Archive for the 'Pretty Pictures' Category

Die Menschheit schaut so tief in den Kosmos wie noch nie

pandora01

So sieht das Ergebnis aus, wenn man für genau 87 Orbits das Hubble Space Telescope auf ein scheinbar leeres und nur 2 Bogenminuten breites Himmelsareal 16,5 Grad östlich des hellen Herbststerns Fomalhaut ausrichtet und so mit zwei Kameras 67 Stunden lang belichten kann; inklusive der Nachbarfelder erhält man dann insgesamt 176 Orbits. Dabei ist dieses gestern veröffentlichte Pretty Picture von Abell 2744 (Rohbilder gibt’s hier, Pressemeldungen hier und hier, sowie hier eine größere Amateurarbeit mit noch mehr Rohbildern) nur das erste Mosaik von sechs massereichen Galaxienhaufen der sog. „The Frontier Fields“-Kampagne. Für einen tieferen Blick zu den ersten Galaxien ist über drei Jahre hinweg Beobachtungszeit mit insgesamt 640 HST-Orbits geplant – damit schaut die Menschheit so tief in den Kosmos wie noch nie. Der 3,5 Milliarden Lichtjahre ferne supermassive Galaxienhaufen Abell 2744 (allein die gezeigte Aufnahme lässt über fast 500 Billionen Sonnenmassen blicken) ist nur das südlich versetzte Kerngebiet einer gigantischen Verschmelzung von mehreren Galaxienhaufen (Seite 13). Die bisherige Analyse der Haufenkollision offenbarte bereits, dass davon nur 5 Prozent im optischen Licht zu sehen ist, Röntgenlicht emittierendes Gas zwischen den Haufen stellt 20 Prozent dar und der überwiegende Massenanteil von 75 Prozent macht die Dunkle Materie aus.

Diese gewaltige Massenansammlung macht über ihre Gravitationslinsenwirkung unzählige lichtschwache und viel weiter im Hintergrund liegende Galaxien überhaupt erst sichtbar, und neben der Lichtverstärkung wurden auch schon einige Mehrfachbilder von einzelnen Hintergrundobjekten aufgespürt. Welche Entdeckungen im ganz jungen Universum damit möglich sind, wird sich erst in den nächsten Jahren nach detailierten Analysen offenbaren, zumal die veröffentlichte Aufnahme von Abell 2744 erst zur Hälfte fertig ist – im Sommer sammelt das HST weiter 3,5 Milliarden Jahre alte Photonen. Eine allererste Arbeit gibt es dennoch, in der schon von einem Kandidaten mit z=8, entsprechend einer Entfernung von über 13 Milliarden Lichtjahren, gesprochen wird (Bild unten). Es wird aber noch dauern, bis man mit Sicherheit sagen kann, wie tief die Aufnahmen des „The Final Frontiers“-Projekts tatsächlich reichen. Als entferntestes Objekt gilt heute die Galaxie mit der kryptischen Bezeichnung z8_GND_5296. Über die Lyman-alpha-Emissionslinie wurde bei ihr eine Rotverschiebung von z=7,5, was einer Entfernung von 13,1 Milliarden Lichtjahren entspricht, gemessen. Diese Rotverschiebung ist bereits so hoch, dass die sich eigentlich im fernen UV-Bereich befindende Spektrallinie in den nahen IR-Bereich verschoben ist.

08.01.2014

Komet ISON neben Mars und Regulus

Der mit Spannung erwartete Komet ISON (C/2012 S1; Twitter-Hashtag #ISON) ist derzeit noch 1,35 AE von der Sonne entfernt und eilt ihr noch anderthalb Monate lang weiter entgegen und wird so bald in der zunehmenden Morgendämmerung verblassen und unbeobachtbar werden. Das Perihel, in dem der Komet unserem Stern bis auf einen Sonnendurchmesser (genauer: 1,16 Millionen Kilometer) nah kommt, wird am 28. November durchlaufen. Wie ISON danach am Abendhimmel sichtbar sein wird, hängt eben davon ab, wie er diese extreme Sonnennähe überstehen wird.

