Großer Higgs-Abend zum Physik-Nobelpreis

„Sie sollen ja auch was über die Natur lernen.“ Diese humorvolle Spitze von Physikprofessor Herbert Dreiner (hier bei einem Science-Slam) an die anwesenden Mathematiker sorgte nicht nur für lautes Gelächter, sondern galt gewissermaßen zugleich als Motto für den gesamten zweiten Higgs-Abend in Bonn. Fand die Veranstaltung im Juli 2012 noch im Uni-Hauptgebäude statt, wurde die Öffentlichkeit diesmal in den mit 500 Sitzplätzen größeren Wolfgang-Paul-Hörsaal eingeladen. Nur 9 Tage nach der Verkündung des Physik-Nobelpreis 2013 informierte Theoretiker Dreiner zusammen mit Experimentalphysiker und ATLAS-Mitglied Jürgen Kroseberg 90 Minuten lang plus 30-minütiger Fragerunde detailiert über die Hintergründe zu Higgs-Boson, Higgs-Mechanismus und Higgs-Feld. Das Standardmodell der Teilchenphysik oder das Problem der QED (sie beschreibt nur masselose Bosonen), aus dem 1964 der Higgs-Mechanismus entwickelt wurde, wurden ebenso erläutert wie die technische Suche nach dem Higgs-Teilchen am CERN und die neuesten LHC-Daten des ATLAS- und CMS-Detektors. Dass der Nobelpreis-Vortrag nicht üblicherweise trocken daherkam, war vor allem der lockeren und anschaulichen Art und Weise von Herbi Dreiner, der seit 2002 die Bonner Physikshow organisiert und 1983 in seinen ersten Teilchenphysik-Vorlesungen vom Higgs hörte, zu verdanken. Spontane Symmetriebrechung, Skalar- und Vektorfeld, Eichsymmetrie, Higgs-Mechanismus, Quantennatur des Lichts – all diese wenig sagenden Begriffe brachte der 50-jährige theoretische Physiker etwa mit Wetterkarte, erhitzten Magneten oder persönlich als lichtschnelle/r Ladung/Professor sehr anschaulich auf die große Bühne des rappelvollen Hörsaals. Eins der Highlights war sicherlich die Erzeugung eines Higgs-Teilchens, das merkwürdigerweise wie der Teddy aus Dreiners Kindheit aussah. Statt eines Milliarden Euro teuren LHC brauchte es hier nur eine Kollision von zwei Hämmern, um das Higgs-Feld entsprechend anzuregen. Wichtig war es den Vortragenden u.a. deutlich zu machen, dass nicht das Higgs-Teilchen für die Massen der Elementarteilchen verantwortlich ist, sondern das Higgs-Feld, dessen das 2012 entdeckte Boson nur eine Manifestation ist. Ebenso bei der anschließenden Fragerunde, bei der zum Teil sehr ins Detail gehende Fragen vom aufmerksamen Publikum kamen, wurde noch einmal ganz klar hervorgehoben, dass die Masse unserer sichtbaren Welt aus Protonen und Neutronen besteht, doch erst mit dem Higgs-Feld lässt sich erklären, wie Elementarteilchen wie Quarks (höchstens 5 Prozent der Atomkernmasse) und Elektronen ihre Massen erhalten.

Einen weiteren Bericht zum gestrigen Higgs-Abend gibt’s hier im Bonner-Sterne-Blog.

18.10.2013

1 Antwort to “Großer Higgs-Abend zum Physik-Nobelpreis”


  1. 1 Herbi Dreiner . um .

    Wo sind die Photos geblieben? :-)


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