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Astronomiegeschichte(n): Maarten Schmidt und die Entdeckung der Quasare

Heute vor genau 50 Jahren entdeckte der Astronom Maarten Schmidt die Rotverschiebung des 13,0mag hellen „Sterns“ 3C 273 und spürte damit die leuchtkräftigsten Objekte im Universum auf. Mit diesem Rückblick startet meine neue Blog-Serie über Geschichten der Astronomiegeschichte.

Astronomiegeschichte(n)

Maarten Schmidt und die Entdeckung der Quasare

Ende der 1940er Jahre entdeckten die Astronomen mit ihren Radioteleskopen eine neue Klasse von diskreten Radioquellen, weshalb sie auch Radiosterne genannt wurden. Man vermutete, dass es sich dabei wirklich um nahe Sterne handeln würde, doch zu keinem Radioobjekt schien sich ein optisches Gegenstück zu finden. Auch auf der sog. Massey-Konferenz im März 1951 wurde über ihre Natur diskutiert. Fred Hoyle und Thomas Gold, die zusammen die Steady-State-Theorie entwickelt hatten, hielten es für wahrscheinlicher, dass die Radiostrahlung  extragalaktischen Ursprungs sei. So stellte Gold die Frage in den Raum: „Warum hat noch niemand ein erkennbares optisches Objekt zu diesen sehr nahen Radiosternen gefunden?“ Wie er laut und deutlich argumentierte, sind die Radioquellen „vielleicht sehr, sehr weit entfernt“. Tatsächlich wurden im folgenden Jahrzehnt viele Radiosterne als weit entfernte Galaxien identifiziert. Für eine sichere Identifikation mit einem optisch sichtbaren Objekt braucht es eine möglichst genaue Positionsangabe. Bedeckungen durch den Mond eignen sich besonders gut für die Positionsbestimmung von ekliptiknahen Radioquellen wie z.b. dem Radiostern 3C 273.

Auf diese Idee kam der britische Radioastronom Cyril Hazard. Mit dem neuen 64m-Parkes-Radioteleskop in Australien beobachtete er zusammen mit anderen Astronomen im April, August und Oktober 1962 gleich drei Mondbedeckungen von 3C 273. Mit einer Fotoplatte konnten sie auch die gemessene Position mit einer sichtbaren Quelle in Übereinstimmung bringen. In einem Brief hielt Hazard seine Entdeckung fest: „3C 273 wurde jetzt mit einem 13,0mag-Stern identifiziert!“ Die Positionsdaten erreichten auch Maarten Schmidt, der am Caltech arbeitete und am Palomar-Observatorium beobachtete. Wenige Stunden vor der Morgendämmerung des 28. Dezember 1962, seinem 33. Geburtstag, saß er in der Primärfokuskabine des Hale-Teleskops und peilte nach einer 9-stündigen Belichtung einer Radiogalaxie das stellare Objekt 3C 273 im Sternbild Jungfrau an. Schmidt arbeitete gut 20 Meter über dem 5 Meter großen Hauptspiegel, saß stundenlang in der Kabine auf dem Traktorsitz und musste seine Instrumente bei völliger Dunkelheit bedienen; in dieser langen und frostigen Winternacht trug er wie üblich seinen mit 24 Volt beheizbaren Fliegeranzug.

Astronom im Primärfokus des Hale-Teleskops;
John French, john.moisttowelettemuseum.com

Und vielleicht hörte er sogar eine Bach-Kantate oder Telemanns Klaviervariationen, als das Licht des 13,0mag hellen Radiosterns in den Primärfokus-Spektrografen fiel, durch ein Prisma zerlegt wurde und das Spektrum mit einer Kamera, die mit einer Diamantlinse ausgestattet war, festgehalten wurde. Weitere kalte Winternächste folgten, da die Fotoplatten teilweise überbelichtet waren, doch alle Lichtstreifen zeigten Spektrallinien, auf die sich der Astronom keinen Reim machen konnte. Am 05. Februar 1963 befand sich Maarten Schmidt in seinem Büro in Pasadena und beobachtete durch ein Mikroskop die mit Klebeband fixierten Glasplatten. Schließlich erkannte er das bekannte Muster von einzelnen Wasserstofflinien, nur waren sie an einer völlig falschen Stelle: Die Linien im Spektrum von 3C 273 waren um 16% in den roten Bereich verschoben, u.a. war so auch eine ansonsten unsichtbare Magnesium-Linie aus dem UV-Bereich in den sichtbaren Teil verschoben. Sein Kollege Jesse Greenstein erinnerte sich so an diesen Nachmittag: „Diese Anekdote wurde viel zu oft gedruckt, aber sie ist wahr. Er sagte: Jesse, was sagst du dazu? Ich sah hinein und es war die Wasserstoffserie, nur an der falschen Stelle, und ein paar andere Linien. Er sagte: Also, was denkst du? Ich sagte: Man, das ist fantastisch. Er sagte: 16%.” Das Licht wies eine Rotverschiebung von 16% (z=0,158) auf.

