Archiv für Juni 2014

Wie sich Deutschland und USA auf der ISS für das WM-Spiel warm machen

In genau 4 Stunden ist es soweit: Die entscheidende Fußball-WM-Partie USA gegen Deutschland wird angepfiffen und auch auf der ISS erwartet man dieses Spiel mit Spannung. So postete der deutsche Astronaut Alexander Gerst vorhin diesen lustigen Youtube-Clip bei Facebook: „Als Vorbereitung auf das Spiel heute Abend haben meine amerikanischen Kollegen und ich an Bord der ISS schon mal das Tor-Jubeln geübt. #‎USAGER #‎WM2014„. Und wie man sieht, ist das WM-Fieber nun endgültig auf der Raumstation angekommen. Zwischen dem Deutschen und den beiden US-Kollegen Reid Wiseman und Steve Swanson gibt’s sogar eine Wette, wie die drei Astronauten diese Woche in einem 12-minütigen TV-Interview verrieten. Wenn die deutsche Nationalelf gewinnt, müssen sich die US-Astronauten den Kopf rasieren und falls die USA gewinnen, wird Gersts Glatze mit einer US-Flagge angemalt. Ich bin schon auf die nächsten Selfies von der ISS gespannt. ;)

26.06.2014

So feierte der Niederrhein den 1. Internationalen Tag der Sonne

So wurde vor zwei Tagen der Sommeranfang auf dem Gelände der Firma Bresser gefeiert, denn am 22. Juni fand zum ersten Mal ein Internationaler Tag der Sonne statt. Von New York bis Wales, von New Mexico über Indonesien bis Hamburg: Zum längsten Tag des Jahres 2014 wurden weltweit überall Teleskope für öffentliche Sonnenbeobachtungen zum Himmel gerichtet, und anlässlich des „International Sun-Day“ lud auch Bresser in Rhede nahe Rees am Niederrhein zu einem großen (Sonnen-) Tag der offenen Tür ein. Insgesamt 13 Sonnenteleskope – von 35mm bis 230mm Öffnung – standen für die Besucher bereit, nicht mitgezählt sind das mit einer Kamera ausgerüstete Fernrohr (für ein Livebild unter isd-live.bresser.de) oder die von der Sternwarte Bochum aufgestellten Geräte. Da auch Hobbyastronomen eingeladen waren, schauten auch 5 Sternfreunde des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA) vorbei und brachten auch ein optimiertes 60mm-Lunt-Teleskop und einen 80mm-Refraktor, beide inkl. Bino-Genuss, mit. Hier konnte man parallel unseren Heimatstern gleich in zwei Wellenlängen, entweder im Weißlicht mit den Sonnenflecken oder im H-alpha-Licht mit den Protuberanzen, beobachten, außerdem gab es viele nette Gespräche und es wurden die unterschiedlichsten Fragen beantwortet.

Entgegen der allgemeinen Wettervorhersage gab es am Sonntag leider mehr grau statt blau, aber dennoch lachte die Sonne in mal kleineren, mal größeren Lücken, die dann auch schon für einen Sonnenbrand ausreichten. Dank Nordwest nach Südost ziehender Wolken blieb der Himmel zunächst bedeckt, so dass eher Zeit für Fachgespräche mit den Mitarbeitern war, doch ab dem Mittag zeigten sich auch die ersten sonnigen Abschnitte. Und – wie die Fotos oben es zeigen – sobald die aufgebauten Teleskope deutlich Schatten warfen, strömten wie auf Knopfdruck die Besucher an die zahlreichen Okulare. Ingesamt schätzt man, dass etwa 2.000 Besucher zum 1. „Internationalen Sun-Day“ bei Bresser vorbeischauten.

