Archiv für Juli 2013

Sind die Kometen ISON und Kirch verwandt?

Schon relativ kurz nach der Entdeckung des aussichtsreichen Kometen ISON (C/2012 S1) Ende September 2012 vermutete man einen Zusammenhang mit dem Kometen Kirch (C/1680 V1), der Ende 1680/Anfang 1681 sichtbar war. Aufgrund sehr großer Ähnlichkeiten ihrer Bahnen wurde es für möglich gehalten, dass ISON ein Bruckstück von Kirch sein könnte. Kirch bot ein großartiges Himmelsschauspiel und angesichts einer Schweiflänge von mindestens 70 Grad und einer Helligeit – laut ESO – von möglicherweise -18,0mag wären das wirklich spektakuläre Aussichten für einen Jahrhundertkometen namens ISON. Doch die ersten spektroskopischen Analysen deuteten schließlich darauf hin, dass ISON zum ersten Mal aus der Oortschen Wolke ins Innere des Sonnensystems kommt. Stefan Krause von der Volkssternwarte Bonn (VSB) geht der vermuteten Verwandtschaft von ISON und Kirch in einem neuen Beitrag nochmal ausführlich auf den Grund. Fazit: Allein aus den Bahnparametern lässt sich keine Verbindung zwischen beiden Schweifsternen erkennen, da auch dynamische Entwicklungen eine große Rolle spielen. „Es spricht … nichts dagegen, dass die Kometen Kirch und ISON durch Zerfall eines gemeinsamen Mutterkometen irgendwann auf seinem hunderttausende Jahre dauernden Weg von der Oortschen Wolke zur Sonne entstanden sind“, aber beweisen lässt sich das wohl nicht mehr. Und wie ISON letztlich aussehen wird, werden wir dann spätestens zur „Kometenzeit in Bonn“ wissen.

Komet Kirch wurde übrigens im Spätherbst 1680 von Gottfried Kirch in Coburg entdeckt und gilt als erste Kometenentdeckung mit dem Teleskop. Anfang und Ende Dezember war er ein Objekt 2. Größenklasse, zur Monatsmitte war er jedoch nach Augenzeugenberichten am Taghimmel neben der Sonne sichtbar. Isaac Newton nutzte den Schweifstern außerdem als Testobjekt für sein Gravitationsgesetz, weshalb der Komet auch als „Newton’s Comet“ bezeichnet wird. In Cambridge beobachtete er mit einem 2 Meter langen Teleskop und einem Mikrometer den Kometen im Februar und März 1681. Das oben gezeigte zeitgenössische Bild stellt Komet Kirch über Rotterdam dar und wie er von Beobachtern mit Jakobsstäben vermessen wird.

28.07.2013

Hinweis: 12,8mag helle Supernova in M 74

Nach der aktuellen Supernova 2013dy in der Eidechse, gibt es eine weitere Entdeckung der Supernova-Suche am Lick Observatory. Sie wurde in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in der Galaxie M 74 entdeckt und trägt noch die vorläufige Bezeichnung PSN J01364816+1545310; eine amtliche Kennung sollte heute folgen. [Nachtrag: Die Supernova heißt nun 2013ej] Am gestrigen Samstag erschienen ein erstes Bestätigungsfoto sowie die ersten Beobachtungen, ebenso ergab die erste spektroskopische Untersuchung, dass es sich um eine junge Typ-II-Supernova handelt. Nach den wenigen bisherigen Daten ist sie derzeit visuell 12,8, 12,9mag hel. Sehr viel heller wird sie vermutlich nicht mehr werden, allerhöchstens wird sie noch um eine Größenklasse zulegen. Außerdem hat ein Astronomenteam anhand von am 27. Juli am 10m-Keck-II-Teleskop gemachten Aufnahmen die Position der neuen Supernova exakt bestimmt, so dass bereits ein 24,65mag heller Roter Überriese auf alten HST-Aufnahmen als möglicher Vorläuferstern identifiziert werden konnte.