Am Abend feierten die Männer bei Greenstein zu Hause, tranken schottischen Wiskey und rauchten holländische Zigarren Marke Schimmelpenninck, und wieder daheim erzählte Maarten Schmidt seiner Frau: “Heute ist im Büro etwas Schreckliches passiert.“ Es war in der Tat ungeheuerlich: Die entdeckte Rotverschiebung musste kosmologischen Ursprungs sein – Schmidt war sich zu 80% und sein Freund Greenstein zu 90% sicher – und ein Maß für die Entfernung darstellen. Heute geht man davon aus, dass die Rotverschiebung von 3C 273 einer  Entfernung von fast zwei Milliarden Lichtjahren entspricht. Und noch absolut unfassbarer wurde es, als man das Rätsel um die Energiequelle lösen wollte, denn wie soll ein 13,0mag heller Stern über diese unglaubliche Distanz sichtbar sein? Wenig später deutete die weitere Analyse des Lichts bereits an, dass eine nie gekannte Energiemenge in einer sehr kleinen Region frei wird. 15 Jahre später erinnerte sich Schmidt: „Mein Gott, das Ding hat nur ein Lichtjahr, vielleicht sogar nur einen Lichtmonat, und schleudert 10 hoch 46 erg pro Sekunde raus!“ Ausgedrückt in einer bekannteren Einheit bedeutet es, dass 3C 273 allein im visuellen Bereich etwa eine Billion Mal mehr Energie als unsere Sonne, die eine Leuchtkraft von 10 hoch 26 Watt besitzt, abstrahlt. Maarten Schmidt hatte tatsächlich die leuchtkräftigsten Himmelsobjekte im Universum gefunden, die kurze Zeit später als Quasare (quasistellare Radioquelle) bekannt wurden. Dies war nur der Anfang, die wahren Extreme dieser sehr weit entfernten Lichtpunkte wurden erst in den folgenden Jahren und Jahrzehnten entschlüsselt.

05.02.2013

Meteorit NWA 7325: Stammt Sensationsfund vom Merkur?

Bislang galt der den Achondriten zugeordnete Angrit-Meteorit NWA 2999 (PDF) als wahrscheinlicher Kandidat für Gesteinsmaterial vom innersten Planeten, doch die Zusammensetzung eines neuen einzigartigen Fundes scheint noch besser mit der Chemie von Merkurs Oberfläche übereinzustimmen. „Bei NWA 7325 wäre man versucht, sich in sprachliche Superlative zu versteigen, „seltenster Stein der Welt“, „heiliger Gral der Meteoriterei“ o.ä.. Tatsächlich stellt NWA 7325 alles in den Schatten, was ich bisher an seltensten Meteoriten gesehen habe, es ist ein geradezu unglaublicher Fund.“ So beschreibt diese Woche Stefan Ralew, Meteoritensammler und Betreiber eines Onlineshops für seltene Meteoriten, seinen aufregenden Fund. Im April 2012 hatte er den grünlichen Steinmeteoriten im marokkanischen Erfoud von einem Händler gekauft, zwei Monate zuvor war er in der Sahara gefunden worden.

Die ungewöhnliche smaragdgrüne Färbung der 100 Gramm schweren Hauptmasse sowie der anderen 34 Bruchstücke (insgesamt sind es 345 Gramm) kommt durch Chrom-haltiges Diopsid, ein Calcium-Magnesium-Silikat, zustande. Diese Eigenschaft und die Tatsache, dass das Material fast frei von Eisen ist, führte bereits bei der ersten Analyse zur Vermutung, dass NWA 7325 der erste von Merkur stammende Meteorit sein könnte. „The abundance of diopside rather than enstatite might be consistent with some earlier spectral observations of Mercury.“ Ob sich der Verdacht bestätigt, werden aber nur weitere Untersuchungen zeigen können, nach den Forschern könnte man aber erst mit einer direkten Bodenprobe von Merkur zu 100% sicher sein.