Weitere Eindrücke:

Zum großen Familien-Veranstaltungsprogramm gehörte aber nicht nur der aufgebaute Teleskop-Fuhrpark, außerdem gab es interessante Vorträge, Vorführungen in einem aufblasbaren Planetarium, außerdem konnte man sich in den Verkaufsräumen umsehen und informieren, …

… für den Gewinner des Fotowettbewerbs abstimmen und …

… man konnte sogar Münzen, Insektenflügel, Steine, Chromosome usw. mikroskopieren.

Alles im allem war der Sonntag in Rhede ein ereignisreicher Sonnen-Tag, so dass ich mich jetzt schon auf den 21. Juni 2015 mit der 2. Ausgabe des „International Sun-Day“ freue. Aber dann mit hoffentlich noch mehr Sonne! Und größeren Sonnenflecken. Und vielleicht einer Sonnenbeobachtung in Bonn.

24.06.2014

Heute live: Berggipfel-Sprengung für das E-ELT

Bevor das größte optische Teleskop der Welt in knapp einem Jahrzehnt so aussieht wie in dieser künstlerischen Darstellung, erfolgt heute der erste Spatenstich. Ein Spatenstich explosiver Art um genau zu sein, denn der Gipfel des 3.000 Meter hohen Cerro Armazones, 22 Kilometer vom berühmten Cerro Paranal mit dem VLT entfernt, muss zunächst um 20 Meter kürzer gemacht werden. Kurzer Rückblick: April 2010 wurde der Cerro Armazones als Standort für das Riesenteleskop der ESO ausgewählt, 2011 wurde der geplante Spiegeldurchmesser für das E-ELT von 42 auf 39 Meter reduziert und im Juni 2012 wurde in Garching über den endgültigen Beschluss zum Bau abgestimmt. Heute erfolgt zwei Jahre danach nun die erste Sprengung zur Gipfel-Einebnung für die europäische Milliarde-Euro-Sternwarte in Chile. Und die ESO feiert das heutige Ereignis mit einer Liveübertragung von 18:30 bis 20:30 MESZ (die eigentliche Sprengung soll vermutlich gegen 20:10 MESZ stattfinden), via Twitter können auch Fragen unter dem Hashtag #EELTblast gestellt werden. „Mit der Ruhe und Abgeschiedenheit, die ich im März 2010 dort oben noch erlebt habe, ist es hiermit endgültig vorbei„, schreibt dazu ein Hobbyastronom, der 2010 auf dem Armazones noch beobachtet hatte. Und in 9 Jahren wird auf dem jetzt entstehenden Plateau schließlich der wissenschaftliche Betrieb mit dem gigantischen 39-Meter-Spiegel des European Extremely Large Telescope (E-ELT) beginnen.

[Nachtrag] Blogger Jan Hattenbach ist vor Ort und twittert bereits live vom Groundbreaking-Event. Außerdem hieß es auf eine Nachfrage, dass heute 5.000 m³ Gestein gesprengt werden sollen, im Laufe der nächsten Monate werden es aber insgesamt 220.000 m³ werden.

19.06.2014

Alexander Gerst gratuliert der Nationalelf zum 4:0-Sieg

Während beim gestrigen WM-Auftaktspiel der Nationalelf allein Hunderttausende auf Deutschlands größter Fanmeile in Berlin feierten, konnte ein Deutscher bei der sensationellen Partie gegen Portugal nur am ThinkPad mitfiebern. Ja, so sah die 72. Minute, in der Hummels eingewechselt wurde, rund 400 Kilometer über der Erde auf der Internationalen Raumstation ISS aus. Ich hätte nicht gedacht, dass bei dem straffen Programm eine FußbALL-Liveübertragung möglich ist, aber offenbar scheint es geklappt zu haben, denn Alexander Gerst twitterte und postete auch bei Facebook: „Zwischen die 10 Stunden wissenschaftlicher Experimente gestern passten auch 20 Minunten live #worldcup FussbALL. Gratulation an das DFB-Team aus dem Erdorbit!“ So konnte der Astronaut doch mit seinen Kollegen den verdienten 4:0-Triumph eines spannenden Spiels, in dem Lahm, Kroos, der dreifache Torschütze Müller und Co. glänzten und Ronaldo eigentlich nur durch die wenigsten Ballbesitze auffiel, verfolgen.