Die zwischen 25 und 30 Millionen Lichtjahre entfernte Spiralgalaxie M 74 befindet sich im Sternbild Fische; eine Arbeit von 2008 gibt eine Entfernung von 28 Millionen Lichtjahren an.

28.07.2013

Supernova 2013dy bei 12,9mag beobachtet

Nach einem Schauer gestern Abend klarte es wie angekündigt noch auf und ich nutzte spontan die Gelegenheit, mich trotz des hellen Vollmondes an der aktuellen Supernova 2013dy zu versuchen. Gegen Viertel vor 1 baute ich den 12-Zöller im Garten auf. Der Mond – etwas mehr als 24 Stunden nach Vollmond – stand noch knapp hinter dem Haus, so dass die Blendung nicht allzu stark war. Im Pegasus lag die Grenzgröße im Mondlicht zwischen 4,0 und 4,5mag, weshalb ich das Starhopping bei beta Peg startete. Zuerst tastete ich mich mit dem 10×50-Fernglas an das richtige Himmelsfeld in der Eidechse ran und konnte noch den 8,0mag-Stern erkennen, von dem es nur 0,5 Grad bis zum Ziel waren. Den selben Weg von beta Peg fuhr ich dann mit dem Sucher des Dobson ab. Nun reichte der Sternatlas nicht mehr und ich nutzte die Seite wikisky.org am iPad; in der Waagerechten um 180 Grad gedreht erhält man damit den Anblick im Newton.

Mit den 40mm- und 15mm-Okularen ließ sich die genaue Position relativ schnell lokalisieren und mit dem 9mm erschien dann schon indirekt deutlich die Supernova nahe eines 11,5mag-Sterns. Und während ich hörte wie die Kirchturmuhr 1 schlug und der Regen von den Bäumen tropfte, schaute ich mir einen vielleicht 15 Bogenminuten kleinen Himmelsausschnitt im Mondschein an. 10, 15 Minuten beobachtete ich diesen mehr als 40 Millionen Lichtjahre entfernten Lichtpunkt – das explosionsartige Ende eines Weißen Zwerges. Die Supernova 2013dy strahlt mittlerweile mit einer Milliarde Sonnenleuchtkräften! Ihre Helligkeit bestimmte ich zu 12,9mag, was sehr gut zu den anderen Schätzungen dieser Nacht passt. Damit steht sie jetzt auf Rang 5 der hellsten Supernovae 2013. Und wenn der Milchstraßenstaub nicht zu sehr stört, erreicht sie ja vielleicht doch die vorhergesagten 11,5mag.

25.07.2013

Die Erde aus 1,4 Milliarden Kilometern während des Saturn-Winkens

Mit einer „Winkt dem Saturn“-Aktion rief die „Kamerafrau“ der Cassini-Mission zu einem weltweiten Saturn-Winken auf, und laut NASA sollen tatsächlich 20.000 Menschen an diesem besonderen „The Day the Earth smiled“ teilgenommen haben – zumindest online via Live-Stream, Google+, Facebook (#waveatsaturn), Instagram etc. Und auch Saturnbeobachter bei einer öffentlichen Aktion in Bonn (mein Bericht) haben am Freitagabend zwischen 23:27 und 23:42 Uhr dem 1,4 Milliarden Kilometer entfernten Ringplaneten gewunken und zugelächelt. 80 Minuten war unser Licht unterwegs, bis es die Kameras von Cassini erreichte. Vorab wurde sogar mit einer komplizierten Rechnung die Wahrscheinlichkeit abgeschätzt, mit der ein Photon eines winkenden Armes auf dem Kamerasensor Cassinis landet.

Am späten Montagabend wurde nun die dabei entstandene Cassini-Aufnahme (größere Versionen) mit unserem fernen, blauen Heimatplaneten in Pixelgröße veröffentlicht. Das finale Saturnpanorama, auf das wir wohl bis Ende August warten müssen, besteht aus 33 dieser Weitwinkelaufnahmen. Das untere Bild der Telekamera zeigt neben unserem blauen „Stern“ deutlich den Mond.

