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Planck: Das Universum ist 13,8 +/- 0,05 Milliarden Jahre alt

Um die fundamentalen Parameter der Kosmologie studieren zu können, bleibt nur die Beobachtung der vom Urknall übrig gebliebenen Mikrowellenstrahlung. Um diese kosmische Hintergrundstrahlung (Cosmic Microwave Background, CMB) mit einer Temperatur von gerade mal nur 3 Kelvin (-270 Grad; 3 Grad über dem absoluten Nullpunkt!) untersuchen zu können, brauchte es Mikrowellensatelliten wie COBE oder WMAP. Vor fast genau 10 Jahren wurde im Februar 2003 die ersten Auswertung der WMAP-Daten vorgestellt, die auf ein Alter des Universums von 13,7 Milliarden Jahren hinwiesen. Über die Jahre wurden die Analysetechniken immer weiter verfeinert, so dass immer präzisere Zahlen vorgestellt wurden; die Ergebnisse der letzten Datenauswertung, die erst vor drei Monaten im Dezember präsentiert wurden, sprachen für ein Weltalter von 13,77 Milliarden Jahren.

Nun wurden vor zwei Tagen – eben 10 Jahre nach der ersten WMAP-Analyse – die ersten Kosmologie-Daten des ESA-Satelliten Planck (die NASA ist dennoch an der Mission beteiligt) der Öffentlichkeit vorgestellt. Die neue sehr präzise Vermessung der winzigen Temperaturunterschiede in der Hintergrundstrahlung (die CMB-Karte von Planck hat 50 Millionen Pixel, die von WMAP nur 1 Million) bestätigt weitestgebend die derzeit gültige Kosmologie, überraschte aber dennoch mit neuen Zahlen. Nach diesen entstand das Universum vor 13,81 +/- 0,05 Milliarden Jahren und die Expansionsrate, die sog. Hubble-Konstante, fällt mit 67,3 +/- 1,2 km/s/Mpc deutlich geringer aus. Auch am großen kosmischen Kuchen änderte sich was: der Anteil der gewöhnlichen (baryonischen) sichtbaren Materie im Universum liegt nun bei knapp 5 Prozent.

Was noch alles am großen „Planck-Donnerstag“ vorgestellt wurde, gibt es auch nochmal komplett zum Nachlesen: „Planck bestätigt die Standardkosmologie – aber …“. Hier hat Blogger Daniel Fischer seine mehrere Stunden dauernde Nonstop-Berichterstattung zu Liveübertragungen, veröffentlichten Planck-Fachartikeln, Pressekonferenzen und Online-Berichten bzw. wie üblich mit vielen, vielen Links zusammengefasst. Alles was die CMB-Daten von Planck den Kosmologen bisher verraten oder erst andeuten, ist hier auf einen Blick sichtbar.

23.03.2013

Supernova in M 65 eben bestätigt

Vor 30 Minuten erschien online die erhoffte Bestätigungsmeldung, dass es sich bei dem am Donnerstag in Japan entdeckten Objekt in der Galaxie M 65 um eine Supernova des Typs II handelt. Das Spektrum wurde erst 3 ½ Stunden zuvor – gestern Abend gegen 21:00 MEZ – aufgenommen und verrät anhand der Wasserstofflinien eine Geschwindigkeit von rund 10.000 km/s für die Trümmer des zerstörten Sterns. Es verrät außerdem, dass die Explosion erst wenige Tage her sein muss, da noch signifikante Metalllinien im Spektrum fehlen.

Ausgehend von diesen ersten Informationen erwarte ich ein Helligkeitsmaximum von vielleicht 12,5mag in etwa 14 Tagen, also in der ersten Aprilwoche – auch ganz passend zum wieder abnehmenden Mond. Zurzeit erscheint die junge Supernova in M 65 noch als 15,5mag schwacher Stern. Dieses Bild aus Italien entstand am Freitag um 3:45 MEZ, keine 12 Stunden nach der Entdeckung.