17.06.2014

Toller astronomischer Nachmittag für Kinder

Wie zuletzt im Oktober öffnete vor zwei Tagen das Argelander-Institut (AIfA) in Bonn-Endenich wieder seine Türen speziell für Kinder, und selbst wenn es nicht so viele AstroZwerge wie im Herbst waren, hatten die Kleinen doch sicher ihren Spaß. Zu Beginn hielten Vivien Thiel und Nina Brinkmann einen allgemeinen Vortrag über Objekte im und jenseits des Sonnensystems bzw. über den aktuellen Sternhimmel mit dem bekannten und beliebten Freeware-Programm  Stellarium. Nach einer Stunde Theorie, ging es anschließend hoch auf das Institutsdach, wo beim Anblick des großen 50cm-Teleskops die praktische Seite der Astronomie kindgerecht nähergebracht wurde. David Mülheims ließ sich viel Zeit für die Teleskopbesichtigung, erklärte alles ausführlich und zeigte beispielsweise die CCD-Kamera oder gab die Playstation-Steuerung auch mal in Kinderhände. Es wurde aber auch gezeigt, wie bzw. wo Astronomen heute arbeiten. An einem Arbeitsplatz mit zwei Bildschirmen erklärte er die Teleskopsteuerung oder es wurden astronomische Aufnahmen gezeigt. Und egal ob Supernova, das Leben von Sternen oder eine Kinderfrage nach der Energiequelle der Sterne – der Hobbyastronom und Student konnte alles wunderbar verständlich erläutern.

Doch nach so viel Technik hieß es erstmal die schöne Aussicht vom Dach genießen.

Und nach der einstündigen Teleskopbesichtigung war noch Zeit für etwas Kreativität, man konnte u.a. Sternbilder malen und erfinden, und Sonnenbeobachtung an meinem kleinen 80mm-Teleskop. Viel gab es auf der Sonne nicht zu entdecken, aber nebenbei ergaben sich noch nette Gespräche mit den Eltern, bis schließlich nach 17:00 Uhr der schöne astronomische Nachmittag für Kinder zu Ende ging.

17.06.2014

So spannend kann ein KBA-Astrostammtisch sein

Auch im 11. Jahr des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA) heißt es immer noch: Unser monatlich statt-findener Astrostammtisch ist vieles, aber bestimmt nicht langweilig. Die Gesprächs-themen, die sich längst nicht nur um Astronomie drehen, werden einfach nicht weniger, was ganz klar auch an den interessanten Mitgliedern liegt. Manchmal werden Bücher, Okulare, Filter und andere Dinge zum Verkauf angeboten, aber es gibt auch diese Art von besonderen KBA-Stammtischen, bei denen CDs mit eigener Space-Musik oder selbstgemalte Space-Art präsentiert werden, ein Sternfreund sogar seine Erfindung vorstellt oder ein Bastler eigene Asteroiden mitbringt. Zu unserem Vollmond-Treffen letzten Freitag, dem mittlerweile 85. KBA-Stammtisch, brachte Raumfahrt-Fan Daniel Bockshecker gleich eine komplett ausgestattete Saturn-V-Rakete mit. Ein siebenjähriger Junge fand das originalgetreue Modell zur Apollo-Ära so spannend, dass er direkt von einem Nachbartisch rüberkam. Als Mitglied des Projekts Skyrider (Facebook) wusste Daniel außerdem jede Menge über den am 01. Juni gestarteten zweiten Stratosphärenballon zu berichten. Aus erster Hand schilderte er das erfolgreiche Abenteuer Skyrider 2, auch  zahlreiche Fotos (siehe z.b. Alben hier und hier) und den kleinen „Major Tom“, der die Stratosphäre bis zu einer Höhe von 32.650 Metern erobert hatte, hatte er mitgebracht.

