mit der aufgezogenen dichten Bewölkung hatte ich dann wirklich nicht gerechnet. Anders sah es dagegen am Vortag aus, denn die Mondbeobachtung des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA) sollte eigentlich zu einem Halloween-Familiennachmittag in der großartigen Weltraum-Ausstellung „Outer Space“ gehören. Dafür sah die Wetterprognose jedoch nicht so gut aus, wie für den darauffolgenden Tag, weshalb ich unsere Aktion um 24 Stunden verschoben hatte; letztlich war der Mond am Halloween-Abend dann doch schön zu sehen. Auch wenn schließlich das Wetter der beiden Tage regelrecht vertauscht war und die Blicke oft in Richtung der zum Teil dichten Wolken gingen, hat die öffentliche Beobachtung allen KBA-Sternfreunden Spaß gemacht. Der Mond hielt sich an diesem Abend zwar meist versteckt, aber dennoch schauten bis zuletzt einige Leute vorbei und man kam direkt ins Gespräch. Ich schätze, dass in der Zeit von 17:00 bis 19:30 Uhr um die 50 Besucher vorbeigekommen sind. Das ist zwar etwa die Hälfte weniger als zu unserer wettertechnisch überaus gelungenen Sonnenbeobachtung zum Ausstellungsstart von „Outer Space“, aber die nächste Mondbeobachtung gibt’s ja bereits am 29. November. Ab 16:30 Uhr bauen Bonner  Hobbyastronomen dann wieder direkt neben der Ariane-Trägerrakete auf dem Museumsplatz ihre Teleskope auf – sofern uns die Wolken nicht erneut einen Streich spielen.

19.11.2014

Live bei Alexander Gersts erstem Auftritt nach der Rückkehr

Nach der spannenden und verrückten Kometenlandung von Philae, der sich nach erfolgreicher Mission zurzeit im Winterschlaf befindet, war mein zweitägiges ESA-Fest erst zur Hälfte vorbei. Denn während ich um 17:00 Uhr am Mittwoch noch auf ein Signal aus über 500 Millionen Kilometer Entfernung wartete, wollte ich am Donnerstag um 11:00 Uhr unbedingt beim Treffen mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst dabei sein. Erst am Montagmorgen war er nach 5 ½ Monaten auf der ISS wieder auf der Erde gelandet und sollte nun bei der ESA in Köln-Porz eine erste Pressekonferenz geben. Ich dachte, so kurz nach der Rückkehr müssen doch seine Eindrücke noch besonders präsent sein und deshalb war dieser erste offizielle Auftritt von @Astro_Alex einfach ein Muss. „Meeting an Astronaut in person that was in space 3 days ago: check! „, twitterte ein Weltraum-Fan aus Aachen und bringt es so mit wenigen Zeichen auf den Punkt.

Bei der Anmeldung hieß es erstmal Schlangestehen, zusammen mit Leuten von ZDF, RTL und eines niederländischen Fernsehsenders. Der Parkplatz am European Astronaut Centre (EAC) der ESA war bereits voll, so dass ich einfach hinter der Ü-Wagen-Reihe parkte. Entsprechend war auch im Gebäude viel los und eine Batterie an Kameras stand schon für Alexander Gersts ersten Auftritt nach der Landung bereit.

Mit spannungsgeladener Trailer-Musik betraten schließlich um Punkt 11 Staatssekretärin und Raumfahrt-Koordinatorin Brigitte Zypries, ESA-Direktor Thomas Reiter, DLR-Chef Jan Wörner und unser Social-Media-Weltraumheld Astro-Alex den Raum, der von begeistertem Applaus erfüllt wurde. Der erst drei Tage zuvor gelandete Astronaut strahlte genauso wie die anwesenden Journalisten und Raumfahrtbegeisterten. Auch über einen Apfel von der Bundestagsabgeordneten freute sich der 38-Jährige, der im Orbit zwischenzeitlich mal Äpfel vermisst hatte.

