Toller Beobachtungsabend in Bonn zum weltweiten Saturn-Winken …

… in 21 Bildern.

Vergangenen Freitag, 19. Juli, nahm die Saturnsonde Cassini ein neues Panorama des Ringplaneten inkl. unseres Heimatplaneten in Pixelgröße auf. Während dieser Aufnahme sollte weltweit gewunken werden, denn die Aktion hieß „Winkt dem Saturn“. Hobbyastronomen des Köln-Bonner-Astrotreffs, der Volkssternwarte Bonn und der „Sternfreunde Siebengebirge“ trafen sich zu einem recht spontanen öffentlichen Beobachtungsabend, um Teil dieser globalen Saturn-Party und der interplanetaren Fotosession zu sein. „Looks like fun!“, schrieb mir noch ein KBA-Sternfreund, bevor er nach New York flog – und den hatten wir auf jeden Fall.

Den Anfang machte um 19:00 Uhr Michael Geffert, der unsere öffentliche Aktion überhaupt erst möglich machte, mit einem astronomiegeschichtlichen Vortrag im Rahmen der „Sammlung historischer Himmelsaufnahmen“. Diesmal ging es um den 5 Meter langen Doppelrefraktor, der bis Mitte der 1960er Jahre im heutigen Gebäude der Volkssternwarte Bonn stand. Man erfuhr etwas über die wichtigen Arbeiten mit dem großen Teleskop und die von Karl Friedrich Küstner gemachten und sogar signierten Fotoplatten, die eine größere Aufnahmetiefe als die Yerkes-Platten erreichten. Auch Persönliches zum Astronom Küstner, der auch für Geodäten kein Unbekannter ist, wurde angesprochen. Beispielsweise sind seine Beobachtungsbücher erhalten geblieben, in denen er schreibt, wie „sein“ Doppelrefraktor am 17. November 1899 in sieben Kisten an der Bonner Sternwarte ankommt. Im Anschluss an den Vortrag wurde erneut über die Auflösung des Observatorium Hoher List (OHL) diskutiert.

Gegen 20:00 Uhr ging’s dann von der Bonner Astronomiegeschichte direkt in die moderne Saturnforschung. Daniel Fischer erläuterte dem Publikum den Grund für unsere spontane Beobachtungsaktion und stellte das kuriose NASA-Event mit globalem Wink-Effekt „Wave at Saturn“ bzw. „The Day the Earth smiled“ ausführlich vor. Auch wenn es noch mehr als 3 Stunden bis zum Saturn-Winken waren, die Uhr wurde trotzdem im Blick behalten.

Es wurde die Cassini-Mission vorgestellt und viele der fantastischen Aufnahmen, die die Sonde seit 2004 macht, gezeigt. So auch das im September 2006 entstandene erste Saturnpanorama – mit unserem Blauen Planet Erde zwischen den Ringen. Neben den atemberaubend schönen Cassini-Bildern wurde auch eine Grafik aller Orbits zwischen 2004 und 2017 (das Missionsende steht schon fest) der Saturnsonde um den Ringplaneten gezeigt.

Etwa um 20:30 Uhr baute ich meinen 12-Zoll-Dobson auf der Wiese vor dem Institut auf. Richtung Westen hing eine Wolke halb vor der Sonne, so dass wunderbare Licht- und Schatteneffekte entstanden. Meinen kleinen 80/400-Sonnenrefraktor stellte ich trotzdem noch dazu.

Während in meinem Dobson bereits der tiefstehende Mond beobachtet werden konnte, schraubte neben mir Peter Kittner, ein Sternfreund aus Swisttal-Buschhoven, der meinen Hinweis auf astronomie.de gesehen hatte, einen großen Schiefspiegler zusammen. Nachdem für die Besucher zuerst die fast volle Venus eingestellt wurde, fuhr schließlich der lange Tubus automatisch auf den Punkt am blauen Taghimmel, wo Saturn stehen sollte. Und da stand er tatsächlich! Die beiden Kinder waren die ersten, die einen Blick durch’s Okular warfen und tatsächlich Saturn bei Tag sehen konnten.