Nach einer unterhaltsamen und extralangen Stammtisch-Runde auf der Terrasse ging es vor der Tür noch weiter, denn plötzlich war der KBA auf der Suche nach seinem ersten Geocache. Offenbar wollte von den übrigen 6 KBA-lern noch niemand nach Hause und so folgten wir im wolkenverhangenen Schein des Vollmonds einem leuchtenden Smartphone. Ein gut verstecktes, magnetisches Mikro-Cache im dunklen Gebüsch war schließlich das Ziel, und mindestens ein Sternfreund hat dieses sehr preiswerte und wetterunabhändige Hobby – im Gegensatz zur Astronomie – gleich für sich entdeckt und trug sich im kleinen Logbuch ein.

Fazit: Für einen Freitag, den 13., war das auf jeden Fall nicht nur ein überaus spannender und unterhaltsamer Astrostammtisch, ganz klar war es auch einer der längsten – ich war erst gegen halb 2 zu Hause – unserer monatlichen (g)astronomischen Treffen.

16.06.2014

Hinweis: 10,7mag helle Nova im Pegasus

Vor exakt 24 stunden wurde gestern Mittag mit einem 140mm-Teleskop auf Hawaii ein „neuer Stern“ im Pegasus entdeckt. An dieser Stelle – 21:54:57.62 +26:41:16 (etwas nördlich von 16 Peg) – befindet sich eigentlich nur ein 18,8mag schwaches Objekt, jetzt war auf den Aufnahmen ein 10,7mag-Stern zu sehen. Bei Twitter teilten die Entdecker des ASAS-SN-Suchprogramms direkt ihren bisher hellsten Fund mit: „Might be our brightest transient yet: ASAS-SN Discovery of a Very Bright Optical Transient“. Ein französischer Amateur-Spektroskopiker von ARAS (Astronomical Ring for Access Spectroscopy) konnte bereits mit einem 12 Stunden später aufgenommenen Spektrum die Nova-Natur des veränderlichen Objekts bestimmen. Genauer gesagt handelt es sich bei dem hellen Ausbruch um eine Zwergnova. Das muss aber nicht heißen, dass nach einem Helligkeitssprung von 8 Größenklassen schon Schluss sein muss. Das macht die Beobachtung von Veränderlichen ja so spannend.

15.06.2014

Alexander Gerst twittert und schickt WM-Grüße von der ISS

Heute vor zwei Wochen erreichte Alexander Gerst, der 11. deutsche Astronaut, sein neues Zuhause für das nächste halbe Jahr. Um 5:52 Uhr öffnete sich die Luke zwischen Sojus-Raumschiff und der Raumstation ISS. 400 Kilometer über der Erde widmet sich der 38-Jährige aber nicht nur seinem straffen Forschungsprogramm oder absolvierte bereits einen ersten TV-Auftritt, seine tausenden Fans lässt er via Social-Media ebenso an seinem größten Abenteuer teilhaben. Bei Facebook (fast 26.000 Freunde) oder Twitter (fast 45.000 Follower) postet er mittlerweile regelmäßig unglaublich schöne Aufnahmen unseres blauen Heimatplaneten. Welcher Arbeitsplatz bietet schon so eine unvergleichliche Aussicht? Ob fantastische Wolkenschatten, eindrucksvolle Wolkenformationen oder die hauchdünne Atmosphäre – in allen Bildern spiegelt sich die Schönheit der Erde wieder. In höherer Auflösung sind Gersts Fotos bei Flickr zu finden. Auch das ein oder andere Selfie mit der Erde oder seinen Crew-Mitglieder Reid Wiseman (@astro_reid) oder Maxim Surajew (@msuraev) gibt es. Beeindruckende Fotos twittert außerdem der russische Kollege Oleg Artjemjew (@olegmks).

Oder der Deutsche schaut seinen Kollegen einfach mal über die Schulter.

