Erste Beobachtung der Supernova 2014J mit 3 und 12 Zoll

Wilfried Bongartz

Vor 12 Millionen Jahren explodierte in der nahen Galaxie M 82 eine Sternleiche von etwa Erdgröße und das Licht dieser eine Milliarde Sonnen leuchtkräftigen Explosion wurde auf die Reise geschickt. Währenddessen breiten sich die Affen auf einem fernen blauen Planeten aus und einer von ihnen, genetisch 1,6 Prozent mit den Schimpansen verwandt, erobert die gesamte Erde. Der Mensch studiert die Entstehung der Natur und blickt in die Schönheit des Universums. Und gut 23 Stunden nach der Entdeckungsmeldung fiel das weit gereiste erste Licht dieser fernen Sternexplosion durch die Linsen eines kleinen Fernrohrs und erreichte mein Auge.

Angesichts der wolkenverhangenen nächsten Tage hatte ich gestern natürlich gehofft, dass sich der klare Himmel noch bis zum Abend hält. Den ganzen Mittwoch war – vor allem bei Twitter (#Supernova, #M82) – die komplette Astrogemeinde in heller Aufregung wegen der entdeckten 11,7mag hellen Supernova in M 82, die jedoch offensichtlich eine Woche lang übersehen worden ist; sie soll sich sogar bis zum 11. Januar zurückverfolgen lassen. Außerdem war die Supernova 2014J (Helligkeitsschätzungen), wie sie seit heute Vormittag offiziell heißt, bereits vor ein paar Tagen live im Web-TV einer Virtual Star Party zu sehen – und keiner hat’s gemerkt. Gestern Abend hielt sich zum Glück der wolkenlose Himmel. Zum Sonnenuntergang hatte ich noch Astrofotograf Wilfried Bongartz von der Volkssternwarte Bonn (VSB) informiert und wenige Stunden später wurde die oben gezeigte Aufnahme schon online. Das angekündigte Wolkenband hatte sich also schön Zeit gelassen, so dass ich um 18:30 MEZ auf der Terrasse mit der Beobachtung begann. Nachdem ich nach etwas Sucherei mit dem 80mm-Teleskop das markante Galaxienpaar gefunden hatte (Aufsuchkarte), ging ich mit 82x sofort auf maximale Vergrößerung und mit etwas Geduld wurde an der Wahrnehmungsgrenze tatsächlich ein kleines Sternchen in M 82 sichtbar: 2014J. Neben meiner Sichtung mit einem 3-Zöller sind mir von letzter Nacht noch positive Beobachtungen mit 100mm und 130mm Öffnung bekannt.

Eine Helligkeitsschätzung war so nicht möglich, dafür musste der 12-Zöller her. Ich wusste wie schwer sich Supernova-Helligkeiten schätzen lassen, wenn sie innerhalb eines hellen Galaxienkörpers stehen, aber wie sehr beeinflusst das das Kontrastproblem die Erkennbarkeit/Wahrnehmung? Noch dazu kam, dass mir z.b. ein 10,7mag-Stern schwächer als ein 10,2mag-Stern erschien. Nach längerer Beobachtung am 12-Zöller mit verschiedenen Vergrößerungen – und so viele Sterne 11. Größe gibt es nicht in direkter Nähe von M 82 – habe ich die Supernova 2014J auf 11,7mag geschätzt. Als Abschluss schwenkte ich nach 21:00 MEZ noch auf den strahlend hellen Jupiter, auf dem gerade der Große Rote Fleck durch den Meridian ging und zudem von Ios Schatten begleitet wurde.

23.01.2014

4 Antworten to “Erste Beobachtung der Supernova 2014J mit 3 und 12 Zoll”


  1. 1 skyweek . um .

    Der chinesische Datenpunkt vom 11. Januar ist lediglich eine Obergrenze: Es gibt nach wie vor keinen Nachweis der SN vor dem 14. aber tiefe negative Beobachtungen vom 13. Januar (auch angebliche niederländische Pre-Discovery-Bilder von diesem Tag haben sich als Fehler entpuppt). Damit ist die Supernova jetzt 9 Tage alt, und neue Spektren sehen sie in der Tat eine Woche vor dem Peak, was zur „typischen“ Anstiegszeit von etwa zwei Wochen passt. Wobei Ia-Supernovae in der letzten Woche vor dem Maximum nur noch um etwa eine Größenklasse weiter steigen: Daher auch meine öffentliche Prognose schon seit gestern, dass die 2014J die 10.0-mag.-Grenze wohl nicht knacken wird – im Widerspruch zu vielen in den Medien zitierten Astronomen, die verkünden, dass man „schon mal den Feldstecher rausholen“ soll …


  1. 1 Wird die Supernova 2014J nur 10,5mag hell? | Zauber der Sterne Trackback zu . um .
  2. 2 Weitere größere Artikel – und SN-2014J-Updates | Skyweek Zwei Punkt Null Trackback zu . um .
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