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Alexander Gerst auf seiner Homecoming-Tour

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Der deutsche Astronaut Alexander Gerst befindet sich seit ein paar Wochen auf so etwas wie seiner Homecoming-Tour, bevor er dann übermorgen (09. Mai) in seiner baden-württembergischen Heimatstadt Künzelsau mit einem großen Fest begrüßt wird. Seine Reise durch Deutschland begann in München, wo er am 21. April zunächst den DLR-Standort Oberpfaffenhofen, das Kontrollzentrum für das Columbus-Modul, vorbeischaute und anschließend mit Staatsministerin Ilse Aigner den Campus Garching der TU München besuchte, um dort einen Vortrag vor hunderten Studenten zu halten. Am 24. April ging es zum Technikmuseum Speyer, wo er sich u.a. mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer durch die größte Raumfahrt-Ausstellung Europas führen ließ. Am darauffolgenden Tag war dann für den öffentlichen Vortrag im Technikmuseum fast Ausnahmezustand angesagt, je nach Quelle sollen es 1.000 bis 3.000 Zuschauer bei Astro-Alex‘ großartigem Vortrag über seine Mission „Blue Dot“ gewesen sein. Das Foto und Video oben können da nur einen kleinen Eindruck vermitteln, ein ausführlicher Beitrag von mir wird aber noch folgen. Da war das Gedränge zu der angekündigten Autogrammstunde, die eh nur 30 Minuten geplant war, schon vorprogrammiert. Und so kam es dann auch, dass es viele enttäuschte Gesichter gab, denn wie vorab zu lesen war, musste der Astronaut noch zu einem anderen Termin.

Im Mannheimer Schloss sollte er nämlich am Nachmittag noch die höchste Auszeichnung des Landes Baden-Württemberg erhalten. Alexander Gerst wurde neben 24 anderen Personen von Ministerpräsident Kretschmann mit dem Landesverdienstorden ausgezeichnet. Als der tourende Astronaut am 27. April im hessischen Taunusstein und Geisenheim Halt machte, begeisterte er erneut viele Jugendliche. Zwei Tage später und nur wenige Tage nach seiner neuesten Auszeichnung, stand Gerst schon auf der nächsten Nominiertenliste. Für den Grimme-Online-Award wurde in der Kategorie „Spezial“ „unser Mann im All“ nominiert, wobei sich der deutsche Astronaut direkt bei seinen digitalen Fans und den wichtigsten Mitarbeitern bedankte; bis zum 13. Juni kann man übrigens online für den Publikumspreis abstimmen. Tags darauf war Astro-Alex zu Gast bei Stefan Raabs „TV-Total“ und brachte als Geschenk einen Blue-Dot-Missionsaufnäher von der ISS mit.

Gestern (06. Mai) standen in Gersts Kalender gleich drei Termine in Berlin. Erst gab es im Twitter-Büro ein 22-minütige #FragAstroAlex-Fragerunde für seine Followerer, bei der auch meine Frage nach seiner Lieblingsmusik auf der ISS beantwortet wurde. Offenbar hörte er in der Cupola nicht nur elektronische Musik, sondern hatte auch Smetanas „Moldau“ und Strauß‘ Donauwalzer dabei. Um 15:00 Uhr stand er anschließend auf der großen Bühne der „re:publica“, einer Konferenz für das Medium Internet, wo ihm scheinbar doppelt so viele Leute zuhörten als in Speyer. Darum gab’s beim obligatorischen Gruppenfoto auch mal Selfie-Hilfe. Die Aufzeichnung (siehe oben) ist auch als Podcast verfügbar. Als letzter Termin fand am Abend noch eine Diskussionsrunde der Hessischen Landesvertretung in Berlin statt. Heute besuchte er Bremen, „die Weltraum-Stadt Deutschlands“, wie der 39-Jährige im Rathaus ins Goldene Buch der Stadt schrieb, und auch ein Treffen mit Schülern stand hier erneut auf dem Programm. Am Abend kam Astro-Alex bereits in Hamburg an, wo er  morgen (08. Mai) ab 15:00 Uhr im Audimax der Uni Hamburg über seine Mission sprechen wird. Zu der Veranstaltung wird ebenfalls ein Livestream angeboten.

Künzelsau, Alexander Gersts Heimatstadt, bildet am Samstag (09. Mai) den Abschluss seiner Homecoming-Tour quer durch Deutschland. Zunächst soll er um 14:00 Uhr im Rathaus zum Ehrenbürger ernannt werden. Im Anschluss heißt die Kleinstadt zwischen Stuttgart und Würzburg mit einem großen Fest, zu dem 8.000 bis 10.000 Leute erwartet werden, schließlich ihren Astronauten willkommen. Auch hier gibt’s ab 18:00 Uhr eine Liveübertragung. Ich bin schon sehr gespannt, auch auf die Astronauten-Ausstellung im Stadtmuseum.

07.05.2015

Live bei Alexander Gersts erstem Auftritt nach der Rückkehr

Nach der spannenden und verrückten Kometenlandung von Philae, der sich nach erfolgreicher Mission zurzeit im Winterschlaf befindet, war mein zweitägiges ESA-Fest erst zur Hälfte vorbei. Denn während ich um 17:00 Uhr am Mittwoch noch auf ein Signal aus über 500 Millionen Kilometer Entfernung wartete, wollte ich am Donnerstag um 11:00 Uhr unbedingt beim Treffen mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst dabei sein. Erst am Montagmorgen war er nach 5 ½ Monaten auf der ISS wieder auf der Erde gelandet und sollte nun bei der ESA in Köln-Porz eine erste Pressekonferenz geben. Ich dachte, so kurz nach der Rückkehr müssen doch seine Eindrücke noch besonders präsent sein und deshalb war dieser erste offizielle Auftritt von @Astro_Alex einfach ein Muss. „Meeting an Astronaut in person that was in space 3 days ago: check! „, twitterte ein Weltraum-Fan aus Aachen und bringt es so mit wenigen Zeichen auf den Punkt.