Und pünktlich zum Auftaktspiel der Fußball-WM in Brasilien erschien heute ein kurzer Clip mit kickenden Astronauten auf der Raumstation. Anpfiff für die erste Partie ist zwar erst in fünf Stunden und eine Liveübertragung zur ISS ist auch nicht geplant, @astro_alex macht sich in der Schwerelosigkeit trotzdem schon mal als Torhüter warm.

Außerdem postete der deutsche Astronaut vorhin WM-Grüße auf Facebook: „Wir wünschen allen Teams und Fans bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien viel Spaß, viel Erfolg und friedliche Spiele! Möge die beste Mannschaft gewinnen! Viel Glück!“

12.06.2014

Live bei der ersten ISS-Pressekonferenz mit Alexander Gerst

Und so sah sie vergangenen Donnerstag an Bord der Internationalen Raumstation ISS …

… bzw. am Boden im Europäischen Astronautenzentrum EAC auf dem DLR-Gelände in Köln-Porz aus. Dorthin hatte die ESA am 05. Juni, genau eine Woche nach Alexander Gersts Ankunft auf der ISS, eingeladen, und für einen Eindruck filmte ich 7 Minuten lang die erste orbitale Pressekonferenz mit dem 11. deutschen Astronauten mit.

Fragen an den Astronauten standen nur Fernsehanstalten, großen Radiosendern und der Lokalpresse zu, aber so eine Veranstaltung, von der ich zufällig über Twitter erfuhr, lässt sich doch ein Blogger wie ich nicht entgehen. Schon bei der Ankunft im Foyer des ESA-Astronautenzentrums standen jede Menge – letztlich zählte ich ein Dutzend – Kameras bereit, außerdem wurden ein paar Interviews geführt. Fragen beantwortete auch Samantha Cristoforetti, die Ende des Jahres als erste Italienerin zur ISS starten wird. Ich dagegen sah mir die ausgestellten großen Modelle an, beispielsweise von der NASA-Orion-Kapsel mit dem ESA-Antriebsteil, vom ATV-Frachter und dem Columbus-Modul oder staunte über die bläulich leuchtende Raumstation. So hatte ich zum ersten Mal einen Eindruck davon, wo sich eigentlich die Copula befindet.

Nicht nur die Pressevertreter warteten gespannt auf das Signal von der ISS, zudem hatten sich bis zum Beginn an die 30 – später 40 – Mitarbeiter des Hauses versammelt. Um 15:55 Uhr stand endlich die Verbindung: Über Houston waren Gersts Worte „Station is ready for the event“ via Oberpfaffenhofen nach Köln gereist. Nach dem „voice check“ und einem kurzen Beifall im Foyer kam die Eröffnungsfrage vom ZDF. Der Vulkanforscher Alexander Gerst war eine Woche zuvor ins All gestartet, was in Köln ordentlich gefeiert wurde, und absolvierte nun in der Erdumlaufbahn seinen ersten TV-Auftritt. Lässig im Raum schwebend beantwortete er die Fragen von ARD, RTL, SAT.1, WDR, dpa, Kölner Express etc. und berichtete auf diese Weise von seiner ersten Arbeitswoche auf der ISS. Zwischenzeitlich ließ er auch die mitgenommene Plüschmaus – natürlich korrekt mit Raumanzug ausgestattet – von der „Sendung mit der Maus“ und das Mauerstück des Kölner Doms neben sich schweben.