Eine volle Stunde lang stand nun Alexander Gerst Funk und Fernsehen Rede und Antwort. Bei einer der ersten Fragen ging’s um die Experimente, wobei der heimgekehrte Astronaut auch die Installation des EML (Electromagnetic Leviator) ansprach, was eine der „befriedigendsten Dinge“ war, denn einen klemmenden Bolzen hatte man letztlich mit Sägeblatt, Taschenmesser und Rasierschaum beseitigen können. Wie der Geophysiker schon vor seiner Mission in den Orbit oft betonte, müssen Astronauten eben vor allem Alleskönner sein. Dennoch sprach Gerst ganz bescheiden vom „einfachsten Job“. „Ich habe meine Emotionen weitergeleitet“, an die, die „noch Kind geblieben sind wie ich“, erzählte er zum einen. Zum anderen war er für die Wissenschaftler am Boden einfach der verlängerte Arm an ihren Experimenten, und so bedankte sich der Astronaut zusätzlich bei den Mitarbeitern im Hintergrund, die die eigentliche Arbeit gemacht haben, und deutete dabei auf die über dem Zuschauerraum stehenden Personen. Ein Reporter des Deutschlandfunks fragte konkret nach den Social-Media-Aktivitäten, worauf Gerst antwortete, dass der „Internetzugang relativ begrenzt“ sei, die Texte für die Tweets habe er trotzdem „selbst geschrieben“ und via Mail mit angehängten Fotos an die Bodenkontrolle geschickt; Facebook-Kommentare las er auch hin und wieder. In diesem Zusammenhang wurden auch seine kritischen Tweets zu den militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten angesprochen. Gerst versteht seine Reaktion allerdings nicht als „politische Botschaft“ und will nicht als „Moralapostel“ dastehen, er wollte nur eine „Perspektive transportieren“, dass es nämlich von außen betrachtet „grotesk“ und „nicht wirklich logisch“ erscheint, wie wir mit der Natur und den Menschen umgehen. Zudem haben die 5 ½ Monate auf der ISS ihn nicht zu einem anderen Menschen gemacht, vielmehr hat es eben diese neue „Perspektive erzeugt“, und so ist es auch sein „heimlicher Wunsch“, dass jeder Mensch einmal die Erde aus dem Weltraum sehen könnte.

Viele Fragen drehten sich natürlich um seine „übererfüllte“ Mission und die Rückkehr. Mit Bezug auf einen Tweet erzählte der Astronaut, wie es war, wieder die Natur zu atmen. Bei seiner Zwischenlandung auf dem Flughafen Prestwick in Glasgow, Schottland, wo er auch von seiner Lebensgefährtin sowie Jan Wörner und Thomas Reiter begrüßt wurde, roch es für 10 Minuten nach „grünem Urwald“ und „feuchter Luft“. Um die Rückkehr und die harte Landung ging’s auch in einer anderen Frage. War der Start noch „emotional aufregender“, war der Heimflug vor allem physisch härter. Als die 4,9 auf der g-Anzeige erschien, mussten alle drei Astronauten in der Sojus-Kapsel lachen, weil sie jetzt auch noch die 5 sehen wollten. Die 5 g wurden dann tatsächlich noch erreicht. Anschaulich waren auch Gersts Schilderungen, wie die Kapsel in ein – dicht neben seinem Kopf – glühendes Plasma eingehüllt war und sich brennende Teile ablösten.