02.02.2013

Eine Doppelseite über den Köln-Bonner-Astrotreff

10 KBA-Sternfreunde; Dörthe Boxberg

Wie schon im Nachbarblog zu lesen ist, erschien gestern gleich parallel im „Kölner Stadt-Anzeiger“ und in der „Kölnischen Rundschau“ die lang geplante Astro-Sonderbeilage mit einem Artikel über unseren Köln-Bonner-Astrotreff (KBA). Das Treffen mit Autor Martin Gätke und Fotografin Dörthe Boxberg fand bereits zum September-Stammtisch statt, anschließend kam es jedoch zu einigen Verzögerungen, doch nun war direkt auf der Titelseite ein großes Foto von KBA-Sternfreund Wolfgang Zaude am Fernrohr zu sehen – gleich unter Bart Simpson als Hinweis auf die 500. Folge.

Das zehnseitige Themenheft „über ein Hobby, das neue Welten eröffnet“ beinhaltet astronomische Grundlagen zu Sternbildern und den Objekten des Nachthimmels, eine Himmelsvorschau für Februar und vor das doppelseitige Interview mit Ranga Yogeshwar hat es auf Seite 2 und 3 der Köln-Bonner-Astrotreff geschafft. Neben der Angabe des KBA-Forums wurden darin auch der lokale Blog „Bonner Sterne“ und mein Terminkalender auf diesen Seiten genannt. Der komplette KBA-Artikel ist – mit freundlicher Genehmigung des Autors – hier als PDF verfügbar.

29.01.2012

Im StarTalk mit … Jörg Peters

2012: Der fertige 28″-Binosaurier; © Jörg Peters

Im Jahr 2000 begann seine Selbstbau-Leidenschaft mit einem kleinen 8-Zoll-Reiseteleskop, vier Jahre später schmiedete Jörg Peters bereits Pläne für den vielleicht größten Feldstecher, der von einem Hobbyastronom gebaut wurde. Nach unglaublichen acht Jahren Bauzeit stellte der Fernrohrtüftler aus Sachsen jetzt sein vollendetes Meisterwerk im Astrotreff-Forum vor; für so ein Großprojekt gab es selbst von der internationalen Amateurszene einige Worte der Anerkennung: „Ik ben sprakeloos“, „mes Respects Monsieur Peter“, „it is pretty impressive and a magnificent piece of ATM construction“. Bis 2012 hatte der Sternfreund über 10.000 Stunden in sein Riesenfernglas investiert, für die Arbeit an den beiden 28-Zoll-Spiegeln brauchte er allein anderthalb Jahre. Ohne Frage ist es eine optische wie mechanische Meisterleistung, die von Akribie, Ausdauer und Zielstrebigkeit zeugt, und angesichts der gigantischen Ausmaße lässt sich das riesige Instrument locker als Binosaurier bezeichnen.

12 Fragen an … Jörg Peters

  • Wann und wie wurden Sie mit dem Astrovirus angesteckt?

Das geschah im Astronomieunterricht, der gelegentlich auf die erste Unterrichtsstunde fiel. Da es in den Wintermonaten früh noch dunkel ist, hatte unser Lehrer das Schulfernrohr aufgebaut. Ich glaube es war ein Refraktor mit 90mm Öffnung. Er zeigte uns Jupiter und Saturn.

  • Welches sind Ihre unvergesslichsten Astroerlebnisse als Hobbyastronom?

Eine Astroreise nach Namibia. So einen von Licht völlig unverschmutzten Sternenhimmel vergisst man nie.

  • Wie kamen Sie dann zum Teleskop-Selbstbau?

Nach dem Astronomieunterricht schlummerte der Virus noch 18 Jahre bis zum ersten Teleskop. Es war ein gekaufter 8-Zöller. Schnell war mir klar, dass mehr Sternenlicht nur mit einer größeren Öffnung zu erreichen ist und so begann der Selbstbau.

8″-Selbstbau beim ITV 2001; © Jörg Peters

  • Wie beginnt man eigentlich ein Selbstbauprojekt?