[Nachtrag] Die neue Supernova hat nun offiziell die Bezeichnung SN 2013am erhalten.

Schiaparelli Astronomical Observatory

23.03.2013

Vor 24 Stunden mögliche Supernova in Galaxie M 65 entdeckt

Vor genau 24 Stunden wurde am 21. März gegen 16:15 MEZ von drei japanischen Himmelsbeobachtern ein neues Objekt in der Galaxie M 65 fotografiert. Sie verwendeten ein 35cm-Teleskop, mit dem sie noch 10 weitere Aufnahmen machten. Alle Bilder zeigten das vermeinlich neue Objekt, dass jetzt in der Entdeckungsmeldung als PSN J11185695+1303494 bezeichnet wird. Die mögliche Supernova befindet sich an der Position 11 18 56.95 +13 03 49.4 nahe des südlichen Randes von M 65. Das Entdeckungsfoto und weitere Informationen finden sich hier auf dem besten Supernova-Portal. Nun braucht es eine unabhängige Bestätigung des Fundes der Japaner, um Fehlerquellen ausschließen zu können.

Wenn es sich bei der neuen Quelle tatsächlich um eine Supernova handeln sollte, könnte sie 13,0mag und heller werden. M 65 ist eine der drei Galaxien des bekannten Leo-Tripletts im Sternbild Löwe; sie ist 24 Millionen Lichtjahre (7,4 Mpc) entfernt. Erst im vergangenen Frühjahr gab es im Löwen eine hellere Sternexplosion, als in M 95 die Supernova 2012aw an die 13,0mag hell wurde.

22.03.2013

Im Zeitraffer: Komet PANSTARRS in STEREO

Wie eindrucksvoll Komet PANSTARRS letzte Woche an der Sonne vorbeizog, hielt auch ein Sonnenbeobachter des Satellitenpaares STEREO fest. Seit 2006 umkreisen die baugleichen NASA-Sonden die Sonne auf Erddistanz und mit gegenseitigem Abstand von über 150 Millionen Kilometern, was die dreidimensionale Untersuchung der Sonnenaktivität möglich macht. Bei den hier zu sehenden STEREO-B-Aufnahmen, enstanden zwischen 09. und 16. März (somit passend zur „Kometenwoche in Bonn“), befand sich die Sonde von uns aus gesehen hinter der Sonne, so dass in dem Clip neben dem schnellen Merkur auch unsere Erde – scheinbar getroffen vom strukturreichen Schweif – als heller Punkt erkennbar ist. Während beim ersten Zeitraffer die Kontraste ordentlich hervorgehoben wurden, um die vielen Strukturen im langen Staubschweif sichtbar zu machen, …

… werden in diesem Film die feinen Details schlicht überstrahlt. Auch die koronalen Massenauswürfe (Coronal Mass Ejections, CMEs) der links außerhalb des Bildes stehenden Sonne sehen so weniger spektakulär aus, aber auf jeden Fall erinneren die prächtigen Details im Kometenschweif deutlich an McNaught, der 2007 eine außergewöhnliche und überwältigende Show am Südhimmel abzog.

20.03.2013

Im StarTalk mit … Matthias Wirth

Matthias Wirth mit dem Kölner Stadt-Anzeiger

Beim letzten StarTalk hat der Hobby-Teleskopbastler Jörg Peters sein Riesenfernglas aus zwei Spiegel-teleskopen mit jeweils 70cm-Optiken vorgestellt und wirkte das schon wie ein wahrer Binosaurier, setzt Matthias Wirth vielleicht noch eins drauf. Der 45-jährige Fernrohrbauer aus Köln konstruierte nicht nur das neue 60cm-Teleskop der Volkssternwarte Köln, das vor einem halben Jahr eingebaut und eingeweiht wurde, sondern war auch am weltgrößten Apo-Fernglas beteiligt. Hierfür baute er die beiden großen Tuben für die 30cm-Linsen und die große Rohrschelle; aktuell hat Markus Ludes für dieses knapp 500.000 Euro teure Instrument für einen chinesischen Millionär schon einen Antrag beim Guiness-Buch der Rekorde eingereicht. Doch wie wurde aus dem Hobby-Fernrohrbastler, der zwischendurch Medizin studiert hatte, ein hauptberuflicher Teleskopbauer, der nach wie vor von Sonne und Planeten begeistert ist?