Bei der Anmeldung hieß es erstmal Schlangestehen, zusammen mit Leuten von ZDF, RTL und eines niederländischen Fernsehsenders. Der Parkplatz am European Astronaut Centre (EAC) der ESA war bereits voll, so dass ich einfach hinter der Ü-Wagen-Reihe parkte. Entsprechend war auch im Gebäude viel los und eine Batterie an Kameras stand schon für Alexander Gersts ersten Auftritt nach der Landung bereit.

Mit spannungsgeladener Trailer-Musik betraten schließlich um Punkt 11 Staatssekretärin und Raumfahrt-Koordinatorin Brigitte Zypries, ESA-Direktor Thomas Reiter, DLR-Chef Jan Wörner und unser Social-Media-Weltraumheld Astro-Alex den Raum, der von begeistertem Applaus erfüllt wurde. Der erst drei Tage zuvor gelandete Astronaut strahlte genauso wie die anwesenden Journalisten und Raumfahrtbegeisterten. Auch über einen Apfel von der Bundestagsabgeordneten freute sich der 38-Jährige, der im Orbit zwischenzeitlich mal Äpfel vermisst hatte.

Eine volle Stunde lang stand nun Alexander Gerst Funk und Fernsehen Rede und Antwort. Bei einer der ersten Fragen ging’s um die Experimente, wobei der heimgekehrte Astronaut auch die Installation des EML (Electromagnetic Leviator) ansprach, was eine der „befriedigendsten Dinge“ war, denn einen klemmenden Bolzen hatte man letztlich mit Sägeblatt, Taschenmesser und Rasierschaum beseitigen können. Wie der Geophysiker schon vor seiner Mission in den Orbit oft betonte, müssen Astronauten eben vor allem Alleskönner sein. Dennoch sprach Gerst ganz bescheiden vom „einfachsten Job“. „Ich habe meine Emotionen weitergeleitet“, an die, die „noch Kind geblieben sind wie ich“, erzählte er zum einen. Zum anderen war er für die Wissenschaftler am Boden einfach der verlängerte Arm an ihren Experimenten, und so bedankte sich der Astronaut zusätzlich bei den Mitarbeitern im Hintergrund, die die eigentliche Arbeit gemacht haben, und deutete dabei auf die über dem Zuschauerraum stehenden Personen. Ein Reporter des Deutschlandfunks fragte konkret nach den Social-Media-Aktivitäten, worauf Gerst antwortete, dass der „Internetzugang relativ begrenzt“ sei, die Texte für die Tweets habe er trotzdem „selbst geschrieben“ und via Mail mit angehängten Fotos an die Bodenkontrolle geschickt; Facebook-Kommentare las er auch hin und wieder. In diesem Zusammenhang wurden auch seine kritischen Tweets zu den militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten angesprochen. Gerst versteht seine Reaktion allerdings nicht als „politische Botschaft“ und will nicht als „Moralapostel“ dastehen, er wollte nur eine „Perspektive transportieren“, dass es nämlich von außen betrachtet „grotesk“ und „nicht wirklich logisch“ erscheint, wie wir mit der Natur und den Menschen umgehen. Zudem haben die 5 ½ Monate auf der ISS ihn nicht zu einem anderen Menschen gemacht, vielmehr hat es eben diese neue „Perspektive erzeugt“, und so ist es auch sein „heimlicher Wunsch“, dass jeder Mensch einmal die Erde aus dem Weltraum sehen könnte.

Viele Fragen drehten sich natürlich um seine „übererfüllte“ Mission und die Rückkehr. Mit Bezug auf einen Tweet erzählte der Astronaut, wie es war, wieder die Natur zu atmen. Bei seiner Zwischenlandung auf dem Flughafen Prestwick in Glasgow, Schottland, wo er auch von seiner Lebensgefährtin sowie Jan Wörner und Thomas Reiter begrüßt wurde, roch es für 10 Minuten nach „grünem Urwald“ und „feuchter Luft“. Um die Rückkehr und die harte Landung ging’s auch in einer anderen Frage. War der Start noch „emotional aufregender“, war der Heimflug vor allem physisch härter. Als die 4,9 auf der g-Anzeige erschien, mussten alle drei Astronauten in der Sojus-Kapsel lachen, weil sie jetzt auch noch die 5 sehen wollten. Die 5 g wurden dann tatsächlich noch erreicht. Anschaulich waren auch Gersts Schilderungen, wie die Kapsel in ein – dicht neben seinem Kopf – glühendes Plasma eingehüllt war und sich brennende Teile ablösten.