Bei mir beginnt so etwas immer im Kopf. Pläne, Vorstellungen, Abmessungen, Transportfähigkeit, Lichtsammelvermögen, optisches Design usw.

  • Wann haben Sie mit dem Riesenfeldstecher begonnen und wieviele Stunden waren es schätzungsweise bis zur Fertigstellung?

Ich glaube, die ersten Pläne habe ich 2004 geschmiedet. Die Arbeitsstunden kann ich beim besten Willen nicht mehr abschätzen. Irgendwo zwischen zehn- und zwanzigtausend.

  • Welche notwendigen Geräte Marke Eigenbau mussten extra für das Großprojekt gebaut werden?

Eine Schleifmaschine, ein Interferometer und ein Foucault-Tester.

  • Aus den geplanten drei Jahren wurde aber viel mehr.

Die Planung lag bei drei Jahren, dabei habe ich den immensen Arbeitsaufwand deutlich unterschätzt. Das Projekt war ja auch völliges Neuland.

Ein halb fertiger 28″-Spiegel; © Jörg Peters

  • Gab es beim Bau ein besonders hartnäckiges Problem?

Extrem hartnäckige Probleme gab es eigentlich nicht. Es gab viele unerwartete, aber nicht unlösbare Probleme.

  • Sind Sie auf eine Detaillösung des Riesenfeldstechers besonders stolz?

Ehrlich gesagt, fällt mir dazu nichts ein. Im Grunde ist alles so gelungen, wie ich es mir vorgestellt habe. Es gibt da keine besondere hervorzuhebende Detaillösung.

  • Was haben die Testbeobachtungen am Nachthimmel bereits gezeigt?

Ein schönes Beispiel ist die Beobachtung der Whirlpool Galaxie M 51. Die lichtschwache Brücke zwischen den Galaxien kann ich einäugig mit einer 28 Zoll Öffnung nur indirekt sehen. Wenn man das zweite Auge aufmacht und den zweiten Tubus zur Aufklärung hinzuzieht, ist sie einfach da und direkt zu sehen. Und beim Schwenken um M 51 ploppen auf einmal Galaxien ins Bildfeld, die eigentlich noch nie da waren. Das ist schon irgendwie komisch.

Bauzeit: 2004 bis 2012; © Jörg Peters

  • Ist damit jetzt Ihr ultimatives Wunschteleskop fertig geworden oder haben Sie schon Pläne für ein Nachfolgeprojekt in der Schublade?

Momentan bin ich teleskoptechnisch wunschlos glücklich, allerdings schwirren immer irgendwelche neuen Gedanken im Kopf umher … Nun wird aber erst einmal mit dem Instrument beobachtet, bei einem neuen Projekt wäre dafür kaum Zeit.

  • Das Universum in einem Satz:

Die Unendlichkeit des Universums ist unbegreifbar aber zugleich faszinierend.

Vielen Dank für das Interview!

28.01.2013

Sigur Rós spielen vor dem Lovell-Radioteleskop

Pete Holmes

Als 2012 die großartige UK-Band Elbow (2x schon gesehen) als Headliner vor dem 76m-Lovell-Radioteleskop spielen durfte, erzählte Sänger Guy Garvey: „I am a space nut. My cat is even named after the woman who discovered pulsars, and Patrick Moore does all the trailers and announcements for my 6 music radio show. So as you would imagine, playing alongside the local icon of space exploration fills me with cosmic glee.“ Und für die dritte Festival-Auflage von „Live from Jodrell Bank“ haben die Veranstalter für den 30. August bereits meine absolute Lieblingsband Sigur Rós (ebenfalls 2x gesehen) angekündigt. Dann wird ihre eigenwillige Mixtur aus leisen atmosphärischen Teilen und zugleich lauten Postrock-Klängen über das Gelände des Jodrell-Bank-Observatoriums zu hören sein, die Visuals werden dabei auf dem großen Radioteleskop projiziert. Und wie überlicherweise wird dann sicher auch im sensationellen krachenden Finale von Hafsól der Cellobogen an der E-Gitarre – das Markenzeichen der Isländer, die nur noch zu dritt unterwegs sind – wieder zerschmettert werden.