24.07.2013

Kino: Spannender neuer Trailer zu „Gravity“

Nach den ersten bewegten Bildern scheint der Sci-Fi-Film „Gravity“ eine Art Kammerspiel in der Erdumlaufbahn zu sein. Dass das aber nicht langweilig sein muss, zeigt jetzt ein neuer spannender Trailer. Zu sehen ist ein folgenschwerer Außeneinsatz für die Astronauten eines Space Shuttles – gedreht als einzige Szene ohne Schnitt. Ich liebe solche mitreißenden Szenen, bei der man sich einfach fragt, wie die Macher das im Studio gefilmt haben. Es muss eben nicht immer die typische Sci-Fi-Krawumm-Invasion sein, um einen packenden Weltraum-Thriller zu inszenieren. Ob das „Lost in Space“-Thema des Mexikaners Alfonso Cuarón hält was der Trailer verspricht, kann man dann ab dem 03. Oktober im Kino sehen. Und wer schon „Children of Men“ mochte, sollte ihn sich sowieso ansehen.

[Nachtrag, 26.07.2013] Das Trailer-Trio dieser Woche gibt es nun in der Langversion inkl. einiger Gänsehautmomente, und die ersten beiden Ausschnitte zeigen zwei Szenen ohne Schnitt.

24.07.2013

Toller Beobachtungsabend in Bonn zum weltweiten Saturn-Winken …

… in 21 Bildern.

Vergangenen Freitag, 19. Juli, nahm die Saturnsonde Cassini ein neues Panorama des Ringplaneten inkl. unseres Heimatplaneten in Pixelgröße auf. Während dieser Aufnahme sollte weltweit gewunken werden, denn die Aktion hieß „Winkt dem Saturn“. Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreffs, der Volkssternwarte Bonn und der „Sternfreunde Siebengebirge“ trafen sich zu einem recht spontanen öffentlichen Beobachtungsabend, um Teil dieser globalen Saturn-Party und der interplanetaren Fotosession zu sein. „Looks like fun!“, schrieb mir noch ein KBA-Sternfreund, bevor er nach New York flog – und den hatten wir auf jeden Fall.

Den Anfang machte um 19:00 Uhr Michael Geffert, der unsere öffentliche Aktion überhaupt erst möglich machte, mit einem astronomiegeschichtlichen Vortrag im Rahmen der „Sammlung historischer Himmelsaufnahmen“. Diesmal ging es um den 5 Meter langen Doppelrefraktor, der bis Mitte der 1960er Jahre im heutigen Gebäude der Volkssternwarte Bonn stand. Man erfuhr etwas über die wichtigen Arbeiten mit dem großen Teleskop und die von Karl Friedrich Küstner gemachten und sogar signierten Fotoplatten, die eine größere Aufnahmetiefe als die Yerkes-Platten erreichten. Auch Persönliches zum Astronom Küstner, der auch für Geodäten kein Unbekannter ist, wurde angesprochen. Beispielsweise sind seine Beobachtungsbücher erhalten geblieben, in denen er schreibt, wie „sein“ Doppelrefraktor am 17. November 1899 in sieben Kisten an der Bonner Sternwarte ankommt. Im Anschluss an den Vortrag wurde erneut über die Auflösung des Observatorium Hoher List (OHL) diskutiert.

Gegen 20:00 Uhr ging’s dann von der Bonner Astronomiegeschichte direkt in die moderne Saturnforschung. Daniel Fischer erläuterte dem Publikum den Grund für unsere spontane Beobachtungsaktion und stellte das kuriose NASA-Event mit globalem Wink-Effekt „Wave at Saturn“ bzw. „The Day the Earth smiled“ ausführlich vor. Auch wenn es noch mehr als 3 Stunden bis zum Saturn-Winken waren, die Uhr wurde trotzdem im Blick behalten.