Wenn Alexander Gerst mit seiner gewohnt symphatischen Art davon sprach, dass Vulkanologe nur der zweittollste Job ist, dann ist das einfach glaubwürdig. Man hatte bei ihm das Gefühl, dass er keine routinemäßigen Antworten oder bloße Worthülsen für die Presse abgab. Man nahm es ihm einfach ab, dass Astronaut der tollste Job der Welt ist. „Meine Zukunft ist definitv in der Raumfahrt,“ erzählte der 38-Jährige. Mit der Mission sei ihm außerdem klar geworden, dass der Mensch auch länger im Weltraum leben kann, da er persönlich auch noch keine Grenzen spürte. Dennoch gab er zu, „froh wieder hier zu sein“. Natürlich betraf eine Frage auch wieder den Wert/Sinn von Raumfahrt, was Gerst damit kommentierte, dass der EU-Bürger für Raumfahrt ungefähr 10 Euro im Jahr ausgibt, davon sind etwa 1 Euro für bemannte Raumfahrt. Außerdem wurden beispielsweise noch sein coolstes Selfie während des Außenbordeinsatzes, irdische Fotos (die er am längsten angeschaut hat) und die Vielfalt des Essens angesprochen, und er erzählte auch, wie er die historische Kometenlandung von Philae, die er als „einen der spannendsten Wissenschaftskrimis“ bezeichnete, mitbekommen hat. Als eine der letzten Antworten beschrieb der heimgekehrte Astronaut noch seine Eindrücke des gestirnten Nachthimmels auf der ISS. Für Gerst war das „eine der überraschendsten Ausblicke“, denn die Sterne so klar zu sehen und zu erkennen wie „die Milchstraße überhaupt geformt ist“, hatte er nicht erwartet. „Wenn man da rausschaut, dann zieht’s einen schon raus“, ganz einfach weil es in der menschlichen Natur liegt. „Weil wir Menschen Entdecker sind.“ Zur Freude von hunderttausenden Social-Media-Fans hieß es übrigens ganz zum Schluss, dass sein Twitter– und Facebook-Account bestehen bleiben, denn bisher sind „weniger als die Hälfte“ seiner Fotos gezeigt worden.

Nach einer Stunde ging schließlich mein erstes Treffen mit Alexander Gerst zu Ende. Am 28. Mai auf einer großen Launch-Party in Köln begann meine Reise mit ihm, kurz danach durfte ich bei einer 20-minütigen Liveschalte dabei sein, am 01. September hörte ich dann während einer Siegburger Schulveranstaltung mit Amateurfunkern nur seine Stimme im Rauschen und nun saß der 11. Deutsche im All, der fast 6 Monate auf der ISS verbrachte und noch vor 3 Tagen Schwerelosigkeit spürte, direkt vor mir. Für mich war das auf jeden Fall ein großartiges Erlebnis, Alexander Gerst jetzt live ohne Zeitverzögerung zu sehen und zu hören.

Um 12:02 Uhr wurde die Pressekonferenz beendet, doch Smartphone- und Fernsehkameras wollten den Astronaut nicht so schnell gehen lassen und man hatte tatsächlich das Gefühl, dass er auch nicht gehen wollte und noch länger von seinen unvergesslichen Eindrücken erzählen wollte. Doch sein Betreuer und das Tagesprogramm, für den Nachmittag standen vor allem Augenuntersuchungen an, warteten auf ihn und so verschwand Gerst schließlich durch eine Seitentür. Immerhin gelang es einem hartnäckigen Autogrammjäger, der nicht ich war, sich schnell eine Unterschrift zu ergattern.

Auf meinem Weg zurück in Richtung Ü-Wagen-Allee begegnete ich ganz zufällig noch Svetlana Gerasimenko. Die Mitentdeckerin des Rosetta-Kometen 67P (Tschurjumow-Gerasimenko) stand in diesem Moment für einen Fotografen neben der Gagarin-Büste vor dem EAC. Leider reichte der kurze Moment nicht einmal für einen Weißabgleich aus.

[Nachtrag] Hier gibt es noch eine vollständige Aufzeichnung der kompletten Pressekonferenz.

17.11.2014

Philae ist gelandet, „we even landed twice“!? Oder drei Mal?

Die Medien feiern Philaes Kometenlandung wie eine „kleine Mondlandung“, für Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar ist es die „aufregendeste Mission seit der Mondlandung“ und für den ESA-Generaldirektor ist es sogar ein großer Schritt für die Menschheit. „This is a big step for human civilization.“ Mit diesen Worten feierte Jean-Jacques Dordain den Erfolg der Landung des Rosetta-Landers Philae, denn um 17:04 MEZ kam fast planmäßig das erhoffte Signal an. Und auch in Bonn schaute man gleich an zwei Orten gebannt den Raumfahrtpionieren über die Schulter, wie sie noch gebannter auf das Signal aus 511 Millionen Kilometern Entfernung warten. Zum einen gab’s ein Public Viewing in der Bundeskunsthalle, was schon um 19:30 MEZ in der WDR-Lokalzeit zu sehen war, und …

… zum anderen trafen sich einige Hobbyastronomen mit einem weiteren WDR-Team in der Volkssternwarte Bonn, was um 22:45 MEZ in einer Sondersendung der ARD ausgestrahlt wurde.