Wenn Alexander Gerst mit seiner gewohnt symphatischen Art davon sprach, dass Vulkanologe nur der zweittollste Job ist, dann ist das einfach glaubwürdig. Man hatte bei ihm das Gefühl, dass er keine routinemäßigen Antworten oder bloße Worthülsen für die Presse abgab. Man nahm es ihm einfach ab, dass Astronaut der tollste Job der Welt ist. „Meine Zukunft ist definitv in der Raumfahrt,“ erzählte der 38-Jährige. Mit der Mission sei ihm außerdem klar geworden, dass der Mensch auch länger im Weltraum leben kann, da er persönlich auch noch keine Grenzen spürte. Dennoch gab er zu, „froh wieder hier zu sein“. Natürlich betraf eine Frage auch wieder den Wert/Sinn von Raumfahrt, was Gerst damit kommentierte, dass der EU-Bürger für Raumfahrt ungefähr 10 Euro im Jahr ausgibt, davon sind etwa 1 Euro für bemannte Raumfahrt. Außerdem wurden beispielsweise noch sein coolstes Selfie während des Außenbordeinsatzes, irdische Fotos (die er am längsten angeschaut hat) und die Vielfalt des Essens angesprochen, und er erzählte auch, wie er die historische Kometenlandung von Philae, die er als „einen der spannendsten Wissenschaftskrimis“ bezeichnete, mitbekommen hat. Als eine der letzten Antworten beschrieb der heimgekehrte Astronaut noch seine Eindrücke des gestirnten Nachthimmels auf der ISS. Für Gerst war das „eine der überraschendsten Ausblicke“, denn die Sterne so klar zu sehen und zu erkennen wie „die Milchstraße überhaupt geformt ist“, hatte er nicht erwartet. „Wenn man da rausschaut, dann zieht’s einen schon raus“, ganz einfach weil es in der menschlichen Natur liegt. „Weil wir Menschen Entdecker sind.“ Zur Freude von hunderttausenden Social-Media-Fans hieß es übrigens ganz zum Schluss, dass sein Twitter– und Facebook-Account bestehen bleiben, denn bisher sind „weniger als die Hälfte“ seiner Fotos gezeigt worden.

Nach einer Stunde ging schließlich mein erstes Treffen mit Alexander Gerst zu Ende. Am 28. Mai auf einer großen Launch-Party in Köln begann meine Reise mit ihm, kurz danach durfte ich bei einer 20-minütigen Liveschalte dabei sein, am 01. September hörte ich dann während einer Siegburger Schulveranstaltung mit Amateurfunkern nur seine Stimme im Rauschen und nun saß der 11. Deutsche im All, der fast 6 Monate auf der ISS verbrachte und noch vor 3 Tagen Schwerelosigkeit spürte, direkt vor mir. Für mich war das auf jeden Fall ein großartiges Erlebnis, Alexander Gerst jetzt live ohne Zeitverzögerung zu sehen und zu hören.

Um 12:02 Uhr wurde die Pressekonferenz beendet, doch Smartphone- und Fernsehkameras wollten den Astronaut nicht so schnell gehen lassen und man hatte tatsächlich das Gefühl, dass er auch nicht gehen wollte und noch länger von seinen unvergesslichen Eindrücken erzählen wollte. Doch sein Betreuer und das Tagesprogramm, für den Nachmittag standen vor allem Augenuntersuchungen an, warteten auf ihn und so verschwand Gerst schließlich durch eine Seitentür. Immerhin gelang es einem hartnäckigen Autogrammjäger, der nicht ich war, sich schnell eine Unterschrift zu ergattern.

Auf meinem Weg zurück in Richtung Ü-Wagen-Allee begegnete ich ganz zufällig noch Svetlana Gerasimenko. Die Mitentdeckerin des Rosetta-Kometen 67P (Tschurjumow-Gerasimenko) stand in diesem Moment für einen Fotografen neben der Gagarin-Büste vor dem EAC. Leider reichte der kurze Moment nicht einmal für einen Weißabgleich aus.

[Nachtrag] Hier gibt es noch eine vollständige Aufzeichnung der kompletten Pressekonferenz.

17.11.2014

Alexander Gerst ist zurück auf der Erde

Das sind einige Aufnahmen unseres einzigartigen Raumschiffs Erde, die der raumfahrende Vulkanologe Alexander Gerst noch im November bei Twitter, Facebook und hochauflösend bei Flickr gepostet hat. Zu sehen sind etwa ein verzerrter Mondaufgang, der Sternhaufen der Plejaden knapp über dem Horizont unserer blauen Heimat und ein Flug mitten durch das helle Farbenspiel des Polarlichts über Neuseeland, das letzte Foto kommentierte Gerst so: „To realize how fragile our little blue planet is, I needed only a single glance. .“ Neben seinen Arbeiten und Trainingseinheiten standen allein in der letzten Woche an Bord der ISS gleich zwei Liveschalten (in Oberpfaffenhofen mit der Presse und in Berlin mit Politikern) und ein ARISS-Amateurfunk-Kontakt am Samstag mit Schülern in Dresden und Frankfurt auf dem Programm. Und nach den letzten Selfies mit der aktuellen sechsköpfigen Besatzung, hieß es am Sonntagabend schließlich Abschiednehmen von der unvergleichlichen Aussicht aus 400 Kilometern Höhe auf unsere wunderbare Erde. Seit dem 29. Mai wohnte und arbeitete er als 11. deutscher Astronaut auf der Internationalen Raumstation, doch um 22:00 MEZ schloss sich dann hinter ihm die Luke zwischen der ISS und der Sojus-Kapsel. Nach 5 ½ Monaten im Orbit ging es nach Hause. In der Nacht zu Montag um 1:31 MEZ koppelte das Raumschiff ab und um 4:58 MEZ landeten Gerst und seine Crew-Mitglieder Wiseman und Surajew in der frostigen Steppe Kasachstans, bis auf 2 Sekunden Verspätung lief alles nach Plan. Dort gab es auch einen traditionsreichen Empfang der drei Raumfahrer. Um 15:02 MEZ landete der ESA-Astronaut zusammen mit seinem NASA-Kollegen Wiseman bereits in Glasgow, wo sich ihre Wege trennten. Während es für Wiseman weiter nach Houston ging, ging’s für Alexander Gerst direkt weiter nach Deutschland. Der ADAC-Ambulanzflieger landete um 19:44 MEZ in Köln. Auf den Fotos vom Rollfeld ist neben DLR-Chef Wörner und Astronaut Reinhold Ewald auch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters zu sehen. Danach ging’s endlich in das raumfahrtmedizinische Labor des DLR in Köln-Porz. Hier kann sich  Kölschonaut Gerst erstmal vom ganzen Presserummel erholen. Zumindest bis Donnerstagvormittag, denn dann gibt’s die erste Pressekonferenz mit ihm, und ich bin dabei. Ich werde berichten.