Es wurde die Cassini-Mission vorgestellt und viele der fantastischen Aufnahmen, die die Sonde seit 2004 macht, gezeigt. So auch das im September 2006 entstandene erste Saturnpanorama – mit unserem Blauen Planet Erde zwischen den Ringen. Neben den atemberaubend schönen Cassini-Bildern wurde auch eine Grafik aller Orbits zwischen 2004 und 2017 (das Missionsende steht schon fest) der Saturnsonde um den Ringplaneten gezeigt.

Etwa um 20:30 Uhr baute ich meinen 12-Zoll-Dobson auf der Wiese vor dem Institut auf. Richtung Westen hing eine Wolke halb vor der Sonne, so dass wunderbare Licht- und Schatteneffekte entstanden. Meinen kleinen 80/400-Sonnenrefraktor stellte ich trotzdem noch dazu.

Während in meinem Dobson bereits der tiefstehende Mond beobachtet werden konnte, schraubte neben mir Peter Kittner, ein Sternfreund aus Swisttal-Buschhoven, der meinen Hinweis auf astronomie.de gesehen hatte, einen großen Schiefspiegler zusammen. Nachdem für die Besucher zuerst die fast volle Venus eingestellt wurde, fuhr schließlich der lange Tubus automatisch auf den Punkt am blauen Taghimmel, wo Saturn stehen sollte. Und da stand er tatsächlich! Die beiden Kinder waren die ersten, die einen Blick durch’s Okular warfen und tatsächlich Saturn bei Tag sehen konnten.

Matt aber deutlich war er als Ringplanet erkennbar und damit hatte schon um 21:00 Uhr unsere öffentliche Saturnbeobachtung begonnen, obwohl die Sonne noch deutlich über dem Horizont stand. Etwas später in der noch hellen Dämmerung war außerdem schon die Cassini-Teilung sichtbar.

Kurz nach 9 trafen auch Christian Preuß und Daniel Bockshecker von den „Sternfreunden Siebengebirge“ ein. Mit einem Großfernglas wurde versucht Saturn am Dämmerungshimmel zu erwischen.

Die Abenddämmerung schritt voran. Zwischen 10 und 15 Leute schauten an dem Abend vorbei – einige blieben sogar bis es schließlich „Winkt dem Saturn“ hieß – und konnten mit den aufgestellten Teleskopen Mond mit unzähligen Details, Venus mit Phase und natürlich Saturn mit seinem Ringsystem sehen. Sternfreunde fachsimpelten unter sich, beantworteten spannende Fragen von Passanten (u.a. schauten neugierige Spaziergänger mit Hund und Katze vorbei) oder erklärten den kleinen Besuchern die Sternbilder.

Am späten Abend wurden bei immerhin fast vollem Mond auch Deep-Sky-Objekte wie M 13, Albireo und der Doppel-Doppel epsilon Lyr für die Besucher eingestellt. Mit einer abgestützten Kamera versuchte ich mich nebenbei an ein paar Stimmungsaufnahmen im Dunkeln. Zu meiner Überraschung zeigte bereits eine Belichtung von einer Sekunde Saturn (über dem Tubus), Spika (rechter Bildrand) und Antares (unterhalb des Mondes). Und die, die es nicht mehr abwarten konnten, haben vorab schon mal für die richtige Pose für das Saturn-Winken geübt. Der Höhepunkt der kleinen Saturn-Party in Bonn nahte und wie man hier sieht, haben wir dann alle tatsächlich zwischen 23:27 und 23:42 Uhr dem Saturn gewunken und freundlich zugelächelt. Auch meinen Dobson richtete ich nochmal auf Saturn, neben dem zumindest die Monde Titan und Rhea sichtbar waren. 80 Minuten später trafen dann unsere Photonen die Kamera von Cassini hinter dem Saturn. 1,4 Milliarden Kilometer legte das Licht zurück und unser 15-minütiger Moment wurde ein Pixel groß auf den Chip gebrannt. Das finale Saturnpanorama wird die NASA wohl erst Ende August veröffentlichen, aber erste Eindrücke von „Argelanders Astro-Abend“ aus 1,4 Milliarden Kilometern Entfernung gibt’s schon jetzt.