An beiden Orten war der Jubel groß, doch ohne Frage wird er in Darmstadt und in Köln noch größer gewesen sein. Gefeiert wurden auch die wenigen ersten Bilder von Philae. Diese Aufnahme vom Lander machte die Muttersonde Rosetta, während …

… dieses Bild von Philaes Kamera ROLIS gemacht wurde. Der auf den Kometenkern zufliegende Lander war zum Aufnahmezeitpunkt noch 3 Kilometer von seinem Ziel entfernt.

In die Aufnahme eingezeichnet habe ich noch die Stelle an der Philae wohl gegen 16:35 MEZ aufsetzte. Ein anderer Space-Nerd hat die Position noch genauer markiert, zu sehen sind außerdem zwei weitere ROLIS-Bilder, die noch gar nicht von offizieller Stelle veröffentlicht wurden; sie gelangten via Screenshots ins Web. Mit etwas Mathematik betrachtet, könnte das rechte ROLIS-Foto vielleicht 35 Meter über dem Boden gemacht worden sein, der zweite ROLIS-Ausschnitt könnte aus einer Höhe von nur 8,3 Metern stammen.

Mehr Bilder gibt’s zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sehen, außerdem sind bereits „plenty of data“ eingetroffen, wie Stephan Ulamec, der Leiter der Landemission, noch am Abend verkündete. Dass Philae dagegen die Harpunen nicht abgefeuert hat, ist die größte Sorge der Wissenschaftler. Deshalb lässt sich aktuell nur spekulieren, wie sicher eigentlich der kleine Lander auf der Oberfläche steht. „Fluctuations in the radio link“ lassen sogar vermuten, dass der Philae abgeprallt ist und ein zweites Mal auf dem Kometenkern aufsetzte. Ulmaec: „So maybe today we didn’t just land once, we even landed twice!“ Ein Space-Nerd berechnete eine Abprallhöhe von 515 Metern aus, bei einer Geschwindigkeit von 0,3 m/s. Und nach den neuesten Twitter-Meldungen scheint es sogar drei Landungen gegeben zu haben! Zumindest wenn man den Daten eines Philae-Experiments glauben mag. Demnach setzte das Minilabor um 16:33, um 18:26 und um 18:33 MEZ (zzgl. jeweils 28 Minuten Signallaufzeit) auf dem Kometen auf.

Ich gespannt was der heutige Tag an neuen Erkenntnissen bringen mag. Die nächste Pressekonferenz findet um 14:00 MEZ statt und es gibt wieder einen Livestream von der ESA. Außerdem wird man weiterhin mit Daniel Fischers Live-Blog mit den neuesten Meldungen versorgt.

13.11.2014

Der Höhepunkt der Rosetta-Mission: Philaes Landung auf dem Kometen

ESA; BBC

Das sind detailreiche Portraits des Kometenkerns von 67P (Tschurjumow-Gerasimenko), den die europäische Sonde Rosetta seit Anfang August auf einer Orbit-ähnlichen Bahn umkreist. Oben ist das aktuellste Bild vom 04. November zu sehen, die Aufnahme unten ist vom 10. September, und die Animation darunter zeigt eindrucksvoll die äußerst merkwürdige Form des Kometenkerns, die alle Wissenschaftler überraschte. Der Komet befindet sich zurzeit zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter und doch sind unter entsprechenden Blickwinkeln schon deutlich Gasströme zu erkennen, die besonders aus dem Zwischenbereich der Hantelform ausgehen. Auch das sehenswerte Selfie, aufgenommen am 07. Oktober, zeigt zugleich Rosetta und den 16 Kilometer fernen aktiven Kometen. 10 ½ Jahre ist die Kometensonde der ESA jetzt schon unterwegs und mit der heutigen Landung des Rosetta-Landers Philae ist endlich der Höhepunkt der einzigartigen Mission erreicht. Mit einem kleinen 220 Millionen Euro teuren Labor will man erstmals auf dem Kern eines Kometen landen. Die Landung auf dem Kometen findet in 511 Millionen Kilometern statt, was einer Signallaufzeit von 28 Minuten und 20 Sekunden entspricht. In der Übersicht ist neben der heutigen Position auch der weitere Verlauf der Mission bis Dezember 2015 eingezeichnet, denn Rosetta und Philae werden zum ersten Mal vor Ort die Aktivität eines Kometen untersuchen, wenn der Schweifstern in Sonnennähe kommt.