11.11.2014

Alexander Gersts Spacewalk für den 07. Oktober angekündigt

Seit nun 4 Monaten schauen viele tausende Fans dem deutschen Social-Media-Star Alexander Gerst via Facebook (139.000 Follower) oder Twitter (155.000 Follower) bei der Arbeit auf der ISS zu und freuen sich täglich über neue fantastisch schöne Postkarten der Erde aus 400 Kilometern Höhe. Ob ein Zeitraffer einer 90-minütigen Erdumkreisung – inkl. Polarlichtern und Blitzen – oder ein Ping-Pong-Turnier mit Kollege Reid Wiseman – so nah war man noch keinem Deutschen im Weltraum und zugleich so fern der Erde. Erst gestern twitterte er zu dem ersten Foto: „4 Months in orbit. Feels like a second now. „, und nach den neuesten Planungen kann sich Gerst schon nächste Woche sein zweites Zuhause von außen angucken. Denn wie die NASA vorgestern bekannt gab, soll er am 07. Oktober ab 14:10 MESZ einen ISS-Außenbordeinsatz absolvieren.

Ursprünglich war Gersts Spacewalk für den 29. August vorgesehen, musste allerdings wegen eines Batterieproblems in den 145 Kilogramm schweren Raumanzügen der NASA verschoben werden. Nun steht jedoch einem Ausstieg nichts mehr im Weg und Alexander Gerst kann nächsten Dienstag die Erde und das sie umgebene Vakuum aus einem neuen Blickwinkel betrachten – nur noch getrennt durch das 3-Millimeter-Plastikvisier seines Helms. Der Außenbordeinsatz von Gerst und seinem US-Kollegen Wiseman wird inkl. Helmkamera bei NASA-TV übertragen. 6 ½ Stunden sind für die Arbeiten außerhalb der ISS geplant, wobei eine Umlagerung eines defekten Ammoniak-Pumpenmoduls, die Installation einer Ersatzenergieversorgung (Mobile Transporter Relay Assembly) des kanadischen Roboterarms Canadarm (Space Station Remote Manipulator System) die Hauptaufgaben der beiden Astronauten sein werden.

01.10.2014

Alexander Gerst funkte mit Siegburg und sprach mit Künzelsau

Am 01. September werden sich sicherlich nicht wenige Schüler ausnahmsweise mal auf die Schule gefreut haben, denn aus dem Stundenplan stand Alexander Gerst. Zu sehen sind hier nur ein paar Impressionen einer großen 2 3/4 Stunden dauernden Schulveranstaltung, die anlässlich eines Funkkontakts mit dem deutschen Astronauten  im Siegburger Gymnasium Alleestraße stattfand. Nach einigen begrüßenden Worten der Schulleiterin und des Bürgermeisters traten auch die beiden Personen, die das Event überhaupt erst möglich machten, ans Mikro: die Stellvertretende Schulleiterin Christel Feldmann-Kahl (Bild 1) und die Erdkundelehrerin Christina Müller (Bild 2), die 2009 mit ihrem Referendariat das Projekt „Fernerkundung in Schulen“ der Uni Bonn an dieses Gymnasium holte. Auch das aktuelle FiS-Projekt „Columbus Eye – Live-Bilder von der ISS im Schulunterricht“, welches sich schon bei der „Bonner Wissenschaftsnacht“ präsentierte, stellte sich ausführlich vor (Bild 3). Neben reichlich musikalischen Beiträgen, darunter Elton Johns „Rocket Man“, John Lennons „Imagine“ und natürlich der von Astronaut Chris Hadfield gesungene David-Bowie-Klassiker „Space Oddity“ bzw. vom Unterstufenchor der Schule (u.a. der NDW-Hit „Sternenhimmel“), gab es auch einige Beiträge der ISS-AG, in denen es um Alexander Gerst, seine Mission „Blue Dot“ und andere Raumfahrtthemen ging; zudem gab es eine zweisprachige Aufführung aus „Der kleine Prinz“.

Die letzten 45 Minuten der Veranstaltung führten Georg Westbeld und Stefan Scharfenstein vom DARC (Deutscher Amateur-Radio-Club) durch’s Programm. Sie verstanden es die rund 600 Zuschauer in der großen Aula zu unterhalten, erklärten zunächst was sich hinter dem Namen ARISS verbirgt und funkten Punkt 15 Uhr mit einem Amateurfunker in Norditalien, der als Back-up fungieren sollte, falls es auf der Empfangsseite Probleme geben sollte. Mittlerweile stieg die Spannung deutlich, denn immerhin war Siegburg eine der wenigen deutschen Städte, für die ein Funkkontakt mit Alexander Gerst möglich wurde. Und anhand der nebenstehenden ISS-Position und den HD-Livebildern konnte man sehr schön sehen, wie sich die Raumstation in 400 Kilometern Höhe endlich Europa näherte.

