Mit Regen begann der Morgen zum diesjährigen Tag der offenen Tür der Volkssternwarte Bonn (weitere 4 Berichte sind ganz unten verlinkt), der am Sonntag, den 03.11. stattfand, aber zum Glück verzog sich dieser noch rechtzeitig vor den ersten Besuchern. Gegen 10 kam ich bei der Volkssternwarte in Poppelsdorf an und direkt im ersten Gespräch traf ich auf ein paar Leute, die sich für die alte Argelander-Sternwarte interessierten. Die Frage nach den Schlüsseln für eine Führung durch die alten Räume ergab dann leider, dass die Uni Bonn wenige Tage zuvor die Schlösser ausgetauscht hatte. Das war für mich schon sehr ärgerlich, denn auch im Anschluss an Peter Odens Argelander-Vortrag (Bild 5) hätte ich gerne eine Führung angeboten, aber diesmal musste es eben bei Erklärungen vor dem historischen Sternwartengebäude bleiben. Von Jan Hattenbach, Wissenschaftsjournalist und Hobbyastronom, der für einen kleinen Besuch sogar aus Aachen vorbeikam, hörte ich zudem zum ersten Mal, dass die Sternwarte in Equadors Hauptstadt Quito nach dem Vorbild der Argelander-Sternwarte ab 1873 aufgebaut wurde.
Auch in den großen Kuppelraum des Refraktoriums der Volkssternwarte war an jenem Sonntag kein reinkommen. Wegen anstehender Baumaßnahmen wusste man zum diesjährigen Tag der offenen Tür auf einen beheizten Pavillion ausweichen. Hier wurde die kostenfreie Software Stellarium vorgeführt, während Kinder Kometen basteln und zeichnen konnten. Kometen waren sowieso das große Thema des Tages. Denn als sich gegen 11 Uhr die Wolken lichteten und so die Sonnenteleskope zum Einsatz kamen, wurde die „Kometenzeit in Bonn“ von Peter Oden (Volkssternwarte Bonn (VSB)) und Michael Geffert (Argelander-Institut für Astronomie (AIfA)) vor einer größeren Gruppe Besucher offiziell eröffnet (Bild 1). Anlässlich des mit Spannung erwarteten Kometen ISON wurde schon vor einigen Monaten dieses in Deutschland wohl einmalige Kometenzeit-Paket mit vielen verschiedenen Veranstaltungen inkl. Beobachtungen geschnürt. Während draußen die Instrumente – drei Fernrohre und ein Spektroskop – mit der tiefen Sonne wanderten, hatten im Vortragsraum schon ein paar Vorträge Kometen zum Thema. War hier der Andrang schon enorm – für den gesamten Tag wurden „deutlich über 400 Besucher“ gezählt -, ging es bei der geplanten Sonnenfinsternis-Liveübertragung weder vor noch zurück.
Kurz nach 14 Uhr betraten gleich 3 Personen mit ihren Laptops für diese einzigartige Sonnenfinsternis-Show die Bühne des nunmehr 60 bis 70 Besucher zählenden Vortragsraums. Während AIfA-Astronom Stefan Erbschwendner (links), der den aktuellen „Monat der Schulastronomie“ in Bonn organisierte, erstmal Allgemeines zum Thema Sonnenfinsternis erzählte und die Besonderheit dieser in Teilen Afrikas sichtbaren hybriden Form erläuterte, behielten Stefan Krause (Mitte) und Paul Hombach (rechts) die entsprechenden Webcasts im Blick. Die beiden letztgenannten VSB-Mitglieder führten dann anschließend durch’s weitere Programm, nachdem ein (von 10 Links) funktionierender Stream gefunden war. Das Livebild der totalen Sonnenfinsternis holte Stefan Krause aus Uganda über eine japanische Wetterseite nach Bonn-Poppelsdorf.
Bis auf einen Zwischenfall mit einem Standbild (das wiederholte Einloggen klappte überraschend problemlos) war die Übertragung stabil, so dass an die 70 Zuschauer das Fortschreiten der partiellen Phase bis zur hauchdünnen Sonnensichel live verfolgen konnten. Die Hobbyastronomen Stefan Krause und Paul Hombach kommentierten das Livebild via Japan, erzählten abwechselnd von ihrer langjährigen Sonnenfinsternis-Erfahrung und improvisierten amüsant und einfach gekonnt diese einmalige Sofi-Show bis zur mit Spannung erwarteten Totalität. Etwa um 15:25 Uhr deutscher Zeit war der Moment da. Für blitzschnell vergehende 10 Sekunden war die Sonne total verfinstert, wobei schlagartig die Korona auf der Leinwand auftauchte und sich anschließend der Mond von der Sonne mit Diamantring- und Perlschnur-Phänomen verabschiedete. Damit endete auch die wunderbare 80-minütige Liveshow zur totalen Sonnenfinsternis in Afrika, doch die „Kometenzeit in Bonn“ beginnt hiermit erst – und wird noch bis zum 10. Januar fortgesetzt. Und zumindest an jenem Sonntag war keine abendliche Himmelsbeobachtung möglich, aber hoffentlich lässt das Wetter demnächst eine öffentliche ISON-Beobachtung zu.
Weitere Eindrücke zum Tag der offenen Tür lassen sich hier nachlesen:
- Tag der offenen Tür bei der VSB: Toller Auftakt der Kometenzeit! (Paul Hombach)
- Public Viewing (Stefan Krause)
- Erfolgreicher Tag der offenen Tür (Peter Oden)
Und sogar im Interstellarum-Newsletter wird kurz über die Auftaktveranstaltung berichtet:
18.11.2013
2 Antworten to “Von Uganda über Japan nach Bonn: Einmalige Sonnenfinsternis-Show in der Volkssternwarte”