11 Fragen an … Matthias Wirth

  • Wann und wie wurden Sie mit dem Astrovirus angesteckt?

Ich war schon immer an Natur in allen Formen interessiert, ich bin lieber draußen als drinnen. Ich mochte Bücher wie „Was ist was“. Allerdings habe ich im ersten selbstgebastelten Teleskop zuerst die Dacharbeiter von Sankt Pantaleon bestaunt … und dann erst in die Sterne geschaut. Denn im Wissenschaftsbuch für Kinder stand ja: Teleskope sind zum in die Sterne gucken da und dabei hab ich dann eine völlig neue Welt entdeckt.

  • Welches sind Ihre unvergesslichsten Astroerlebnisse als Hobbyastronom?
Oh mein Gott, soll ich ein Buch schreiben? Mich befriedigt immer noch nach über 30 Jahren die einfache Betrachtung des Himmels und seiner Phänomene – tags wie nachts. Mit möglichst wenig Technik, aber einem optisch perfekten Teleskop stimmen die Bedingungen, dann geht es unter die Haut. Meine Liebligsobjekte sind Sonne, Mond, Planeten. Ich habe schnell herausgefunden, welche Himmelsobjekte besonders schön anzuschauen sind und welche sich im Laufe der Zeit verändern. Denn eine galaxie sieht immer gleich aus, eine Protuberanz auf der Sonne verändert sich in Minuten und die Jupiteratmosphäre innerhalb von Tagen.
  • 1978 fing schon der Fernrohrbau mit einer Papprolle und Omas Ersatzbrille an. Wie ging’s weiter?
Mit gefühlten 50 Papp-, Holz- und Plastikrohr-Bauhaus-Teleskopen. Ich bin in Köln zu Optikern und habe mir mit Hundeblick erbettelt, was zu kriegen war. Die Teleskope wurden nach und nach besser, aber waren immer noch kleiner als heute das einfachste Einsteigerteleskop aus China. Ich wollte aber nicht ein gutes Fernrohr, ich wollte Teleskope basteln. Inspiriert haben mich Bücher aus der Bibliothek und später so ab 16 Jahren aus der Sternwarten-Bibliothek.
  • Wie wurde Ihnen klar, dass Sie auch beruflich Teleskope bauen wollen?
Nach vermutlich zu viel Schwarzwaldklinik und einem grandiosen Mediziner-Test (der war war sehr umstritten zu der Zeit) hab ich studiert, nach einer gewissen Zeit habe ich aber mehr von Sport allert Art (weiteres Hobby) und von Teleskopen geträumt, als von Krankheitsbildern und Fällen. Fast zeitgleich bin ich einigen Teleskophändlern in die Arme gefallen, die sagten: Wir verkaufen, du baust. Zu dem Zeitpunkt war ich um die 30 und meine Fernrohre hatten inzwischen ein profesionelles Niveau und ich kannte jeden Teleskophändler in Deutschland und darüber hinaus. Außerdem habe ich für sie auf Messen gearbeitet und mich als Qualitäts-Spürhund einspannen lassen. Ich kann die Präzision und optische Qualität eines Teleskops mit kleinstem Aufwand und unter widrigen Bedingungen genau diagnostizieren. Muss wohl ’ne Begabung sein.

