„Congratulations! You’ve won! Click here to claim your Nobel Prize now!!“ Lautete so die freudige Nachricht an den 84-jährigen Schotten Peter Higgs? Telefonisch war der emeritierte Professor nicht erreichbar, weshalb ihm eine Mail geschickt wurde und wenig später kam eine kurze Nachricht zurück: „I am overwhelmed to receive this award and thank the Royal Swedish Academy. I would also like to congratulate all those who have contributed to the discovery of this new particle and to thank my family, friends and colleagues for their support.“ Auch der aus Belgien stammende Francois Englert freute sich über die Auszeichnung. Wie heute Mittag bekanntgegeben wurde, werden beide Physiker in diesem Jahr mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. 50 Jahre liegen zwischen ihren Theorien und der erhofften höchsten Ehre. 1964 hatte Englert zusammen mit dem bereits 2011 verstorbenen Robert Brout einen theoretischen Mechanismus entdeckt, der auf 3 Seiten erklärt, wie die Elementarteilchen zu ihren beobachteten Massen kommen. Peter Higgs hatte unabhängig davon in Edinburgh auf nur 2 Seiten beschrieben, dass ein solches allgegenwärtiges Energiefeld mit einem Teilchen verbunden ist. Nach ihm wird heute vom Higgs-Mechanismus, Higgs-Feld und Higgs-Teilchen bzw. Higgs-Boson gesprochen. Und im Juli 2012 folgte schließlich der Höhepunkt der Hi(gg)story: Die Bekanntmachung einer bahnbrechenden Higgs-Covery des gesuchten Elementarteilchens.
Erst mit dem am CERN gebauten leistungsfähigsten Teilchenbeschleuniger der Welt, der LHC ist eine 6 Milliarden Euro teure Weltmaschine mit zwei 10.000 Tonnen schweren Teilchendetektoren, konnte mit Proton-Proton-Kollisionen von 14 TeV ein neues Teilchen erzeugt (und mit in Bonn entwickelten Chips „gesehen“) werden, das die Eigenschaften eines Higgs-Bosons (mit einer Masse/Energie von 125 GeV zerfällt es schon nach 10e-22 Sekunden) hatte. Erst mit diesen unvorstellbaren Energien konnte das universelle Higgs-Feld derart angeregt werden, dass die postulierten Higgs-Teilchen entstanden. „Dass ich erkenne, was die Welt Im Innersten zusammenhält“. Nach diesem berühmten Zitat aus Goethes Faust wurde der LHC gebaut und mit der Entdeckung wurde das Standardmodell der Teilchenphysik tatsächlich vervollständigt. Alle Elementarteilchen, aus denen unsere sichtbare Welt aufgebaut ist – auch die aus Quarks bestehenden Protonen und Neutronen in den Atomkernen -, erhalten ihre Masse durch das Higgs-Feld. Aus dem Postulat von 1964 und dem 2012 erbrachten Nachweis folgte eine bahnbrechende Entdeckung, die die Teilchenphysikerin und CERN-Bloggerin Pauline Gagnon z.b. mit dem „großen Schritt für die Menschheit“ auf dem Mond vergleicht. Bei einer CERN-Pressekonferenz, die vorhin kurz nach der Bekanntgabe (Begründung) des Nobel-Komitees stattfand, zog Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer derweil Parallelen zur Entschlüsselung der DNS vor genau 60 Jahren. Die Nobelpreise werden wie jedes Jahr am 10. Dezember, dem Nobel-Tag, in Stockholm verliehen.
[Nachtrag] Die Zeilen von Higgs‘ Reaktion zur Nobelpreis-Auszeichnung waren offenbar schon vorab geschrieben – für den Fall das. Erst Ende der Woche kehrt der Physiker aus dem Urlaub nach Edinburgh zurück.
08.10.2013
4 Antworten to “Der Physik-Nobelpreis 2013 geht ans Higgs”