Archiv für September 2013

Kurz vor der Bergung des Tscheljabinsk-Meteoriten

Screenshot vom 16. September; lifenews.ru

Screenshot vom 16. September; lifenews.ru

Nach monatelanger Suche im See befindet sich die Bergung der Hauptmasse des Tscheljabinsk/Chelyabinsk-Meteoriten aktuell in der heißen Phase. Schon vor zwei Wochen sollte sie aus dem Bodenschlamm des Tschebarkul/Chebarkul-Sees geborgen werden, was sich jedoch wegen einer weiteren Genehmigung verzögerte. Nach Erhalt der Erlaubnis der Fischereibehörde wurde nun vor zwei Tagen (23. September) mit dem Abpumpen des Bodenschlamms am Zielort begonnen. Vielleicht dringt man schon heute durch die 2,5 Meter dicke Bodenschicht zum größten Tscheljabinsk-Fragment vor. Gestern wurde von Tauchern bereits ein erstes faustgroßes Exemplar mit einem Gewicht von etwa einem Kilogramm aus den Tiefen des Sees nach oben geholt. Die Hauptmasse soll hingegen nach den neuesten Daten ca. 1 bis 1,5 Meter groß sein und rund 400 Kilogramm wiegen. Laut Aussage des Umweltministers der Region Tscheljabinsk muss sie bis zum 04. Oktober gehoben sein; die vertraglich festgelegten Bergungsarbeiten müssen an diesem Datum beendet werden.

Außerdem tauchten bewegte Bilder (ab Minute 1:27) auf, die eine Kamera am nordöstlichen Ufer aufgenommen hat und den vermeintlichen Fall in den zugefrorenen See zeigen sollen. Übrigens: Bei eBay gab es zwischen Ende Februar und Ende August 1.250 Tscheljabinsk-Auktionen, bei denen insgesamt 22,2 Kilogramm des Meteoriten zum Gesamtpreis von 248.400 Dollar bzw. 11,19 Dollar pro Gramm verkauft worden sind (im 3.000-Dollar-Bereich lagen die größten Stücke).

25.09.2013

Meine bisherige Lichtkurve der Nova Del 2013

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Nova am 16. August; Martin Fiedler (Sternwarte Radebeul)

Da für die kommenden Tage eher wechselhaftes Wetter mit geringen Beobachtungschancen angekündigt ist, hab ich heute mal meine bisherigen visuellen Helligkeitsschätzungen der Nova Delpini 2013 – immerhin 16 an der Zahl in 3 Wochen – grafisch zusammengefasst. Als Basis dienten die bei der AAVSO gemeldeten Schätzungen, mit denen auch eine Lichtkurve generiert werden kann; die eingezeichnete steile Linie gibt zudem den rasanten Anstieg in der ersten Tageshälfte des 14. August wieder, wobei die Nova binnen einer Stunde um 1,5mag bzw. um 10,0mag in 14 Stunden(!) heller wurde. Nach dem Maximum in den Mittagsstunden des 16. August – genau 2 Tage nach der Entdeckung – war der Helligkeitsausbruch des Weißen Zwerges schon wieder auf 4,7mag gefallen, aber noch mit bloßem Auge sichtbar. An diesem Abend entstand auch die obige Aufnahme von Martin Fiedler mit dem Laserpointer auf die Nova gerichtet.

Der zunehmende Mond nahte, aber mit dem kleinen 8×40-Fernglas ließ sich der weitere Verlauf sehr gut verfolgen und auch in den hellen Vollmondnächten nutzte ich jede sich bietende Wolkenlücke. Nicht einmal die Bedeckung von epsilon Aur behielt ich so ernsthaft im Blick. In meinen Datenpunkten lässt sich außerdem das kurze Post-Maximum-Plateau erkennen, bevor es in die Phase des mehr oder weniger konstanten „Early Decline“ ging. Mit dem Abfall um 2 Größenklassen in 10 oder 11 Tagen (je nach Ausgangswert für das Maximum (4,3 oder 4,4mag)) lässt sich die Nova als „schnelle“ oder sogar als „sehr schnelle Nova“ klassifizieren. Seit dem 03. September befindet sie sich aktuell scheinbar in einem neuen Plateau, was sich auch im Spektrum zeigt. Denn bisher konnten die Amateur-Spektroskopiker (z.b. hier und hier) verfolgen, wie die Intensität der H-alpha-Linie gewissermaßen durch die Decke ging, nun aber scheint dieser Anstieg ebenfalls ein Ende zu haben. Was Helligkeitsschätzungen, Spektroskopie und Farbwahrnehmung (bis jetzt wandelte sich ihr Farbton von weißlich zu orange) der Hobbyastronomen über die Physik der Nova Delphini 2013 aussagen, darüber kann man nur mutmaßen. Doch mit der Arbeit der Astrophysiker wird man letztlich auch die eigenen Amateurbeobachtungen deuten können.

Aus dem Verhalten der Lichtkurve während des ersten Abstiegstadiums wurde die Entfernung bereits auf 12.000 bis 13.000 Lichtjahre eingegrenzt. Daraus würde eine absolute Helligkeit von um die -9,0mag folgen, was rund 400.000 Sonnenleuchtkräften entspricht. Und allein aus den visuellen Beobachtungen lässt sich mit der Ausbruchsamplitude von 12,7mag auf eine Helligkeitszunahme um das 100.000-fache schließen – in nur 60 Stunden!

08.09.2013

Vorzeichenfehler: Interessante Galaxienhülle statt Uranus

IC 1575 (Arp 231); Jost Jahn

„Bitte öfters mal falsche Koordinaten eingeben“, lautet ein Kommentar zu dieser Aufnahme des Astrofotografen und Asteroidensuchers Jost Jahn. Eigentlich wollte er gestern nur neue Aufnahmen nach Kleinplaneten nahe Uranus bearbeiten, doch zu seiner Überraschung stolperte der Hobbyastronom über das strukturreiche Halo der Galaxie IC 1575 (Arp 231). „Gerade wollte ich meine Uranus-Aufnahmen auswerten. Und finde den nicht. Vorzeichenfehler in der Deklination!“ Lichtschwache Asteroiden wird es auch in diesem Himmelsfeld geben, doch viel interessanter ist nun der Zufallsfund der Hülle von IC 1575. Das obige Resultat hat eine Gesamtbelichtungzeit von 2 Stunden und zeigt deutlich mehrere konzentrisch angeordnete Ringsegmente. Wie bei Arp 277, einem Musterbeispiel unter den Galaxienhüllen,  sind solche Hüllen, Schalen und Sternströme auf Wechselwirkungen mit einer zweiten Galaxie zurückzuführen und nur mit tiefen Deep-Sky-Aufnahmen festzuhalten. Nun will der Hobbyastronom von Amrum bei nächster Gelegenheit weitere Aufnahmen von IC 1575 machen.

03.09.2013


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