Matthias Wirths CLT-Tubus im Rohbau; Volkssternwarte Köln

  • Was galt es alles bei der Konstruktion des neuen Volkssternwarten-Teleskops CLT (Cologne Large Telescope) zu beachten?
Ein Teleskop muss ja nicht nur optisch gut sein: Genaue Gläser, hochpräzise gehalten und gefasst ist das eine. Es muss  auch unter den gegebenen Umständen optimal funktionieren. Hier sind Stadtlage, Sternwartenkuppel als Zuhause und der Publikumszuspruch einer öffentlichen Sternwarte zu berücksichtigen. Mit einem starken Motor alleine wird man nicht Weltmeister, Aerodynamik und Straßenlage sind mehr als miteinscheidend. Dies ist meine gern genommene Metapher und die Bedingungen hier auf der Volkssternwarte sind alles andere als einfach.
  • Sind nach fast sechs Monaten nun alle Kinderkrankheiten beseitigt, so dass das neue Teleskop wieder für Besucher bereit steht?
Die meisten Kinderkrankheiten sind beseitigt. Was noch fehlt, kann durch Manpower ausgeglichen werden. Wir müssen die Himmelsobjekte zum Einstellen noch anvisieren, das wird später automatisch gehen. Der Teleskoptubus, den ich gebaut habe, hat allerdings von anfang an funktioniert. Ich bin jedenfalls mit meinem Werk zufrieden. Die Bildqualität, an der mir ja so viel am Herzen liegt, ist sehr gut, und das unter den erschwerten Bedingungen von voller Kuppel bis zur Stadtbeleuchtung.

Matthias Wirth erklärt das CLT bei seiner Einweihung

  • Wie war der Astronomietag 2013? Wollten trotz des grauen Himmels viele Besucher das große Teleskop sehen?
Natürlich, gerade nachdem das neue Sternwarten-Teleskop ja durch die Medien in den Mittelpunkt gerückt wurde. Die Schlange vor der Treppe zur Kuppel riss nicht ab. Ich selbst habe einige der 20-minütigen Teleskopvorführungen gemacht. Auch das weitere Angebot wie Vorträge, Ausstellungen und das Programm für die Kids wurde gut angenommen.
  • Letztes Jahr waren Sie auch mit dem Bau des wohl weltgrößten Apo-Fernglases beschäftigt. Hat der Auftraggeber Sie auch zum Aufbau nach China eingeladen?
Jawoll. Der beste Lohn für die Arbeit ist wohl ein Blick durch das Gerät auf einen Planeten wie Saturn oder Jupiter. Bei der Abnahme des Binos durch den angereisten chinesischen sowie deutschen Händler war ich anwesend und habe sie von meiner Unverzichtbarkeit beim Aufbau in der Nähe von Hongkong überzeugt. Bezahltes Vergnügen mit ein wenig Arbeit die Spaß macht. Ha! ;)
  • Das Apo-Riesen-Bino wurde sogar für das Guiness-Buch der Rekorde angemeldet?
Hab ich von meinem Auftaggeber gehört. Der ist immer sehr findig in solchen Dingen (Händler halt) und hat einen Antrag gestellt: als größtes (Linsen-)Fernglas der Welt. Was meiner Meinung nach auch stimmt. Der Antrag ist angenommen, wird derzeit geprüft und dann schauen wir mal!

Matthias Wirth am Apo-Bino; APM Telescopes, Markus Ludes

  • Nach diesen Großprojekten, was steht denn da als nächstes auf der Liste?
Eine kleine Serie von optisch besonders guten Planetenteleskopen (5 baugleiche Instrumente), die Teleskopausstattung der Terrasse unserer Volkssternwarte bis zum Ende des Jahres und ein großer Maksutov-Cassegrain mit 40cm optischem Durchmesser. Im nächsten Jahr folgt dann ein Spiegelteleskop mit einer 80cm-Optik.
  • Das Universum in einem Satz:

Vielen Dank für das Interview!