Kurz nach 15:10 Uhr war’s dann soweit: „Delta November 6 Kilo Whisky ruft Delta Papa 0 India Sierra Sierry, kannst du uns hören, Alex?“ Gegen 15:14 Uhr konnte dann die erste von insgesamt 20 vorher ausgewählten Fragen gestellt werden. Mit einer Antenne auf dem Schuldach hatte man zwar einen direkteren Kontakt, denn ansonsten kommt das Signal erst über NASA-Satelliten nach Deutschland, dafür hatte man jedoch leider eine schlechteren Sound. Die Antworten, die aus den Lautsprechern kamen, waren schon sehr rauschig, so dass zumindest ich keinen Satz vollständig verstehen konnte und auch das WDR musste für die Lokalzeit-Ausgabe den Funkkontakt untertiteln. Auch die noch kurz zuvor bestätigte Videoübertragung wurde seitens der NASA doch nicht durchgeführt. Dennoch konnten während des ISS-Überflugs immerhin 17 von 20 Schülern ihre Frage an den Astronauten Alexander Gerst loswerden. Die MP3-Datei mit dem Funkkontakt kann man sich hier (erste Frage bei Minute 3:55) anhören, außerdem gibt’s noch viele weitere Fotos von den Hobbyfunkern und noch dazu ein 60-minütiger Film (erste Frage bei Minute 28:20). Weitere Pressestimmen kann man hier, hier, hier und hier nachlesen.

Und nur drei Tage danach hatte der raumfahrende Vulkanologe schon seinen nächsten deutschen Auftritt: nach Siegburg hatte er am 04. September von 19:15 bis 19:35 Uhr ein Treffen mit seiner Heimatstadt Künzelsau. Bei der gut 20-minütigen Videoschalte (auch hier und ein Artikel) vor dem Künzelsauer Rathaus sollen 5.000 Zuschauer dabei gewesen sein, sogar via Livestream konnte man sie – über SWR oder DLR – online verfolgen.

Und bei der ersten Frage, gestellt von DLR-Chef Wörner, stellte der erneut gut gelaunte Gerst, der mit einem ET-Gruß nach Hause telefonierte, erstmal fest, dass Raumfahrt „eigentlich überhaupt nix für Erwachsene“, sondern „nur was für Kinder“ und ihre „Neugier“ ist.

Einen guten Überblick über die Menschenmenge hatte man zusätzlich noch über eine Webcam und …

… wenn man genau hinguckt, dann sieht man tatsächlich am Ende des langen Platzes Alexander Gerst schwebend im Columbus-Labor. In diesem absolvierte der schwerelose Künzelsauer zum Abschied noch eine Weltpremiere: einen Gienger-Salto, benannt nach dem ebenfalls gebürtigen Künzelsauer Turner Eberhard Gienger.

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Alexander Gerst spricht heute mit seiner Heimatstadt Künzelsau

So sah bereits am Dienstag der Platz vor dem alten Rathaus in der baden-württembergischen Kleinstadt Künzelsau aus.

Zwei Tage später sieht’s nun so aus, denn heute Abend wird sich dort Alexander Gerst von der ISS aus in seiner Heimatstadt melden. Hier kam der Vulkanforscher und Raumfahrer im Mai 1976 zur Welt.

Erst diesen Montag hatte das Gymnasium Alleestraße in Siegburg als 4. deutsche Schule die Gelegenheit mit dem deutschen Astronauten zu funken und bereits heute hat der 38-Jährige zwischen 19:15 und 19:35 Uhr einen Termin mit den Künzelsauer Bürgern. Die Liveschalte in den Erdorbit will das SWR auf ihrer Homepage streamen. Nach einem musikalischen Vorprogramm beginnt um 18:00 Uhr die Veranstaltung, bei der der Bürgermeister von Künzelsau genauso zu Wort kommen soll wie DLR-Chef Wörner oder die Astronauten Reinhold Ewald und Thomas Reiter. Außerdem wird im Rathaus eine Ausstellung mit Gersts Aufnahmen aus der Internationalen Raumstation gezeigt. Und als Einstimmung auf die Liveschalte gab’s erst gestern ein Foto der Heimatstadt aus 400 Kilometern Höhe, was auch direkt beschriftet wurde. Die Aufnahme entstand übrigens schon am 15. Juli.

Übrigens: So sah die Liveschalte nach Köln Anfang Juni aus; der Bericht zum Funkkontakt mit Siegburg folgt natürlich noch.

04.09.2014

Alexander Gerst gratuliert der Nationalelf zum 4:0-Sieg

Während beim gestrigen WM-Auftaktspiel der Nationalelf allein Hunderttausende auf Deutschlands größter Fanmeile in Berlin feierten, konnte ein Deutscher bei der sensationellen Partie gegen Portugal nur am ThinkPad mitfiebern. Ja, so sah die 72. Minute, in der Hummels eingewechselt wurde, rund 400 Kilometer über der Erde auf der Internationalen Raumstation ISS aus. Ich hätte nicht gedacht, dass bei dem straffen Programm eine FußbALL-Liveübertragung möglich ist, aber offenbar scheint es geklappt zu haben, denn Alexander Gerst twitterte und postete auch bei Facebook: „Zwischen die 10 Stunden wissenschaftlicher Experimente gestern passten auch 20 Minunten live #worldcup FussbALL. Gratulation an das DFB-Team aus dem Erdorbit!“ So konnte der Astronaut doch mit seinen Kollegen den verdienten 4:0-Triumph eines spannenden Spiels, in dem Lahm, Kroos, der dreifache Torschütze Müller und Co. glänzten und Ronaldo eigentlich nur durch die wenigsten Ballbesitze auffiel, verfolgen.