28.01.2013

GAIA: Astrometriesatellit mit Gigapixelkamera startet im Herbst

Seit Herbst 2012 wird in Toulouse der Astrometriesatellit GAIA (Global Astrometric Interferometer for Astrophysics) geprüft und getestet; noch vor dem Sommer sollen die Abschlussberichte vorliegen, so dass der Start der neuen ESA-Mission im September oder Oktober 2013 (genau 20 Jahre nach dem Vorschlag der Mission) erfolgen kann. An Bord wird sich auch die größte Digitalkamera der Welt befinden: Die 1×0,5 Meter große Kameraeinheit besteht aus 106 CCD-Chips, die zusammen eine Milliarde Pixel beinhalten. Die Sensoren aus England sollen dabei selbst sehr lichtschwache Sterne noch sehr präzise erfassen, die bis zu 400.000 Mal schwächer sind als für das menschliche Auge erkennbar.

Im Bild sind auf dem kreisförmigen Gestell die beiden 1,5×0,5 Meter großen und komplett aus Siliziumkarbid gefertigten Hauptspiegel zu sehen, und mit kleineren Hilfsspiegeln wird das Licht zur Gigapixelkamera gelenkt, die sich in dem blauen Feld befindet.

Astrium SAS

Wie der Projektleiter angibt, könnte das hochentwickelte Kamerasystem von der Erde aus noch einen Leberfleck auf Neil Armstrongs Wange auf dem Mond nachweisen. Der hochmoderne Astrometriesatellit GAIA wird während der fünfjährigen Mission eine Milliarde Sterne (immerhin fast ein Prozent der Sternzahl in der Milchstraße) bis zur 20. Größenklasse sehr exakt vermessen und selbst die Empfindlichkeit des ESA-Vorgängers HIPPARCOS soll um einige Größenordnungen übertroffen werden. Der neue 700 Millionen Euro teure Zwei-Tonnen-Satellit soll außerdem auch Asteroiden, Exoplaneten, Braue Zwerge, Weiße Zwerge, Supernovae und Quasare erfassen und zusätzlich noch weitere Tests zur Relativitätstheorie durchführen.

Und für 2020 ist schon die nächste große Gigapixelkamera für die Astronomie geplant.

25.01.2013

Trickreich: Deep-Sky-Objekte in Bewegung

Im finnischen Oulu, nicht weit vom Polarkreis entfernt, wohnt der Astrofotograf Jukka-Pekka Metsävainio, der neben der üblichen Bildbearbeitung noch eine ganz neue Dimension seiner Aufnahmen entdeckt hat: Aus Deep-Sky-Bildern erstellt er 3D-Animationen, basierend auf realen Daten und künstlerischer Freiheit. „My 3-D experiments are a mixture of science and an artistic impression“, berichtet er gegenüber Universe Today.

Alle bewegten Astrofotos, vorwiegend dreidimensionale Nebellandschaften, postet er hier in seinem Blog. Neben den räumlichen Ansichten des Lagunennebels M 8 …

… und von IC 1396 im Sternbild Kepheus mit der bekannten Elefantenrüssel-Staubstruktur, …

… gibt es auch einen Flug durch den Nebelkomplex des Cirrusnebels im Schwan.

15.01.2013

Der Himmel mit 20x-Zoom

Den wolkenlosen Winterhimmel am Wochenende hab ich testweise für ein paar Aufnahmen mit der neuen TZ-31 inkl. 20x-Zoom genutzt. Die fleckige Sonne von Samstagmittag ist etwas verrauscht, aber ein paar Einzelheiten sind in der großen Region 11654 schon sichtbar; eine bessere Aufnahme hat KBA-Sternfreund Peter Oden gemacht. Zusätzlich sind auch die drei kleinen Einzelflecken zu erkennen.

Bei dieser intensiv gefärbten Nebensonne am Sonntagnachmittag fehlte leider ein Stativ, da ich aber gerade am Telefon hing, musste dieser Schnellschuss genügen.

Jupiter mit seinen Monden Ganymed, Io, Europa und Kallisto (v.l.n.r.) mit 20x-Zoom. Bei dem Riesenstern HD 27639 rechts außen fällt sogar die rötliche Färbung auf.

Mit 8x-Zoom hat man Jupiter dann zusammen mit dem Siebengestirn M 45 (oben rechts) drauf. Direkt im Lichtschein des Planeten sind noch als winzige Punkte Kallisto (links) und Ganymed (rechts) zu erkennen.