20.03.2013

Das war die „Kometenwoche in Bonn“

Gestern ging sie zu Ende: die „Kometenwoche in Bonn“, in der mehrere Veranstaltungen zum Kometen PANSTARRS – passend auch zum Astronomietag – angeboten wurden. Bei der Anzahl der gesetzten Termine musste es einfach mal mit einer öffentlichen Beobachtung klappen, selbst bei den schlechten Wetteraussichten im Rheinland; am letzten Termin gab es endlich die passende Wolkenlücke. Aber der Reihe nach. Bevor es mit der Kometenwoche für PANSTARRS los ging, fand am 09. März im Argelander-Institut für Astronomie (AIfA) ein Gedenkkolloquium statt, bei der mit Fachvorträgen und persönlichen Erinnerungen an das Leben und Wirken von Hilmar Duerbeck und seiner Frau Waltraut Seitter, Deutschlands erster Astronomie-Professorin, gedacht wurde. Zum Abschluss gab es einen kleinen musikalischen Ausklang, bei dem ursprünglich zu viert Beethoven gespielt werden sollte, doch leider stand schließlich der Bonner Astronom Michael Geffert mit seinem Flügelhorn allein vor den zum Teil weit angereisten Gästen. Meine Eindrücke gibt es ausführlich mit weiteren Fotos in diesem Bericht.

Anschließend wollte ich eigentlich noch zu der ausverkauften lit.cologne-Lesung über den Visionär, Weltraumfantasten und sog. „Leonardo da Vinci der Heilanstalt“ Karl Hans Janke, aber für die Abendkasse war ich schon zu spät dran. Sehr interessant zu dieser Person sind ein Vergleich mit Wernher von Braun, eine MDR-Doku und die Homepage zur Ausstellung.

Am 11. März lud zu den Bonner Hochschultagen auch das AIfA in Bonn-Endenich ein. Für Oberstufenschüler wurde hier u.a. sehr informativ das Studium und von Nadya Ben Bekhti der (koffeinhaltige) Beruf des Astronomen vorgestellt. Einen ausführlichen Bericht gibt es hier.

Direkt im Anschluss gab es am Abend bei der Volkssternwarte Bonn (VSB) einen Kometenvortrag von Stefan Krause. Bei dem Auftakt zu der Bonner Kometenwoche stellte er besondere historische Kometen vor und gab einen Überblick zu PANSTARRS (siehe Bild) und den im Spätherbst zu erwartenden und noch helleren Schweifstern ISON.

Nachdem der erste öffentliche Beobachtungstermin am Mittwoch wegen Wolken ausfallen musste, waren die Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreffs (KBA) tags darauf am 14. März doch erfolgreich, so dass die ersten Kometenbilder aus dem Rheinland entstanden. Für den Abend war zwar ein auflockernder Himmel angekündigt, aber bei mir südlich von Bonn zogen die Wolken nicht schnell genug ab.

Am Freitag, 15. März, trafen wir Hobbyastronomen uns mit den Berufsastronomen Michael Geffert und Nadya Ben Bekhti, die schon viele Jahre auch in Schulen aktiv sind, zu einer ersten kleinen Ideenrunde zum Thema Öffentlichkeitsarbeit. Zur selben Zeit waren zwei WDR-Reporter mit Kameramann und einer herumwuselnden Schar von Kinderreportern im Institut zu Besuch – natürlich wegen PANSTARRS. Der entstandene TV-Beitrag wurde gestern in der WDR-Lokalzeit aus Bonn ausgestrahlt und kann hier (sollte nicht nach 7 Tagen gelöscht werden) abgerufen werden. Da war Radioastronomin und Postdoc Ben Bekthi wieder in ihrem Element.

Auch zum 11. bundesweiten Astronomietag am 16. März wollte die Wolkendecke nicht aufreißen, so dass aus den „Sternstunden über der Heide“ diesmal eine „Kometenstunde im Rathaus“ wurde. Nach den wolkenlosen Blicken auf Mond und Planeten letztes Jahr, gab KBA-Sternfreund Paul Hombach ein überdachtes Indoor-Programm im Rathaus Sankt Augustin und präsentierte vor etwa 25 Gästen eine Runde „Pauls Portables Planetarium“ über Vagabunden des Sonnensystems mit vielen PANSTARRS-Fotos aus aller Welt. Auch die Presse war in Form von Reporter und Sternfreund Thomas Heinemann vor Ort; sein Artikel ist heute im General-Anzeiger Bonn nachzulesen, und unsere Astronomie-Blogs für die Region wurden auch erwähnt.