17.06.2014

Alexander Gerst twittert und schickt WM-Grüße von der ISS

Heute vor zwei Wochen erreichte Alexander Gerst, der 11. deutsche Astronaut, sein neues Zuhause für das nächste halbe Jahr. Um 5:52 Uhr öffnete sich die Luke zwischen Sojus-Raumschiff und der Raumstation ISS. 400 Kilometer über der Erde widmet sich der 38-Jährige aber nicht nur seinem straffen Forschungsprogramm oder absolvierte bereits einen ersten TV-Auftritt, seine tausenden Fans lässt er via Social-Media ebenso an seinem größten Abenteuer teilhaben. Bei Facebook (fast 26.000 Freunde) oder Twitter (fast 45.000 Follower) postet er mittlerweile regelmäßig unglaublich schöne Aufnahmen unseres blauen Heimatplaneten. Welcher Arbeitsplatz bietet schon so eine unvergleichliche Aussicht? Ob fantastische Wolkenschatten, eindrucksvolle Wolkenformationen oder die hauchdünne Atmosphäre – in allen Bildern spiegelt sich die Schönheit der Erde wieder. In höherer Auflösung sind Gersts Fotos bei Flickr zu finden. Auch das ein oder andere Selfie mit der Erde oder seinen Crew-Mitglieder Reid Wiseman (@astro_reid) oder Maxim Surajew (@msuraev) gibt es. Beeindruckende Fotos twittert außerdem der russische Kollege Oleg Artjemjew (@olegmks).

Oder der Deutsche schaut seinen Kollegen einfach mal über die Schulter.

Und pünktlich zum Auftaktspiel der Fußball-WM in Brasilien erschien heute ein kurzer Clip mit kickenden Astronauten auf der Raumstation. Anpfiff für die erste Partie ist zwar erst in fünf Stunden und eine Liveübertragung zur ISS ist auch nicht geplant, @astro_alex macht sich in der Schwerelosigkeit trotzdem schon mal als Torhüter warm.

Außerdem postete der deutsche Astronaut vorhin WM-Grüße auf Facebook: „Wir wünschen allen Teams und Fans bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien viel Spaß, viel Erfolg und friedliche Spiele! Möge die beste Mannschaft gewinnen! Viel Glück!“

12.06.2014

Live bei der ersten ISS-Pressekonferenz mit Alexander Gerst

Und so sah sie vergangenen Donnerstag an Bord der Internationalen Raumstation ISS …

… bzw. am Boden im Europäischen Astronautenzentrum EAC auf dem DLR-Gelände in Köln-Porz aus. Dorthin hatte die ESA am 05. Juni, genau eine Woche nach Alexander Gersts Ankunft auf der ISS, eingeladen, und für einen Eindruck filmte ich 7 Minuten lang die erste orbitale Pressekonferenz mit dem 11. deutschen Astronauten mit.

Fragen an den Astronauten standen nur Fernsehanstalten, großen Radiosendern und der Lokalpresse zu, aber so eine Veranstaltung, von der ich zufällig über Twitter erfuhr, lässt sich doch ein Blogger wie ich nicht entgehen. Schon bei der Ankunft im Foyer des ESA-Astronautenzentrums standen jede Menge – letztlich zählte ich ein Dutzend – Kameras bereit, außerdem wurden ein paar Interviews geführt. Fragen beantwortete auch Samantha Cristoforetti, die Ende des Jahres als erste Italienerin zur ISS starten wird. Ich dagegen sah mir die ausgestellten großen Modelle an, beispielsweise von der NASA-Orion-Kapsel mit dem ESA-Antriebsteil, vom ATV-Frachter und dem Columbus-Modul oder staunte über die bläulich leuchtende Raumstation. So hatte ich zum ersten Mal einen Eindruck davon, wo sich eigentlich die Copula befindet.

Nicht nur die Pressevertreter warteten gespannt auf das Signal von der ISS, zudem hatten sich bis zum Beginn an die 30 – später 40 – Mitarbeiter des Hauses versammelt. Um 15:55 Uhr stand endlich die Verbindung: Über Houston waren Gersts Worte „Station is ready for the event“ via Oberpfaffenhofen nach Köln gereist. Nach dem „voice check“ und einem kurzen Beifall im Foyer kam die Eröffnungsfrage vom ZDF. Der Vulkanforscher Alexander Gerst war eine Woche zuvor ins All gestartet, was in Köln ordentlich gefeiert wurde, und absolvierte nun in der Erdumlaufbahn seinen ersten TV-Auftritt. Lässig im Raum schwebend beantwortete er die Fragen von ARD, RTL, SAT.1, WDR, dpa, Kölner Express etc. und berichtete auf diese Weise von seiner ersten Arbeitswoche auf der ISS. Zwischenzeitlich ließ er auch die mitgenommene Plüschmaus – natürlich korrekt mit Raumanzug ausgestattet – von der „Sendung mit der Maus“ und das Mauerstück des Kölner Doms neben sich schweben.

