Das fernste Foto der Erde: 25 Jahre Pale Blue Dot!

Auf den ersten Blick sieht es völlig unscheinbar und langweilig aus. Man erkennt nur ein paar Farbstreifen, alles sieht irgendwie rauschig aus und wenn man genau hinschaut, fällt einem in der unteren Bildhälfte vielleicht noch ein Pixelfehler auf. Ist das Kunst oder kann das weg? Was macht dieses uninteressante Bild zu einem besonderen Foto der gesamten Raumfahrtgeschichte? So besonders, dass nach dieser Aufnahme Alexander Gersts ISS-Expedition sogar den Namen „Blue Dot“ erhielt. Hinter diesem blassblauen Punkt, weshalb dieses Bild auch „Pale Blue Dot“ genannt wird, verbirgt sich etwas Einmaliges und Unersetzbares, es ist das Wertvollste überhaupt: Unsere Heimat, der Planet Erde. Das ist kein Pixelfehler, das sind wir – mehr als 7 Milliarden Menschen – aus unvorstellbaren 6 Milliarden Kilometern (40,5 AE) Entfernung! Somit ist diese unscheinbare Aufnahme das fernste Porträt der Heimat der Spezies Mensch. Die Bilddaten waren also rund 5 ½ Stunden unterwegs, um den Weg von der Raumsonde zur Erde zurückzulegen.

Entstanden ist das Foto „Pale Blue Dot“ am Valentinstag 1990, also heute vor genau 25 Jahren. Die 1977 gestartete NASA-Sonde Voyager 1 befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits jenseits der Umlaufbahnen von Neptun und Pluto. In dieser Entfernung war die Sonne zu einem Stern westlich des Orion-Sterns Rigel geworden. Voyager 1 schaute am 14. Februar 1990 zurück ins Sonnensystem und machte insgesamt 60 Aufnahmen. Daraus entstand ein Familienfoto unseres Sternsystems, wobei die Planeten selbst nur mit Kontrastverstärkung erkennbar werden. Die Venus und unsere Erde befanden sich zum Aufnahmezeitpunkt im Streulicht der Sonne, was zu den seltsamen farbigen Streifen auf den Bildern führte. In den Wochen und Monaten danach übertrug die 5 ½ Lichtstunden entfernte Voyager 1 die Bilder zur Erde. Der Astronom und Autor Carl Sagan, der die Anregung zu dieser Aufnahme unserer kosmischen Heimat gab, veröffentlichte 1994 das Buch „Pale Blue Dot“, in Deutschland erschien es unter dem Titel „Blauer Punkt im All“. Daraus stammt in einer eigenen Übersetzung die folgende Passage. Denn niemand kann die Bedeutung dieses fahlen Lichtpunkts, bloß ein 6 Milliarden Kilometer entfernter Pixelfehler, besser wiedergeben und darum überlasse ich das Wort Carl Sagan:

„Denken wir doch einmal über diesen „Punkt“ nach. Das ist „hier“, das ist „zu Hause“, das sind „wir“. Auf ihm lebte jeder, den Du liebst, den Du kennst, von dem Du jemals gehört hast, sein Leben. All unsere Freude und unser Leid, tausende von überzeugten Religionen, Ideologien und Wirtschaftstheorien, jeder Jäger und Sammler, jeder Held oder Feigling, jeder Schöpfer oder Zerstörer einer Zivilisation, jeder König oder Bauer, jedes junge Liebespaar, jede Mutter und jeder Vater, jedes hoffnungsvolle Kind, jeder Erfinder und Entdecker, jeder Moralapostel, jeder korrupte Politiker, jeder „Superstar“, jeder „herausragende Herrscher“, jeder Heilige und jeder Sünder in der Geschichte der Menschheit lebte hier – auf einem Staubkorn, erleuchtet von einem Sonnenstrahl.“

Übrigens: Bei meinem Twitter-Projekt zum „Internationalen Jahr des Lichts“ durfte jener blassblaue Lichtpunkt heute natürlich nicht fehlen.

14.02.2015

2 Antworten to “Das fernste Foto der Erde: 25 Jahre Pale Blue Dot!”


  1. 1 Zeitreisender . um .

    Sehr schöner Blogbeitrag zu dieser einmaligen Aufnahme unseres Heimatplaneten! Ich kenne das Foto, aber es ist immer wieder faszinierend!


  1. 1 Mit “Pale Red Dot” live bei einer Exoplaneten-Jagd dabei | ZauberDerSterne.de Trackback zu . um .

Hinterlasse einen Kommentar




Hier klicken, um neue Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Schließe dich 75 anderen Abonnenten an

Kontakt und