General-Anzeiger Bonn vom 19.03.2013; Thomas Heinemann

So fielen leider die Beobachtungen am diesjährigen Astronomietag aus, in 12.500 Metern Höhe sah das schon anders aus. Der Bonner Sternfreund Stefan Krause von Eclipse-Reisen.de chartete für die erwartete beste Sichtbarkeit von PANSTARRS einen Kometenflieger. Für 55 Fluggäste (darunter gleich 5 KBA-Hobbyastronomen) ging es nun am Samstag von Köln-Bonn über den Kometen nach Köln-Bonn, und nach dem großen Medien-Interesse im Vorfeld war auch der WDR beim Kometenflug einer Boeing 737 dabei. So gibt es nicht nur Fotoberichte der KBA-Mitglieder Peter Oden und Daniel Fischer (weitere Bilder hier und hier sowie ein Video mit flotten Trance-Beats), sondern auch den WDR-Bericht, der gestern in der ARD beim Morgen- und in gekürzter Fassung beim Mittagsmagazin ausgestrahlt wurde; auch N24 hatte etwas zu dem Kometenflug berichtet.

 

18. März. Zum Abschluss der „Kometenwoche in Bonn“ hatte es gestern Abend dann doch noch mit einer kleinen Beobachtungsaktion vor der Tür des AIfA geklappt. So gesehen ist es doch ein „erfolgreicher Abschluss“, wie Wilfried Bongartz schreibt. Weitere Fotos dieser öffentlichen Beobachtung kann man sich hier ansehen. Jetzt fehlt eigentlich nur noch eine persönliche Sichtung, denn trotz der gestrigen Wolkenlücke habe ich PANSTARRS einfach nicht erwischt.

Wilfried Bongartz

19.03.2013

Web-Tipp: Live bei Komet PanSTARRS und ALMA

ALMA (ESO/NAOJ/NRAO)/William Garnier (ALMA)

Am morgigen Mittwoch, 13. März, findet die offizielle Einweihung des ALMASubmillimeter-Radioteleskops statt, was auch von 15:30 bis 17:00 MEZ via Livestream verfolgt werden kann. Die Feierlichkeiten werden auf 2.900 Meter am Operations Support Facility (OSF) des Observatoriums stattfinden, die große Teleskopanlage selbst befindet sich auf dem 5.000 Meter hoch gelegenen Chajnantor-Plateau in der Atacama-Wüste. Sie besteht aus mittlerweile 57 12m- und 7m-Radioteleskopen, mit insgesamt 66 Teleskopen soll die Großanlage in den chilenischen Anden bald komplett sein.

Nach diesem Webcast folgt am Freitag, 15. März, ein weiterer Livestream, bei dem ab 18:00 MEZ der Komet PanSTARRS online zu sehen sein soll. Die geplante Live-Übertragung bietet das Projekt Virtual Telescope an und kann hier verfolgt werden. Weitere Links zu Live-Berichten im Web finden sich hier.