Auf seiner Bahn Richtung Sonne zog der Komet schon nahe des Sternhaufens M 44 vorbei und dieser Tage fand eine sehenswerte Begegnung mit Mars und dem Stern Regulus statt. Letzten Freitag war im aktuellen Interstellarum-Newsletter noch eine künstlerische Darstellung dieser besonders schönen Konjunktion zu sehen und jetzt gibt es schon die ersten Aufnahmen. Astrofotograf Norbert Mrozek von schweifstern.de hat ISON bei Mars und Regulus am 12. Oktober und 14. Oktober mit einem 88/400-Teleskop festgehalten. Auch Franz Xaver Kohlhauf war am frühen Morgen des 14. Oktober bei Bad Tölz auf Kometenjagd und hat mit einem 300mm-Teleobjektiv das obige Bild aufgenommen. Mit 9 Aufnahmen zu 70 Sekunden wurde dieses schöne Dreigestirn festgehalten und wie man dicht über Regulus erkennt, wurde sogar die Zwerggalaxie Leo I (UGC 5470) abgebildet. Und hier noch ein heute morgen um 4:10 MESZ aufgenommenes ISON-Mars-Regulus-Bild von Kometenbeobachter Burkhard Leitner.

Außerdem: Im Nachbarblog „Bonner Sterne“ gibt’s von Daniel Fischer ein aktuelles Update zur Entwicklung des Kometen. Darin sind nochmal jede Menge Links zu allerhand ISON-Portalen zu finden, und der Hinweis auf ein kleines ISON-Büchlein, dass es unter kometison.de sogar komplett online gibt.

15.10.2013

Die Erde aus 1,4 Milliarden Kilometern während des Saturn-Winkens

Mit einer „Winkt dem Saturn“-Aktion rief die „Kamerafrau“ der Cassini-Mission zu einem weltweiten Saturn-Winken auf, und laut NASA sollen tatsächlich 20.000 Menschen an diesem besonderen „The Day the Earth smiled“ teilgenommen haben – zumindest online via Live-Stream, Google+, Facebook (#waveatsaturn), Instagram etc. Und auch Saturnbeobachter bei einer öffentlichen Aktion in Bonn (mein Bericht) haben am Freitagabend zwischen 23:27 und 23:42 Uhr dem 1,4 Milliarden Kilometer entfernten Ringplaneten gewunken und zugelächelt. 80 Minuten war unser Licht unterwegs, bis es die Kameras von Cassini erreichte. Vorab wurde sogar mit einer komplizierten Rechnung die Wahrscheinlichkeit abgeschätzt, mit der ein Photon eines winkenden Armes auf dem Kamerasensor Cassinis landet.

Am späten Montagabend wurde nun die dabei entstandene Cassini-Aufnahme (größere Versionen) mit unserem fernen, blauen Heimatplaneten in Pixelgröße veröffentlicht. Das finale Saturnpanorama, auf das wir wohl bis Ende August warten müssen, besteht aus 33 dieser Weitwinkelaufnahmen. Das untere Bild der Telekamera zeigt neben unserem blauen „Stern“ deutlich den Mond.

24.07.2013

Das ultimative PANSTARRS-Andromeda-Foto!

Erkki Rauhala

Letzte Woche hat ein finnischer Astrofotograf die größte Annäherung von Komet PANSTARRS und der Andromedagalaxie M 31 in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in einem unglaublich fantastischen Bild festgehalten. Ganz treffend als „Grande Finale“ beschreibt Erkki Rauhala sein Foto, das eindrucksvoll zeigt, wie der Kometenstaub im weit aufgefächerten Schweif die ferne Galaxie bedeckt. Die Ursache für den auf 150 Grad Breite aufgefächerten Staubschweif ist das „ungewöhnlich große Spektrum an Teilchengrößen“, beschreibt Kometenexperte Uwe Pilz das Phänomen. Ihre Größen variieren zwischen 0,2 und 10 Mikrometer, weshalb sie auf unterschiedlichen Bahnen durch den Strahlungsdruck des Sonnenlichts weggetragen werden.