 

Ob die Landung auf dem weniger als 5 Kilometer großen Kometen so wie im Film geklappt hat, werden wir heute erst irgendwann nach 17:00 MEZ wissen, denn die für 16:34 MEZ geplante Landung kann nur mit einer gewissen Abweichung angegeben werden; erste Fotos sollen bereits 5 Minuten nach dem Aufsetzen gemacht werden. Zumindest die Bestätigung von Philaes erfolgreicher Abtrennung von Rosetta traf planmäßig um 10:03 MEZ ein. Gut eine halbe Stunde zuvor musste sich also der kleine Lander auf seine siebenstündige Reise zum Kometenkern gemacht haben. Mit der OSIRIS-Kamera von Rosetta will man Philae während des Abstiegs fotografieren; mit ersten Bildern wird zwischen 14:00 und 15:30 MEZ gerechnet. Hoffentlich läuft wirklich alles nach Plan.

Bei dem heutigen „Jahrhundertereignis der Kometenforschung“ ist man vor allem online live dabei, es gibt aber auch TV-Berichterstattungen und sogar Public Viewings. Allein bei Twitter wird man auf verschiedenen Kanälen (z.b. @ESA_Rosetta, @Philae2014, @esaoperations, #CometLanding) im Minutentakt auf den neuesten Stand gebracht, es gibt außerdem Livestreams von DLR und ESA und den Live-Blog von Blogger-Kollege Daniel Fischer kann sowieso immer empfohlen werden. Weitere Links, auch zu öffentlichen Veranstaltungen, hat Stefan Gotthold in einer langen Liste zusammengestellt. Wie Europa heute – hoffentlich – Raumfahrtgeschichte schreibt, werde ich nachher ab 15:00 MEZ bei der Veranstaltung in der Bonner Bundeskunsthalle, wo zurzeit die sehenswerte Ausstellung „Outer Space – Faszination Weltraum“ läuft, erleben und später davon berichten.

12.11.2014

Alexander Gerst ist zurück auf der Erde

Das sind einige Aufnahmen unseres einzigartigen Raumschiffs Erde, die der raumfahrende Vulkanologe Alexander Gerst noch im November bei Twitter, Facebook und hochauflösend bei Flickr gepostet hat. Zu sehen sind etwa ein verzerrter Mondaufgang, der Sternhaufen der Plejaden knapp über dem Horizont unserer blauen Heimat und ein Flug mitten durch das helle Farbenspiel des Polarlichts über Neuseeland, das letzte Foto kommentierte Gerst so: „To realize how fragile our little blue planet is, I needed only a single glance. .“ Neben seinen Arbeiten und Trainingseinheiten standen allein in der letzten Woche an Bord der ISS gleich zwei Liveschalten (in Oberpfaffenhofen mit der Presse und in Berlin mit Politikern) und ein ARISS-Amateurfunk-Kontakt am Samstag mit Schülern in Dresden und Frankfurt auf dem Programm. Und nach den letzten Selfies mit der aktuellen sechsköpfigen Besatzung, hieß es am Sonntagabend schließlich Abschiednehmen von der unvergleichlichen Aussicht aus 400 Kilometern Höhe auf unsere wunderbare Erde. Seit dem 29. Mai wohnte und arbeitete er als 11. deutscher Astronaut auf der Internationalen Raumstation, doch um 22:00 MEZ schloss sich dann hinter ihm die Luke zwischen der ISS und der Sojus-Kapsel. Nach 5 ½ Monaten im Orbit ging es nach Hause. In der Nacht zu Montag um 1:31 MEZ koppelte das Raumschiff ab und um 4:58 MEZ landeten Gerst und seine Crew-Mitglieder Wiseman und Surajew in der frostigen Steppe Kasachstans, bis auf 2 Sekunden Verspätung lief alles nach Plan. Dort gab es auch einen traditionsreichen Empfang der drei Raumfahrer. Um 15:02 MEZ landete der ESA-Astronaut zusammen mit seinem NASA-Kollegen Wiseman bereits in Glasgow, wo sich ihre Wege trennten. Während es für Wiseman weiter nach Houston ging, ging’s für Alexander Gerst direkt weiter nach Deutschland. Der ADAC-Ambulanzflieger landete um 19:44 MEZ in Köln. Auf den Fotos vom Rollfeld ist neben DLR-Chef Wörner und Astronaut Reinhold Ewald auch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters zu sehen. Danach ging’s endlich in das raumfahrtmedizinische Labor des DLR in Köln-Porz. Hier kann sich  Kölschonaut Gerst erstmal vom ganzen Presserummel erholen. Zumindest bis Donnerstagvormittag, denn dann gibt’s die erste Pressekonferenz mit ihm, und ich bin dabei. Ich werde berichten.