12.03.2013

Größter Röntgenflare von Algol beobachtet

Mercedes Richards

So stellt man sich heute das bedeckungsveränderliche Sternsystem Algol im Perseus künstlerisch vor. Allein in den letzten Jahren offenbarte sich mit hoch auflösenden Radiobeobachtungen und 3D-Doppler-Tomografie (Paper 2010, Paper 2012, Pressemeldung) der kühlere Begleiter als eine äußerst aktive Sonne – mit Protuberanzen und noch viel höheren und heißeren koronalen Plasmabögen, sog. Coronal Loops. Auch energiereiche Ausbrüche werden immer wieder registriert, so zuletzt vor 2  ½ Wochen. Die Beobachtung gelang mit dem kaum bekannten japanischen Röntgendetektor MAXI an Bord der Raumstation ISS. Am 22. Februar registrierte es einen sehr starken Röntgenflare von Algol, wobei die magnetische Entladung Energien freisetzte, die einer Plasmatemperatur von 200 Millionen Kelvin entsprechen. Innerhalb der fünf Minuten des Flares wurde eine Röntgenleuchtkraft von bis zu 5×10^32 erg/s erreicht, was ihn zum stärksten mit MAXI registrierten Algol-Ausbruch macht.

12.03.2013

Neues Bild zur Entwicklung von Beteigeuze

Links: Xavier Haubois (Observatoire de Paris), http://arxiv.org/abs/0910.4167
Rechts: Andrea Chiavassa (Université Libre de Bruxelles), http://www.graal.univ-montp2.fr/hosted/chiavassa/

Beteigeuze, der linke Schulterstern des Orion, ist sicher ein einzigartiges Studienobjekt für die Untersuchung von Roten Überriesen. Und das schon allein dadurch, dass sich mit interferometrischen Beobachtungsmethoden sein nur 0,045 Bogensekunden kleines Sternscheibchen (links) detailreich auflösen lässt, womit die theoretischen Astrophysiker immer bessere dynamische Modelle der Konvektionszellen (rechts) erstellen können. Weiter im obigen Bild ist maßstabsgerecht die Größe der Umlaufbahn der Erde um die Sonne (2 AE) dargestellt. Bei einer angenommenen Entfernung von 250 pc (815 Lichtjahre) wäre der scheinbar 45 Millibogensekunden große Beteigeuze ein wahrer Superstar mit 1.200 Sonnendurchmessern entsprechend 11 AE. Nach der vorliegenden Datenlage geht von dieser Distanz auch der Autor aus, der in dieser Arbeit über den „Betelgeuse Workshop 2012“ letzten November in Paris berichtet.

Oben: ESA/Herschel/PACS/Leen Decin

Neben den noch unsicheren Entfernungsangaben, seinen Zustandsgrößen wie Masse und Rotation, wurde hier über die gesamte Entwicklung von Beteigeuze diskutiert. Wie sich jetzt nachlesen lässt, zeichnete sich so auf dem Seminar ein neues Bild des Roten Überriesen ab. Einiges scheint etwa darauf hinzudeuten – Bewegungsrichtung, Geschwindigkeit und die im Infraroten sichtbare Schockfront -, dass Beteigeuze in der Sternassoziation Orion OB1a, die sich um den 5,0mag-Stern 25 Ori anordnet, vor 9,3 Millionen Jahren mit 20 Sonnenmassen geboren wurde; die OB1b-Gruppe bildet beispielsweise den Oriongürtel. Der Sterngigant befand sich anfangs in einem Doppelsternsystem, erhielt von seinem etwas massereicheren Begleiter zusätzlichen Drehimpuls und wurde schließlich vor 1,1 Millionen Jahren herausgekickt, als dieser als Supernova explodierte. Nach seiner Phase als leuchtkräftiger Blauer Überriese (vergleichbar mit Rigel), befindet sich Beteigeuze seit ein paar 10.000 Jahren nun im 300.000 Jahre dauernenden Stadium eines Roten Überriesen, in dem Massenverlust und Staubproduktion weiter zunehmen werden, so dass er letztlich dem staubumhüllten Überriesen VY CMa ähnelt. Nach dieser kühlen Phase seines Sternlebens heizt er sich erneut auf und wird wie der Vorgängerstern der Supernova 1987A als Blauer Überriese vermutlich in einer Typ-IIb-Supernova explodieren.