Eine ZDF-Kinderreporterin fragte etwa, ob man sich denn in einer sechsköpfigen Männer-WG auf engem Raum immer versteht. Eine interessante Zuschauerfrage wurde von der „Aktuellen Stunde“ des WDR gestellt: „Wie träumt man denn in der Schwerelosigkeit?“ Außerdem erfuhr man, dass Gerst kurz vor der Liveschalte aus dem Orbit noch eine Trainingseinheit absolviert hat, bei der er die Tagesthemen von vorgestern schauen konnte. Auch die mitgebrachte Musik sei noch nicht komplett auf das ISS-System übertragen, aber immerhin konnte er bereits am Cupola-Fenster mit elektronischer Musik den unvergleichlichen Anblick der Erde genießen. Die „Space Night“ schaute der Astronaut schon in seiner Jugend sehr gerne, nun erlebt er sozusagen eine „Space Night Live“ mit eigenen Augen. Auf eine Frage bezüglich der Fußball-WM folgte die amüsanteste Antwort der Pressekonferenz, denn die Crew hatte eine spaßige Idee für ein eigenes ISS-Fußballspiel. „Wir machen ein Fußballspiel durch’s Columbus-Labor, rüber ins japanische, dann ins amerikanische Segment und dann weiter ins russische. Wir müssen jetzt vielleicht nur noch die Bodenkontrolle davon überzeugen, dass das wirklich ’ne gute Idee ist“, so der deutsche Astronaut. Lustig war auch die Beschreibung, dass beim Herunterfallen von Teilen immer noch der Impuls da ist, am Boden danach zu suchen, obwohl schwerelose Gegenstände „irgendwo im Dreidimensionalen“ davonschweben.

„Eine Bildqualität wie gleich aus einem Büro nebenan, mit nur ganz leichten Störungen, und ein Ton wie aus dem Studio“, schreibt Blogger-Kollege Daniel Fischer, denn die Qualität der Verbindung war wirklich verblüffend. Zumal es ganz klar auch etwas anderes ist, bei einem solchen Ereignis live dabei zu sein und es nicht einfach daheim im NASA-TV zu verfolgen. Das waren schon besondere 20 Minuten, selbst wenn ich keine Frage loswerden konnte. Dafür musste ich die ganze Zeit an eine Kinderheitserinnerung von Alexander Gerst denken. Als sechsjähriger Junge war es für ihn einfach unglaublich seine eigene Stimme zu hören, die von der Mondoberfläche reflektiert wurde. Und nun sah ich genau diesen erwachsen gewordenen Jungen, der jetzt in 400 Kilometern Höhe die Erde umkreist und in Echtzeit Fragen von neben mir sitzenden Personen beantwortet. Das war schon klasse. Wann ist man schon mal live dabei, wenn ein Interviewgast die Fragen der Presse mal in der waagerechten Position, mal kopfüber von der Decke hängend oder einfach während einer Rolle beantwortet.

Die 20-minütige Pressekonferenz mit Alexander Gerst auf der ISS endete um 16:15 Uhr und schon kurz danach war in der 17-Uhr-Tagesschau der erste TV-Beitrag zu sehen; auch in anderen Nachrichten am Donnerstagabend schwebte der 38-Jährige über den Bildschirm, und am Freitag im ARD-Mittagsmagazin wurde dazu noch der Beitrag „Social Media aus dem All“ ausgestrahlt.

11.06.2014

#GoAlex!! Köln feierte große Launch-Party für Alexander Gerst

Vor einer Woche war’s soweit: Vergangenen Mittwoch um 21:57 Uhr startete der in Künzelsau geborene Vulkanforscher Alexander Gerst zu seiner sechsmonatigen Blue-DotMission an Bord der Raumstation ISS. Mit ihm als 11. Deutschen im Weltraum war sozusagen auch die Astronauten-Nationalmannschaft endlich vollzählig und was liegt da näher, den Start im Fußball-WM-Stil mit einem Public-Viewing zu feiern. Veranstaltungen zum Start gab es gleich mehrere in Deutschland, doch die große Launch-Party in Köln war wohl das einzige Open-Air-Event. Zeitungsartikel gibt’s hier (auch), hier und hier, einen ausführlichen Bericht sowie eine Bildergalerie gibt’s von Blogger-Kollege Daniel Fischer, auch die Aufzeichnung (ab Minute 22:30) des Kölner Livestreams ist online, und nachfolgend kommt endlich auch mein Bildbericht mit 23 Fotos.

Mit Blick auf den historischen Rathausturm (hier gab es auch einen Empfang) und den Kölner Dom im Hintergrund sah es um 19:00 Uhr noch recht übersichtlich auf dem Alter Markt aus, aber zumindest der überdimensionale ESA-Astronaut hatte neben der großen Leinwand bereits Stellung bezogen. Am rechten Rand der Videowand wurden auch schon die ersten Tweets an @Astro_Alex bzw. mit dem Fan-Hashtag #GoAlex eingeblendet.

Und während sich vier Sternfreunde des Köln-Bonner-Astrotreffs (KBA) am Brunnen trafen und sich über den minutiös geplanten Ablaufplan amüsierten, wurde von einem WDR-Team der Kölner Astronaut Reinhold Ewald, der 1997 Musik von den Bläck Fööss zur Raumstation Mir mitnahm, mit einem Modell der Sojus-Rakete in der Hand für die Tagesschau am nächsten Tag interviewt.