11.11.2014

Nach der Vorspeise „Gravity“ kommt jetzt das Festmahl „Interstellar“

 

„We must confront the reality that nothing in our solar system can help us.“ Dieser Satz von Michael Caines Charakter markiert die hoffnungslose Ausgangslage von Christopher Nolans („Memento“, „Prestige“, „Inception“) neuestem Sci-Fi-Hit, der heute in den deutschen Kinos anläuft. Die Erde ist in der nahen Zukunft von „Interstellar“ dem Untergang geweiht. Bald wird sie unbewohnbar sein, denn wegen klimatischer Veränderungen werden langsam alle natürlichen Lebensmittelvorräte vernichtet und unsere blaue Heimat im All verstaubt allmählich zu einem Wüstenplaneten. Das Sterben der Menschheit ist nur noch eine Frage der Zeit und so hängt ihr Überleben allein vom Erfolg einer bemannten Mission zum Saturnsystem ab. Das Ziel der Astronauten ist ein Schwarzes Loch, das die Öffnung eines Wurmlochs darstellt. Damit geht das Raumschiff „Endurance“ und seine Besatzung auf die erste interstellare Reise, um in anderen Galaxien ein neues Zuhause für die Menschheit zu finden. 

Bereits 1988 berechneten die Physiker Kip Thorne und Michael Morris, dass tatsächlich theoretisch ein in beiden Richtungen durchquerbarer Wurmloch-Typ möglich wäre, genauso wie sie es im Sommer 1985 in einem Manuskript von Carl Sagans Roman „Contact“ gelesen hatten. In ihre Mathematik floss auch das Zwillingsparadoxon der Allgemeinen Relativitätstheorie ein, wodurch ihre theoretische Wurmloch-Lösung sogar zu einer Zeitmaschine wurde. Nach Robert Zemeckis beeindruckender Verfilmung von „Contact“ schafft es das Morris-Thorne-Wurmloch nun erneut auf die große Leinwand. Während sich der Film „Contact“ auf den philosophischen Aspekt einer Reise zum Stern Wega konzentrierte, ist es bei Nolans Weltraumdrama „Interstellar“ ganz klar die emotionale Komponente, wie schon vor 11 Monaten im ersten Trailer zu spüren war. Ging es etwa in „Memento“ noch um Erinnerungen und in „Inception“ um Träume und Gedanken, so dürfte das Thema Liebe jenseits von Raum und Zeit den Kern von „Interstellar“ darstellen. Es ist eine Geschichte über Vaterschaft und wohl der emotionalste Film des Kino-Visionärs. „Für mich geht es in dem Film darum, was es heißt, Vater zu sein“, so der Regisseur, und selbst Hauptdarsteller Matthew McConaughey bewegt dieses Thema.