15.01.2013

Welches Konzept folgt Huygens zum Methaneis-Mond Titan?

30 Kilometer über dem Boden, René Pascal, http://www.beugungsbild.de

Heute vor genau acht Jahren landete (inkl. neuester Daten) die europäische Huygens-Mission auf dem Saturnmond Titan. Dank Huygens‘ Ergebnissen und der Planetensonde Cassini, die seit 8 ½ Jahren im Saturnsystem unterwegs ist, entdeckte man diesen Mond nicht nur völlig neu, Titan wurde sogar zum faszinierendsten Saturnmond – neben Enceladus – überhaupt. Titan ähnelt sehr der frühen Erde, nur die Chemie ist aufgrund einer Temperatur von -180 Grad eine andere: Statt durch einen Wasserkreislauf wird diese ferne eiskalte Welt durch Methan geformt. Es gibt Flüsse und große Seen, es regnet Methan und jahreszeitliche Wetterphänomene wurden beobachtet; die flache Landschaft weist u.a. Eisvulkane und -wüsten auf. In einer Meldung von letzter Woche wurde sogar über Eisbrocken aus Kohlenwasserstoffen spekuliert, die auf einem See treiben könnten.

NASA, JPL, Michael Carroll

Doch wann wird es die nächste Mission dorthin geben? An Konzepten und erfinderischen Ideen mangelt es nicht, doch konkrete Pläne gibt es bisher nicht. Ob beispielsweise die Mission TiME (Titan Mare Explorer), die vor Ort einen Methansee erkunden sollte, noch umgesetzt wird, ist sehr fraglich.

Simon Stålenhag, palebluespeck.wordpress.com

Ende 2012 wurde ein weiteres Konzept für einen seetüchtigen Roboter veröffentlicht, der z.b. mit einem Paddelantrieb ausgestattet sein könnte: TALISE (Titan Lake In-situ Sampling Propelled Explorer). Ebenfalls vergangenes Jahr beschäftigten sich elf Studenten aus Rom mit einer solchen Studie, wobei ihre Mission TALE (Titan Atmosphere and Lake Explorer) im Februar 2019 starten soll.

Nach anderen Vorschlägen könnte man Titan auch aus der Vogelperspektive untersuchen – entweder mit einem Ballon/Luftschiff oder einer Drone: AVIATR (Aerial Vehicle for In-situ and Airborne Titan Reconnaissance).

NASA, Mike Malaska

Mit dem innovativen HyTAQ könnte neuerdings auch Hitech aus Illinois den Eismond erkunden – und zwar am Boden und in der Luft.

14.01.2013

Im Sternbild Löwe größte Struktur im Universum entdeckt

Mitten im Sternbild des mächtigen Löwen bzw. genaugenommen viele Milliarden Lichtjahre dahinter, hat eine Gruppe Astronomen nun die größte Struktur im Universum entdeckt. Am Himmel beträgt ihre Längsausdehnung 16 Grad, was bei einer Entfernung von fast 8,8 Milliarden Lichtjahren (Rotverschiebung von rund z=1,3) immerhin etwa 2,5 Milliarden Lichtjahre sind. Aufgrund ihrer gewundenen Form erstreckt sich die entdeckte Struktur jedoch über eine Länge von insgesamt 4 Milliarden Lichtjahre. Roger Clowes, er leitete die Studie, meint dazu: „We can say quite definitely it is the largest structure ever seen in the entire universe.“

UCLan, Roger Clowes, Wikimedia Commons

Große Ansammlungen von Quasaren (LQG, Large Quasar Group) waren schon vorher bekannt, doch der neueste Fund mit der Bezeichnung U1.27 stellt nun alles in den Schatten. Diese äußergewöhnliche Struktur, die die Forscher Huge-LQG nennen, stellt eine zusammenhängende Gruppe von insgesamt 73 Quasaren (kettenförmig angeordnete Kreise) dar. Und auch für die Kosmologen ist es eine interessante Entdeckung, denn eine Massenansammlung mit diesen gigantischen Dimensionen sollte es in einem homogenen Universum eigentlich nicht geben. Offenbar scheint es aber solche Abweichungen von den idealisierten kosmologischen Modellen doch zu geben, womit sich Neues über die Entstehung von großräumigen Strukturen und die Expansion des Universums lernen lässt.

14.01.2013


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