06.04.2013

Jupiter am blauen Taghimmel und bedeckt in Australien

Grahame Kelaher

So konnte ich den gestreiften Gasplaneten zwar nicht sehen, denn die Jupiterbedeckung konnte gestern zu deutscher Mittagsstunde nur von Südaustralien beobachtet werden. Und während von Deutschland aus Jupiter 1,4 Grad am Mondrand vorbeizog, konnte auf der anderen Seite der Erde der Astrofotograf Grahame Kelaher mit einem 12-Zöller und einer Canon 6D den Eintritt am dunklen Mondrand eindrucksvoll festhalten. Wenige Stunden nach der australischen Jupiterbedeckung zielte ich gegen 17:00 MEZ von einem Garten in Bad Honnef – zu Besuch bei Christian Preuß – aus auf den weißen Halbmond. Ich wusste ungefähr, wo der Planet stehen sollte und dann konnte ich Jupiter tatsächlich mit bloßem Auge am blauen Taghimmel entdecken. Ich beobachtete mit meinem kleinen 80mm-Widefield-Gerät und konnte bei 10-facher Übersichtsvergrößerung gerade noch Mond und Jupiter gemeinsam im Gesichtsfeld sehen. Das fand ich wirklich beeindruckend, da ich bisher nur Venus am Taghimmel beobachtete. In einem 8-Zöller fiel mir sogar direkt neben Jupiter noch sein Mond Io auf, aber da stand die Sonne spätnachmittags schon etwas tiefer. Aber trotzdem war ich ganz begeistert von meiner Jupitersichtung am blauen Himmel – auch ohne Planetenbedeckung.

Weitere Eindrücke aus dem „astronomischen TV-Studio“ – der WDR war zu Gast in Preuß‘ Garten – gibt es hier von mir oder hier direkt auf der Homepage der „Sternfreunde Siebengebirge“.

19.02.2013

Superscharfe Orionnebel-Geschosse

Gestern am späten Abend wurde auf der 221. AAS-Tagung noch ein echter Knüller präsentiert: ein erst am 28. Dezember mit neuester Technik entstandenes Detailbild des Orionnebels. Es zeigt die hinter dichten Gasmassen verborgene und darum am besten im Infrarot sichtbaren Gasfinger, die in der Literatur als Geschosse – Bullets – bezeichnet werden. Tatsächlich findet sich hier ein Geschwindigkeitsbereich von bis zu 100 km/s, mit dem das Gas in den umgebenen Orionnebel jagt.

Gemini Observatory/AURA

Diese kürzlich gemachte Aufnahme der Orion Bullets entstand mit der neuen Adaptiven Optik (AO) GEMS zusammen mit der neuen Nahinfrarotkamera GSAOI am Gemini South Observatory in Chile. Der 50-Watt-Laser des AO-Systems besteht dabei aus fünf Strahlen, so dass die Luftunruhe (Seeing) in der Atmosphäre dreidimensional erfasst und aus den Aufnahmedaten rausgerechnet werden kann. So kann der störende Seeing-Einfluss auf 0,1 Bogensekunden verringert werden, normalerweise sind die Werte um 1 Bogensekunde groß. Was die neue Bildkorrektur bringt, sieht man auch im direkten Vergleich mit einer Aufnahme von 2007.

Verantwortlich für diese explosive Ausströmung ist das kompakte Infrarotobjekt Orion BN/KL (schmetterlingsförmig der KL-Nebel, BN der hellste Stern darin), ein massereiches Sternentstehungebiet ganz in der Nähe der bekannten Trapezsterne, doch welche Mechanismen genau dahinterstecken, ist immer noch ein Rätsel. Auch diese Infrarotaufnahme zeigt die Bullets hinter dem Gasvorhang des Orionnebels.