Eine ZDF-Kinderreporterin fragte etwa, ob man sich denn in einer sechsköpfigen Männer-WG auf engem Raum immer versteht. Eine interessante Zuschauerfrage wurde von der „Aktuellen Stunde“ des WDR gestellt: „Wie träumt man denn in der Schwerelosigkeit?“ Außerdem erfuhr man, dass Gerst kurz vor der Liveschalte aus dem Orbit noch eine Trainingseinheit absolviert hat, bei der er die Tagesthemen von vorgestern schauen konnte. Auch die mitgebrachte Musik sei noch nicht komplett auf das ISS-System übertragen, aber immerhin konnte er bereits am Cupola-Fenster mit elektronischer Musik den unvergleichlichen Anblick der Erde genießen. Die „Space Night“ schaute der Astronaut schon in seiner Jugend sehr gerne, nun erlebt er sozusagen eine „Space Night Live“ mit eigenen Augen. Auf eine Frage bezüglich der Fußball-WM folgte die amüsanteste Antwort der Pressekonferenz, denn die Crew hatte eine spaßige Idee für ein eigenes ISS-Fußballspiel. „Wir machen ein Fußballspiel durch’s Columbus-Labor, rüber ins japanische, dann ins amerikanische Segment und dann weiter ins russische. Wir müssen jetzt vielleicht nur noch die Bodenkontrolle davon überzeugen, dass das wirklich ’ne gute Idee ist“, so der deutsche Astronaut. Lustig war auch die Beschreibung, dass beim Herunterfallen von Teilen immer noch der Impuls da ist, am Boden danach zu suchen, obwohl schwerelose Gegenstände „irgendwo im Dreidimensionalen“ davonschweben.

„Eine Bildqualität wie gleich aus einem Büro nebenan, mit nur ganz leichten Störungen, und ein Ton wie aus dem Studio“, schreibt Blogger-Kollege Daniel Fischer, denn die Qualität der Verbindung war wirklich verblüffend. Zumal es ganz klar auch etwas anderes ist, bei einem solchen Ereignis live dabei zu sein und es nicht einfach daheim im NASA-TV zu verfolgen. Das waren schon besondere 20 Minuten, selbst wenn ich keine Frage loswerden konnte. Dafür musste ich die ganze Zeit an eine Kinderheitserinnerung von Alexander Gerst denken. Als sechsjähriger Junge war es für ihn einfach unglaublich seine eigene Stimme zu hören, die von der Mondoberfläche reflektiert wurde. Und nun sah ich genau diesen erwachsen gewordenen Jungen, der jetzt in 400 Kilometern Höhe die Erde umkreist und in Echtzeit Fragen von neben mir sitzenden Personen beantwortet. Das war schon klasse. Wann ist man schon mal live dabei, wenn ein Interviewgast die Fragen der Presse mal in der waagerechten Position, mal kopfüber von der Decke hängend oder einfach während einer Rolle beantwortet.

Die 20-minütige Pressekonferenz mit Alexander Gerst auf der ISS endete um 16:15 Uhr und schon kurz danach war in der 17-Uhr-Tagesschau der erste TV-Beitrag zu sehen; auch in anderen Nachrichten am Donnerstagabend schwebte der 38-Jährige über den Bildschirm, und am Freitag im ARD-Mittagsmagazin wurde dazu noch der Beitrag „Social Media aus dem All“ ausgestrahlt.

11.06.2014

Öffentliche Beobachtung mit dem Bonner General-Anzeiger

Freitagmittag erhielt ich via Facebook eine Anfrage eines General-Anzeiger-Reporters, der mit der aktuellen ISS-Sichtbarkeitsperiode als Aufhänger einen Beitrag über Bonner Hobbyastronomen bringen möchte. Wegen des sommerlichen Wetters und des leuchtenden Halbmondes schlug ich spontan eine Beobachtung in Bonn vor, und wegen zeitlich günstiger ISS-Überflüge sowie aufgrund des zunehmenden Gewitterrisikos hielten wir direkt den Samstag für die beste Wahl und vereinbarten ein Treffen für 21:00 Uhr. Als Örtlichkeit peilte ich die für öffentliche Beobachtungen bewährte (siehe hier und hier) Wiese der Poppelsdorfer Allee an. Und obwohl der Himmel gestern Nachmittag noch mit dichteren Wolken bedeckt war, zogen sie rechtzeitig wieder ab, so dass tatsächlich ab 20:00 Uhr die Sonne zurückkehrte und diesen frühsommerlichen Abend in Poppelsdorf verschönerte.