Nach Mitternacht wurden dann langsam die Teleskope abgebaut. Ein letztes Foto zeigt meinen Dobson mit Saturn zwischen den Stangen. An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an Michael Geffert, der bis halb 1 vor Ort war und diese spontane öffentliche Star-Party unterstützt und in dieser Form überhaupt erst möglich gemacht hat. Insgesamt waren 30 bis 35 Leute dabei, so dass es angesichts der kurzfristigen Aktion doch eine kleine aber feine und vor allem eine sehr gelungene Saturnbeobachtung mit Wink-Effekt war. Und dank des Go-To-Schiefspieglers war für mich ein überraschender Blick auf Saturn am Taghimmel möglich. Wunderbar!

Ein paar Fotos, die in der noch hellen Dämmerung entstanden, wurden auch in der Sondersendung zum Saturn-Winken im NASA-TV gezeigt: Einfach auf das Bild klicken und zu Minute 25 vorspulen („… we have some pictures from Bonn, Germany …“).

Weitere Berichte von den Teilnehmern der gelungenen Beobachtungsaktion in Bonn:

Astronomischer Sommerabend mit Wink-Effekt (Bonner Sterne)

Astronomieabend in Endenich (Volkssternwarte Bonn)

Astro-Treffen in Bonn: Sternfreunde winkten gemeinsam dem Saturn, und Cassini fotografiert uns dabei! (Sternfreunde Siebengebirge)

Außerdem kann sich jeder Saturnbeobachter vom 19. Juli als kleine Erinnerung ein Zertifikat erstellen.

Und auch der berühmteste Sohn der Stadt hat zumindest bildhaft unsere Saturn-Party mitgerockt.

22.07.2013

Wird die Supernova 2013dy sogar 11,5mag hell?

Unabhängig voneinander wurde vor anderthalb Wochen eine neue helle Supernova in NGC 7250 entdeckt: Zuerst am 10. Juli mit dem Supernova-Suchprogramm LOSS am Lick Observatory und am 11. Juli anhand einer am C14 des japanischen Amateurastronomen Kuniaki Goto entstandenen Aufnahme. Die Galaxie NGC 7250 befindet sich im Sternbild Eidechse. Das Himmelsfeld liegt genau mittig zwischen beta Peg und alpha Cyg (Deneb), die Galaxie steht dort auf der Linie zwischen den 4,5mag-Sternen 6 Lac und HD 211073. Der in der Aufnahme sichtbare markante Stern südlich der Galaxie ist 11,5mag hell.

Aktuell hat die Supernova 2013dy bereits eine Helligkeit von 13,0mag erreicht und ist damit längst die hellste derzeit am Himmel. Da es sich bei der Sternexplosion um eine Supernova vom Typ Ia handelt, die typischerweise immer eine absolute Helligkeit von etwa -19,0mag erreichen, kann man sogar über die Maximalhelligkeit der Supernova spekulieren. Allerdings sind die Entfernungsangaben für NGC 7250 noch nicht genau genug bekannt, was sich aber mit dieser Supernova ändern wird. Wenn man von einer Distanz von 40 bis 45 Millionen Lichtjahre ausgeht, dann könnte die 2013dy tatsächlich um 11,5mag hell werden, wenn es dagegen über 50 Millionen Lichtjahre sind, läge das Maximum eher bei 12,0mag. So oder so sollte die Supernova noch eine Größenklasse zulegen – und hoffentlich sogar mehr. Die Helligkeitsentwicklung lässt sich sehr gut hier auf den Seiten der AAVSO-Beobachter verfolgen.

Übrigens: Gestern Mittag begannen die Beobachtungen mit dem Hubble-Weltraumteleskop, wobei die Supernova 2013dy einen Monat lang insgesamt 10 Mal spektroskopiert werden soll.