Kurz nach 20:00 Uhr. Für die Begrüßung betraten Andreas Bursche und Tobias Schäfer, ein Moderatorenduo des Radiosenders 1Live, die Alexander Gerst schon bei seiner Vorbereitung am Kölner DLR zum Gespräch getroffen hatten, die Bühne, die kurz darauf schon von Peter Schilling und seiner Band gerockt wurde. Gleich zum Auftakt spielte er zwei Songs, darunter seinen Hit „Terra Titanic“, und auf dem schon gut gefüllten Platz flatterten bereits die ersten Köln-Fähnchen in der Luft. Wie der Sänger außerdem erzählte, sei es der „ausdrückliche Wunsch“ des Astronauten gewesen, dass zu seinem Start in Köln zum NDW-Kulthit „Völlig losgelöst“ gefeiert werden sollte.

Auch Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters in der Bildmitte – neben ihm Vertreter von DLR und ESA – schwenkte die Stadtfahne; begleitet wurden sie von einer Astronauten-Grundschulklasse aus der Südstadt mit selbstgebauten Raketen und einer Mini-Ariane.

Verkürzt wurde die Zeit bis zum Start um 21:57 Uhr mit den lauten, rockigen Songs von NDW-Star Peter Schilling und unterhaltsamen Infotainment-Blöcken, in denen es beispielsweise Gespräche mit dem sichtlich gut gelaunten Astronauten Reinhold Ewald gab oder zwei Grußbotschaften von Alexander Gerst ans Kölner Publikum und ein Gruß des singenden Astronauten Chris Hadfield auf der Leinwand zu sehen waren. Zusätzlich gab’s zwei Liveschalten nach Baikonur, aber spätestens bei Ulf Merbold am Hörer brach die Verbindung endgültig zusammen. Die meisten technischen Zicken machte das Livebild direkt aus der Sojus-Kapsel mit den drei Raumfahrern Gerst, Wiseman und Surajew: Auf den Monitoren auf der Bühne war alles wunderbar zu sehen, nur auf der Großleinwand wurde nichts angezeigt, so dass die Kameramänner behelfsmäßig lediglich die kleinen Bildschirme abfilmen konnten. Doch trotz der paar technischen Pannen blieb es eine gelungene und kurzweilige Veranstaltung. So ändern sich die Zeiten: 1992 feierte man den Start eines deutschen Raumfahrers noch bei einem Bonner Mercedes-Autohaus mit einem eher unbekannten Ranga Yogeshwar, 2014 dagegen scheint eine Raumfahrt-Veranstaltung mit Public-Viewing durchaus massentauglich zu sein.

Außerdem: Reinhold Ewald beantwortete sogar Fragen der kleinen Fans im Publikum, …

… es gab ein raumfahrtmedizinisches Experiment mit Rupert Gerzer, dem DLR-Institutsleiter für Luft- und Raumfahrtmedizin, im Gespräch und …

… immer wieder flatterten die Köln-Fähnchen über den unzähligen Köpfen. Zwischen 1.000 und 3.000 Zuschauer sollen bei den großen Launch-Party für Alexander Gerst dabei gewesen sein.

20 Minuten vor dem donnernden Lift-off in Baikonur, donnerten erstmal die ersten Takte des perfekten Soundtracks für einen Raketenstart über Kölns Alter Markt. Peter Schillings deutsche Major-Tom-Version „Völlig lösgelöst“ wurde abgefeiert und lauthals mitgesungen, die Kinder tanzten eh längst jenseits der Absperrung im bunten Scheinwerferlicht mit. Die Volksfeststimmung war auf dem Höhepunkt und da hält sogar die Köln-Fahne von Reinhold Ewald nicht mehr still. Tja, wenn Köln feiert, dann feiert es. Selbst wenn der Song mittlerweile 31 Jahre alt ist, „das Ding ist genauso unkaputtbar wie die Sojus-Rakete“, wie einer der Moderatoren treffend kommentierte.

5 Minuten vor der Zündung von 280 Tonnen Treibstoff wurde noch eine Videobotschaft mit dem Ziel Raumstation aufgenommen, wobei wirklich der ganze Platz zu einer einmaligen Zuschauerwelle mit winkenden Fähnchen wurde und der Schlachtruf „Gooo Alex!!“ lauthals ertönte. Es folgte der Moment des Starts und der Flug in die Erdumlaufbahn, den Reinhold Ewald kommentierte. Wie zu Silvester wurde von den über 1.000 Zuschauern laut der Countdown runtergezählt, bei null ertönte nochmal ein gemeinsames, lautstarkes „Go Alex!!“ und scheinbar auf die Sekunde zündeten die Triebwerke und die Sojus-Trägerrakete erhob sich in den kasachischen Nachthimmel. Ein Nachtstart wie aus dem Bilderbuch und die ganze Menge wartete gespannt auf ein Handzeichen des Geophysikers auf dem Weg ins All.

Und dann gab’s nochmal großen Jubel, als wenige Minuten nach dem Start das Innere der engen Sojus-Kapsel auf der Leinwand erschien und Astronaut Alexander Gerst tatsächlich einen Hang-Loose-Gruß an die Kölner schickte. Wie es zuvor angekündigt wurde, soll es wirklich eine „Dienstanweisung“ gewesen sein und laut Ewald symbolisieren, dass er „für Köln im All angekommen“ ist. Und prompt schickte das Publikum ein Hang-Loose zurück; der Gruppen-Surfergruß der jubelnden Menge sollte auch auf die ISS geschickt werden. Auch wenn der 11. deutsche Astronaut eigentlich aus dem nördlichen Baden-Württemberg stammt, wurde er auf der Launch-Party kurzerhand als „kölscher Major Tom“ oder „Kölner Held“ gefeiert und in die Domstadt „eingemeindet“, doch mit diesem Handzeichen war er dann endgültig ein Kölner der Herzen.

04.06.2014

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