Weshalb für mich die Astronomie das fantastischste Hobby ist? Manchmal wird man das z.b. bei öffentlichen Beobachtungen gefragt und meist spreche ich dann von den unvorstellbaren Entfernungen und Dimensionen, vom Blick in die Vergangenheit und von den Extremen am Sternhimmel, oder ich erzähle davon, wie wir überhaupt Wissen über die unerreichbaren Himmelsobjekte erlangen können. Und dann gibt’s für einen Himmelsbeobachter natürlich auch solche Momente, an die man sich viele Jahre danach noch erinnert. Beispielsweise war so eine für mich besondere Beobachtung, als ich 2004 kurz vor ihrem Transit die Venus zum ersten Mal mit bloßem Auge am Taghimmel sah. Ohne eine einzige Orientierung am blauen Himmel ist es natürlich sehr schwer, da einen hellen Punkt, selbst wenn er der hellste Planet im Sonnensystem ist, zu finden. 16 Jahre danach ist es dann schon erheblich einfacher.
Wegen der aktuellen engen Venus-Jupiter-Konjunktion versuchte ich es am 30. Juni wieder. Zurzeit ist die Venus ungefähr 45 Grad von der Sonne entfernt, was sich am Himmel schon gut abschätzen lässt und mit einem Planetariumsprogramm hatte ich auch schnell die Stellung zur Sonne (zum Glück standen beide Waagerecht am Himmel) herausgefunden. Anschließend, es war so gegen 17:30 Uhr, suchte ich mit einem kleinen 8×40-Fernglas das vermutete Himmelsareal ab und sofort war die helle Venus gefunden, direkt daneben war auch schwach Jupiter zu sehen. Damit hatte ich gleich zwei Planeten am blauen Taghimmel im Blick. Da wurde mir mal wieder klar, was so ein kleines Fernglas doch alles leisten kann. Danach versuchte ich es freisichtig und es war kein Problem (Bild 2 ist nur mit einer Digitalkamera aufgenommen). Die Venus war mit bloßem Auge sofort zu sehen (sogar ohne Brille), wenn man denn halt weiß, wo sie steht. Auch im Sucher meines 12-Zöllers waren Jupiter und Venus auszumachen, während im Übersichtsokular die schöne Venus ihre Sichel mit den sog. Hörnerspitzen preisgab und der große Jupiter ebenfalls deutlich als Planet erkennbar war (Bild 3). Mit der Steigerung der Vergrößerung waren Jupiters Wolkenbänder immer besser zu sehen. Trotz – logischerweise – fehlenden Konstrasts waren die beiden Äquatorbänder (Bild 4) und die dunkleren Polhauben gut zu beobachten. Bei einer späteren Beobachtung, so gegen 20:00 Uhr, fiel mir bei 166-facher Vergrößerung fast mittig auf Jupiter ein dunkler Punkt nahe eines Wolkenbandes auf. Am Laptop überprüfte ich schnell meine Vermutung. Und tatsächlich! Ich beobachtete den Schatten des Mondes Io auf Jupiter – am Taghimmel!! 10, 15 Minuten später konnte ich seine Bewegung feststellen. Die Aufregung über meine „Entdeckung“ machte sich im ganzen Körper breit. Um 21:05 Uhr, kurz vor dem Austritt des Mondschattens, verschwand das Planetenpaar schließlich hinter den Bäumen meines Gartenbeobachtungsplatzes.
Obwohl bereits die spannende Jupiterbeobachtung ganz klar ein Highlight darstellte, lockte auch noch das schöne Venus-Jupiter-Paar am Dämmerungshimmel. Denn die aktuelle Begegnung des hellsten und des größten Planeten des Sonnensystems hatte am Dienstag ihren Höhenpunkt, beide standen weniger als ein Vollmonddurchmesser voneinander entfernt, und so machte ich mich ab 22:00 Uhr auf die Suche nach einem schönen Fotomotiv. Als hinter mir schon der fast volle Mond aufging, war ich Richtung Westen unterwegs und fand schließlich zwischen zwei Nachbardörfern genau das richtige Motiv: ein wunderbares Planetenpaar über einer Burgruine. Und während sich das Paar langsam über die Landschaft bewegte und ich die Ruhe der Natur genoss, ging der Tag zu Ende, ein Tag mit einer besonderen Beobachtung.
02.07.2015
Besonders schöne Aufnahmen!
Hier sind meine Fotos:
http://volkerhoff.com/jupiter-venus-konjunktion-am-01-07-2015/
Kosmische Grüße!
Du hast da sehr schöne Aufnahmen. Ich habe es bisher versäumt, mir dieses Schauspiel einmal anzusehen. Ich hoffe, dass es in Südthüringen sichtbar ist.
Bei dem Wetter ist das bestimmt möglich. Zwischen 22:00 und 23:00 Uhr ist die beste Zeit. Viel Glück.