22.07.2013

Heute in Bonn: „Argelanders Astro-Abend“ zum Saturn-Winken

Man kann es als groß angelegten PR-Gag der NASA abtun, aber Sternfreunde des Rheinlandes und des Siebengebirges wollen sich die interplanetare Fotosession von Cassini heute Abend nicht entgehen lassen und haben diese Woche noch eine spontane Saturn-Party auf die Beine gestellt – mit dem abschließenden „Winkt dem Saturn“. Nach meiner Zufallsentdeckung eines Vortragstermins am Montag und Gesprächen am Dienstag, wurde es am Mittwoch amtlich. Das Programm für heute Abend im Argelander-Institut für Astronomie (AIfA) sieht nun so aus, dass wir Hobbyastronomen uns einfach an den astronomiegeschichtlichen Vortrag zum Bonner Doppelrefraktor hängen. Außerdem wird es die erste gemeinsame öffentliche Beobachtung des Köln-Bonner-Astrotreffs (KBA) und der Volkssternwarte Bonn (VSB) mit den Mitgliedern der Sternfreunde Siebengebirge. Und die Wetteraussichten sehen wirklich gut aus. Um 18:30 Uhr werde ich vor der Institutstür mein kleines Sonnenteleskop aufbauen.

Nach zähem Beginn sind nun doch auf der Weltkarte viele Aktionen zum globalen Saturn-Winken entstanden – von Neuseeland über Iran und Ghana bis nach Kolumbien. War unser „Argelanders Astro-Abend“ gestern noch einer von 13 Saturn-Events in Europa (Bild oben), sind es heute 17 Veranstaltungen und 3 gibt’s nun in Deutschland. Zudem sind viele Nebenprojekte zur heutigen weltweiten Saturn-Party entstanden, wie man u.a. hier und auf den entsprechenden Homepages hier und hier nachlesen kann – alles zusammengefasst unter dem Namen „The Day the Earth smiled“. Und natürlich das Wichtigste: Nachher zwischen 23:27 und 23:42 Uhr in Richtung Saturn winken, wenn Cassini das neueste Saturnpanorama mit der Erde rechts unter den Ringen aufnimmt. Und ruhig auch an die Merkursonde Messenger denken, denn für die Suche nach Merkurmonden ist ihre Kamera heute und morgen um 13:49, 14:38 und 15:41 Uhr ebenfalls auf die Erde gerichtet.

19.07.2013

Aachener Hobbyastronomen vermessen Quasar-Spektren

Quasare sind die extremsten, leuchtkräftigsten und fernsten Objekte, die ein Hobbyastronom mit eigenen Augen beobachten kann – und sie wurden vor genau 50 Jahren entdeckt. 1963 untersuchte Maarten Schmidt, Astronom am Caltech, das Spektrum eines Objekts, das auf den Fotoplatten einfach nur wie ein Stern aussah. Zur großen Überraschung waren aber die Spektrallinien an einer andere Stelle als normal zu finden. Sie waren alle um den selben Betrag in den roten Bereich des Spektrums verschoben. Diese (kosmologische) Rotverschiebung ließ sich so interpretieren, dass das stellare Objekt 3C 273 kein naher Stern, sondern ein 2 Milliarden Lichtjahre entferntes Objekt ist – ein Vertreter einer völlig neuen Objektklasse. Die ganze spannende Geschichte zur Entdeckung der Quasare hatte ich pünktlich zum 50. Geburtstag hier beschrieben. Außerdem wird es demnächst in der Zeitschrift interstellarum einen zweiteiligen Artikel geben, die im Heft 90 (Oktober/November) und Heft 93 (April/Mai) erscheinen.