Dann wird der rote Sterngigant von heute, 3.600 Kelvin heiß, schätzungsweise 15,7 Sonnenmassen schwer und 125.000 Sonnenleuchtkräfte hell, als -10,0mag helle Supernova am Winterhimmel strahlen(!), aber bis dahin sind es noch einige 100.000 Jahre hin.

08.03.2013

V900 Mon: Amateurentdeckung eines eruptiven Protosterns

2011 (links): Adam Block/Mount Lemmon SkyCenter/University of Arizona;            1953 (rechts): POSS-I (First Palomar Observatory Sky Survey)

Und noch eine weitere Amateur-Beobachtung, wobei es sich hier sogar um eine Entdeckung handelt. Mensch, da hätte ich aufgrund dieser Nachricht von Deep-Sky-Beobachter Reiner Vogel fast den Austritt von Io gestern Abend verpasst, wirklich in allerletzter Minute schaffte ich es dennoch zum Dobson und verfolgte das Schauspiel am Jupiter. Im Astrotreff-Forum berichtete er über eine im November 2009 gemachte Entdeckung des Hobbyastronomen Jim Thommes. Unter einem Wüstenhimmel Südkaliforniens entstand damals mit seinem C8-Teleskop und über zwei Stunden Belichtungszeit eine Aufnahme, mit der der Astrofotograf den veränderlichen Stern V900 Mon bzw. vielmehr einen neuen Nebel entdeckte. Das oben gezeigte Bild zeigt links eine aktuellere Aufnahme des neuen Nebels, fotografiert von Adam Block im November 2011, und rechts ein fast 59 Jahre älteres Bild, auf dem an der selben Position ein kaum sichtbarer Stern – schwächer als 20,0mag – zu erkennen ist.

Dass V900 Mon eine Neuentdeckung sein muss, sieht man schon allein daran, dass in der Simbad-Datenbank nur vier Literaturquellen gelistet sind, der erste Fachartikel (PDF) erschien erst vor einem Jahr. Nach der Entdeckung mit dem C8 eines Amateurs richteten die Fachastronomen u.a. Großteleskope wie die beiden Keck-Teleskope und das Gemini North Telecope auf das neue Objekt. Anhand der ersten spektroskopischen Untersuchungen und dem Helligkeitsausbruch von über vier Größenklassen konnte nachgewiesen werden, dass es sich um ein sog. FU-Ori-Objekt handelt. Diese durch heftige Akkretionsvorgänge ausgelöste sehr aktive FUor-Phase wird meist bei sonnenähnlichen Protosternen (Klasse-I-YSO (Young Stellar Object)), aber auch noch im klassischen T-Tauri-Stadium (Klasse-II-YSO) beobachtet; selbst für die sehr junge Sonne werden solche Ausbrüche angenommen.

V900 Mon wird jetzt als leuchtkräftiges Klasse-I-YSO klassifiziert, so dass es sich bei der 3.600 Lichtjahre entfernten Sonne um einen eruptiven Protostern handelt, sein Alter sollte daher nur zwischen 100.000 und 500.000 Jahre liegen. Staub in seiner unmittelbaren Nähe lässt den eigentlich unsichtbaren  Stern nun sichtbar werden, denn das Licht des Helligkeitsausbruchs streut sich an den Staubteilchen seiner Geburtswolke. Dieser neue Reflexionsnebel stellt sogar eine Herausforderung für den visuellen Beobachter dar. Er dürfte wie ein winziges Nebelscheibchen aussehen und die Helligkeit sollte so um die 15,0mag liegen. „Auch im 14″ war er kein schwieriges Objekt“, heißt es nach dem ersten Beobachtungsversuch, so dass ich es auch mal mit meinem 12-Zöller versuchen werde.

Klasse-I-Protostern; ESA, Christophe Carreau

07.03.2013

Reipurth, B., Aspin, C., & Herbig, G. (2012). V900 MON AND THOMMES’ NEBULA: A NEW FUor IN MONOCEROS The Astrophysical Journal, 748 (1) DOI: 10.1088/2041-8205/748/1/L5


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