ESO

10.01.2013

Hubble-Weihnachtskalender 2012 online

Auch dieses Jahr muss man in der Adventszeit nicht auf die schönen Pretty Pictures des Hubble-Weltraumteleskops verzichten. Das News-Portal The Atlantic bietet hier den bebilderten Weihnachtskalender sogar gleich in zwei Pixelgrößen an. Viel Spaß mit dem restlichen HST-Adventskalender, 21 digitale Türchen sind noch verschlossen!

04.12.2012

Radiogalaxie Hercules A hochaufgelöst

Zwischen den hellen Sternen kappa und lambda Oph im Schlangenträger befindet sich gleich hinter der Sternbildgrenze zum Herkules nahe des Sterns 45 Her ein fernes nur 17,5mag schwaches Objekt: Hercules A. Wie bei Cygnus A oder Centarus A verbirgt sich dahinter eine aktive Galaxie, die auch als Radioobjekt bekannt ist. Die Radiostrahlung entsteht dabei durch die Synchrotronstrahlung (beschleunigte Elektronen strahlen in Magnetfeldern) im Jet und blasenähnlichen Regionen weit außerhalb der Galaxie. Im Fall von Hercules A schießt die Materie von beiden Polen des supermassiven Schwarzen Lochs jeweils etwa eine Million Lichtjahre weit in die Umgebung.

Das neue detailierte Bild zeigt einen Himmelsausschnitt von etwa 3,5×2,5 Bogenminuten, es ist eine Überlagerung aus Radiodaten des VLA in New Mexiko und optischen Bilddaten des HST-Weltraumteleskops. Der auffällige Vordergrundstern gehört zu unserer Milchstraße und ist 12,2mag hell.

NASA / ESA + NRAO / AUI / NSF

Wie erst vor 20 Jahren entdeckt wurde, befindet sich in der zentralen Radioquelle ein Galaxienpaar. Der Abstand beträgt 4 Bogensekunden, was bei einer Entfernung von über 2 Milliarden Lichtjahren (Rotverschiebung von z=0,156) etwa 200.000 Lichtjahre bedeutet. Vielleicht wird bereits durch die Annäherung das 2,5 Milliarden Sonnenmassen schwere Schwarze Loch im Zentrum von Hercules A gefüttert, wodurch die nur im Radiobereich sichtbare Aktivität entsteht.

Eine hier gezeigte Darstellung macht zudem deutlich, wie die Astronomen des VLA die Radiogalaxie gewissermaßen abgetastet haben und wie sich mit zunehmenden Basislängen (22 Meilen = 35 Kilometer) die Auflösung erhöht.

NRAO / AUI / NSF

29.11.2012   

M 96 und andere überlappende Galaxien

Eine internationale Forschergruppe hat aktuell einen Katalog aus insgesamt 1.990 Galaxienpaaren, die sich gegenseitig überlappen, veröffentlicht. Diese Übersicht entstand unter Mitarbeit des Online-Astronomie-Projekts Galaxy Zoo, das im Sommer 2007 online ging und in dem die User Archivbilder von Galaxien aus der SDSS-Durchmusterung untersuchen. Unter den neuen Katalogeinträgen finden sich aber nicht nur lichtschwache Exemplare, denn beispielsweise auch bei der bekannten Galaxie M 96 im Löwen überlappen sich zwei Welteninseln. Neben der kleinen 15,0mag-Hintergrundgalaxie PGC 83335 auf dem unteren Bildrand, versteckt sich hier nämlich exakt hinter dem äußeren Spiralarmring eine ferne Milchstraße genau in Kantenlage.

ESO / Oleg Maliy

29.11.2012

Wolkenstrudel von Saturns Nordpol in Bewegung

Nachdem gestern dieses atemberaubend detailierte Cassini-Rohbild von Saturns Nordpol im Archiv auftauchte, …

… kann man heute den polaren Wolkenstrudel in Bewegung noch dynamischer und plastischer erleben. Zusammengesetzt wurden die hier gezeigten Animationen aus 14 Cassini-Aufnahmen, die die Planetensonde vorgestern (27. November) über mehrere Stunden aus rund 400.000 Kilometer Abstand gemacht hat.

NASA / JPL / SSI / Kevin McAbee

29.11.2012


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