Die Kritiken zum Weltraumabenteuer „Interstellar“, dem wohl meisterwartesten Film 2014, sind größtenteils sehr gut. Beispielsweise schreibt „Variety“: „Nolans neunte Regiearbeit ist emotional zugänglicher als seine unterkühlten, kopflastigen Thriller und Batman-Filme. „Interstellar“ gehört zu den besten Werken von Nolan, der sich erneut als der führende Geschichtenerzähler seiner Generation erweist. Sein Film hat seinen Platz neben visionären Sci-Fi-Trips wie „2001“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „Gravity“ mehr als verdient.“ „Gravity“ gilt übrigens für viele Filmfreunde als kleine Vorspeise bzw. als 90-minütige Actionsequenz, dagegen folgt nun mit „Interstellar“ das eigentliche 169 Minuten dauernde Drei-Gänge-Menü. „Nolan’s is the full three-course meal.“ In einer anderen Kritik heißt es: „Wo „Gravity“ kurz, reduziert und gefällig war, ist „Interstellar“ lang, grandios und anspruchsvoll.“ Auch bekannte Regiegrößen haben sich bereits im Vorfeld zu „Interstellar“ sehr positiv geäußert, Quentin Tarantino verglich ihn sogar mit Filmen von Andrei Tarkowski („Solaris“) und Terrence Malick („The Tree Of Life“).

Ob der neue Sci-Fi-Blockbuster, an dem auch Theoretiker Kip Thorne als wissenschaftlicher Berater für Schwarze Löcher beteiligt war, nun hält was die Trailer, die Kritiken und Hauptdarsteller McConaughey versprechen („Es ist der größte Film, an dem ich je beteiligt war. Es ist sogar der größte Film, an dem jemals irgendwer beteiligt war.“), kann ab heute jeder selbst im Kino beurteilen. „Everybody ready to say goodbye to our solar system? – To our galaxy.“ Und zur Oscar-Verleihung am 22. Februar 2015 sind wir wieder zurück.

06.11.2014

Sonniger Tag der offenen Tür der Volkssternwarte Bonn

Mehr Sonne geht einfach nicht! So lässt sich tatsächlich der 19. Oktober beschreiben, an dem der alljährliche Tag der offenen Tür der Volkssternwarte Bonn (VSB) stattfand. Wie schon zu unserer gelungenen öffentlichen Sonnenbeobachtung zum Ausstellungsstart von „Outer Space – Faszination Weltraum“ in der Bundeskunsthalle, so lockte die strahlende Sonne an einem vollkommen blauen Herbsthimmel diesmal zahlreiche Besucher zu der alten Argelander-Sternwarte nach Bonn-Poppelsdorf. Deshalb waren natürlich auch mehr Sonnenteleskope als sonst für die Beobachtung unseres Heimatsterns im Weißlicht und H-alpha-Licht aufgestellt. Selbst mit dem Sonnenfilter-Fernglas und sogar freisichtig – nur mit einer Sonnenfinsternisbrille geschützt – war eine neue große Fleckenregion am Sonnenrand auszumachen. Außerdem war passend zum 200-Jahr-Jubiläum ein Spektroskop aufgebaut, mit dem jeder die Entdeckung der Fraunhoferlinien mit eigenen Augen nachvollziehen konnte.

Schätzungsweise zwischen 200 und 300 Besucher lockte das wunderbare T-Shirt-Herbstwetter bzw. der mit 23 Grad(!) wärmste Tag des Monats zu dem 115 Jahren alten Kuppelbau neben der historischen Bonner Sternwarte. Auch dieses Mal boten die Hobbyastronomen der Volkssternwarte ein abwechslungsreiches Programm: interessante Kurzvorträge (von 200 Jahre Fraunhoferlinien bis zum astronomischen Ausblick auf 2015), ein Vortrag speziell für Kinder, Präsentation der beliebten Software „Stellarium“, zum Schmökern lud ein Büchermarkt ein und regelmäßig gab es „spritzige“ Starts von Wasserraketen. Auch wenn sie nicht wie letztes Jahr verfinstert wurde und für einen übervollen Vortragsraum sorgte, war die Sonne dennoch ganz klar der Höhepunkt im Programm und der diesjährige Veranstaltungstag somit ein voller Erfolg.

Der Tag der offenen Tür 2015 ist wegen der totalen Mondfinsternis für den 27. September geplant.

05.11.2014


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