Für die visuelle Beobachtung der hellsten Quasare reicht schon ein Teleskop mit mittlerer Öffnung, doch Hobbyastronomen aus Aachen haben sich gefragt, ob man tatsächlich auch ein brauchbares Spektrum eines Objekts von nur 13,0mag aufnehmen und analysieren kann. Für eine Projektarbeit wanderten Tobias Häusler und Marco Gosch von der FH Aachen sozusagen auf der Spur von Maarten Schmidt und wollten die Rotverschiebung von 3C 273 selbst nachweisen. Mit einem 8-Zoll-Newton auf der 80 Jahre alten Zeiss-Montierung der Sternwarte Aachen spektroskopierten sie zunächst einige helle Sterne von typischen Frühlingssternbildern, wobei sich die Sternfreunde auch mit der Klassifikation von Sternspektren beschäftigten. Wie Tobias Häusler in seinem Artikel schreibt, mussten sie aus wettertechnischen Gründen dann bis Anfang Juni warten, bis sie doch noch mit dem StarAnalyzer am Teleskop ein Spektrum des Quasars 3C 273 aufnehmen konnten.

Und es hat tatsächlich geklappt, wie die Grafik zeigt. Gegenüber des Referenzspektrums (blaue Kurve) des Sterns zeta UMa (Mizar) ist die H-beta-Linie im Licht des Quasars (rote Kurve) nach rechts verschoben. Diese Rotverschiebung bestimmten sie zu z = 0,158197 (0,09 Prozent Abweichung zum Literaturwert), aus der sie eine Entfernung von 1,9 Milliarden Lichtjahren errechneten. Ihre Messung von 3C 273 (hier) und die komplette Projektarbeit (hier) sind als downloadbare PDFs verfügbar.

18.07.2013

14. „Pauls Portables Planetarium“ mit Sonnenbeobachtung

Gestern Abend hat alles gepasst. Zur Sommerausgabe von „Pauls Portables Planetarium“, das 4 Mal im Jahr im Deutschen Museum Bonn stattfindet, wurde zur Einstimmung auf Paul Hombachs Sonnen-Vortrag vor der Museumstür Sidewalk Solar Astronomy geboten. Geplant waren nur 2 Teleskope, doch letztlich wurden 4 Instrumente zur Sonnenbeobachtung aufgebaut; sogar Paul Hombach baute seinen Refraktor mit Sonnenprojektion auf. Unsere sonnige Star-Party war wirklich gut besucht (weitere Fotos der Aktion gibt’s von Daniel Fischer); Jung und Alt staunten am Okular über ein paar gut sichtbare Protuberanzen und zwei erdgroße bipolare Sonnenfleckenpaare (Bild 6, 3 Stunden vor dem Vortrag aufgenommen) auf der Sonne. Unter den interessierten Besuchern waren auch einige Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums (EMA), die durch ihren Physiklehrer Udo Wernick im Rahmen einer Projektwoche auf den gestrigen Vortrag hingewiesen wurden. Auch die Presse in Form des „General-Anzeiger Bonn“ mischte sich unter die Sonnenbeobachter und warf ebenfalls kurz einen Blick durch’s Okular (Bild 5, ganz links sowie sein Artikel), und wie man sieht, kam sogar eine Finsternisbrille zum Einsatz.

Um 19:00 Uhr begann schließlich der Vortrag, bei dem diesmal sogar Gäste des Deutschen Museums in München im Publikum saßen. Anderthalb Stunden gab’s wieder bestes Astrotainment vor dem Teilchenbeschleuniger (der bald Mittelpunkt einer neuen Ausstellung ist) des Technikmuseums. In dem bunten Sommerspecial fehlte natürlich auch nicht der Hinweis auf die weltweite Aktion am kommenden Freitagabend: „Winkt dem Saturn“. Und auch bei diesem Astroabend hatte Hobbyastronom und Springmaus-Pianist Paul Hombach sein Keyboard dabei (Bild 7) und untermalte mit tollen Syntie-Klangteppichen wunderbare Nachtleuchtende Wolken im Zeitraffer und das Teleskopkarussell von ALMA. „Pauls Portables Planetarium“ gibt’s wieder am 05. November – hoffentlich mit ähnlich gutem Wetter und vielen neugierigen Besuchern.

17.07.2013


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