Meinem kurzfristigen Aufruf waren noch Christian und Malte, ebenfalls Sternfreunde des Köln-Bonner-Astrotreff (KBA), gefolgt und so beantworteten wir zu dritt nicht nur unzählige Fragen von Reporter Nicolas Ottersbach, sondern auch von interessierten Passanten. Um 21:30 Uhr bauten wir unsere Teleskope auf: Christian hatte einen 80mm-Refraktor dabei und ich wuchtete meinen 300mm-Dobson auf die Wiese. Und wir waren noch nicht einmal ganz mit dem Aufbau fertig, da zeigte sich schon ein Familienvater mit seinem 8-jährigen Sohn Malte ganz begeistert. Zunächst hielt sich der Halbmond noch etwas versteckt hinter den letzten abziehenden Wolken, die ebenfalls den ersten ISS-Überflug gegen 21:40 Uhr größtenteils verhinderten. Dann kam die Raumstation doch noch hinter dem Wolkenband hervor und war noch ein kurzes Stück bis zur nächsten hohen Baumkrone zu verfolgen. Danach besserte sich die Sicht zusehends. Natürlich war der Halbmond wieder das Highlight der Beobachtungsaktion und einige Passanten bestaunten den riesigen Krater Copernicus mit seinen Zentralbergen.

In der fortschreitenden Dämmerung tauchten schließlich auch die Planeten auf. Zuerst wurde der Mars anvisiert und nach einem Standortwechsel der Teleskope zeigte sich auch Saturn in seiner ganzen Pracht. Obwohl der wunderschöne Ringplanet nur etwas tiefer stand, war das durch die Bäume an der Allee schon zuviel, aber zu zweit lässt sich auch der 40 Kilogramm schwere 12-Zöller schnell mal umstellen. Wir standen nun halb unter einer Laterne, aber Saturn und drei seiner Monde (links Rhea, rechts Dione und Titan) konnte man gut beobachten. Auch das 9mm-Okular im Auszug brachte noch Gewinn, denn damit konnte der Reporter bei 166-facher Vergrößerung sogar die Cassini-Teilung erkennen. Außerdem versuchte ich mich mit meiner Lumix TZ31 an einem Saturn-Beweisfoto; das beste Ergebnis sieht man nebenstehend.

Durch die netten Gespräche und vielen Fragen, ob nun mit dem General-Anzeiger oder den neugierigen Fußgängern, gingen die 90 Minuten bis zum nächsten ISS-Überflug rum wie nix. Gegen 23:20 Uhr war es schon wieder Zeit für die Raumstation. Ein Ehepaar aus Düsseldorf, das schon die erste ISS des Abends gesehen hatte, schaute nochmal vorbei und wollte mit uns ein zweites Mal Alexander Gerst 400 Kilometer über der Erde gedanklich Hallo sagen. In ungefähr 5 Minuten zog der von sechs Astronauten bewohnte Lichtpunkt am Himmel über der Poppelsdorfer Allee vorüber – genau durch den Zenit. Die ISS-Beobachter werden dann vermutlich mit diesem schönsten Bild von Nicolas Ottersbach nächste Woche im General-Anzeiger zu sehen sein.

Nach zwei Stunden – und insgesamt 10 bis 15 Passanten – bauten wir dann langsam ab, während ich nebenbei noch eine schöne Aufnahme mit Mond, Mars und dem GA-Fotografen in ungewöhnlicher Position unter einem Teleskop machte. Bis kurz vor Mitternacht beantworteten wir noch letzte Fragen des Reporters und ich informierte über die nächsten Aktionen im Rahmen des großen Bonner Veranstaltungsprogramms „Astronomie für jedermann“.

Und das fertige Bild aus dieser Position sieht dann so aus:

08.06.2014


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