Auch wenn derzeit die Mission des NASA-Exoplaneten-Suchers Kepler mit ernsten Problemen zu kämpfen hat (neuestes Update: „Kepler remains safe and stable!“), mit der Auswertung der Daten werden die Wissenschaftler noch jahrelang beschäftigt sein. So stellte erst gestern ein Forscherteam ihre Arbeit zu einem neuen interessanten Fund aus den Kepler-Lichtkurven vor. Der entdeckte Planetenkandidat umkreist einen „unusually bright“ Heimatstern in sehr kurzer Zeit, weshalb er keine KOI-Nummer (Kepler Object of Interest) erhielt und nur eine übliche KIC-Kennung (Kepler Input Catalogue) bekam, denn man vermutete hier anfangs eher einen sehr engen Doppelstern.
Doch durch weitere Beobachtungen mit erdgebundenen Teleskopen und einer genauen Analyse der Kepler-Daten ergab sich schließlich ein neues Bild: Um den 11,7mag hellen Stern KIC 8435766, nur 2 Grad von delta Cyg entfernt, muss ein Exoplanet von genau Erdgröße kreisen. Seine Heimatsonne (0,73-facher Sonnendurchmesser, 0,84 Sonnenmassen, 5.100 Kelvin und 750 Millionen Jahre alt) umkreist er in nur 8,5 Stunden(!) auf einer sehr engen Umlaufbahn, wobei der Abstand nur 3 Millionen Kilometer (0,02 AE) beträgt. Das führt zu extremen Temperaturen, so dass man hier ganz klar von der Hölle auf Erden bzw. vielmehr von der Hölle unter den extrasolaren Erden sprechen kann. Die Forschergruppe geht davon aus, dass auf der Tagseite der fernen Planetenwelt Temperaturen von 2.300 bis zu 3.100 Kelvin – Eisen und Platin sind hier längst flüssig – erreicht werden.
Vielleicht ließe sich für die weitere Untersuchung sogar durch die relativ hohe scheinbare Helligkeit des Sterns ein präzises Planetenspektrum erhalten, womit etwas zur Chemie des grillenden und verdampfenden Exoplaneten von Erdgröße zu erfahren wäre.
22.05.2013