Matt aber deutlich war er als Ringplanet erkennbar und damit hatte schon um 21:00 Uhr unsere öffentliche Saturnbeobachtung begonnen, obwohl die Sonne noch deutlich über dem Horizont stand. Etwas später in der noch hellen Dämmerung war außerdem schon die Cassini-Teilung sichtbar.

Kurz nach 9 trafen auch Christian Preuß und Daniel Bockshecker von den „Sternfreunden Siebengebirge“ ein. Mit einem Großfernglas wurde versucht Saturn am Dämmerungshimmel zu erwischen.

Die Abenddämmerung schritt voran. Zwischen 10 und 15 Leute schauten an dem Abend vorbei – einige blieben sogar bis es schließlich „Winkt dem Saturn“ hieß – und konnten mit den aufgestellten Teleskopen Mond mit unzähligen Details, Venus mit Phase und natürlich Saturn mit seinem Ringsystem sehen. Sternfreunde fachsimpelten unter sich, beantworteten spannende Fragen von Passanten (u.a. schauten neugierige Spaziergänger mit Hund und Katze vorbei) oder erklärten den kleinen Besuchern die Sternbilder.

Am späten Abend wurden bei immerhin fast vollem Mond auch Deep-Sky-Objekte wie M 13, Albireo und der Doppel-Doppel epsilon Lyr für die Besucher eingestellt. Mit einer abgestützten Kamera versuchte ich mich nebenbei an ein paar Stimmungsaufnahmen im Dunkeln. Zu meiner Überraschung zeigte bereits eine Belichtung von einer Sekunde Saturn (über dem Tubus), Spika (rechter Bildrand) und Antares (unterhalb des Mondes). Und die, die es nicht mehr abwarten konnten, haben vorab schon mal für die richtige Pose für das Saturn-Winken geübt. Der Höhepunkt der kleinen Saturn-Party in Bonn nahte und wie man hier sieht, haben wir dann alle tatsächlich zwischen 23:27 und 23:42 Uhr dem Saturn gewunken und freundlich zugelächelt. Auch meinen Dobson richtete ich nochmal auf Saturn, neben dem zumindest die Monde Titan und Rhea sichtbar waren. 80 Minuten später trafen dann unsere Photonen die Kamera von Cassini hinter dem Saturn. 1,4 Milliarden Kilometer legte das Licht zurück und unser 15-minütiger Moment wurde ein Pixel groß auf den Chip gebrannt. Das finale Saturnpanorama wird die NASA wohl erst Ende August veröffentlichen, aber erste Eindrücke von „Argelanders Astro-Abend“ aus 1,4 Milliarden Kilometern Entfernung gibt’s schon jetzt.

Nach Mitternacht wurden dann langsam die Teleskope abgebaut. Ein letztes Foto zeigt meinen Dobson mit Saturn zwischen den Stangen. An dieser Stelle geht ein herzlicher Dank an Michael Geffert, der bis halb 1 vor Ort war und diese spontane öffentliche Star-Party unterstützt und in dieser Form überhaupt erst möglich gemacht hat. Insgesamt waren 30 bis 35 Leute dabei, so dass es angesichts der kurzfristigen Aktion doch eine kleine aber feine und vor allem eine sehr gelungene Saturnbeobachtung mit Wink-Effekt war. Und dank des Go-To-Schiefspieglers war für mich ein überraschender Blick auf Saturn am Taghimmel möglich. Wunderbar!

Ein paar Fotos, die in der noch hellen Dämmerung entstanden, wurden auch in der Sondersendung zum Saturn-Winken im NASA-TV gezeigt: Einfach auf das Bild klicken und zu Minute 25 vorspulen („… we have some pictures from Bonn, Germany …“).

Weitere Berichte von den Teilnehmern der gelungenen Beobachtungsaktion in Bonn:

Astronomischer Sommerabend mit Wink-Effekt (Bonner Sterne)

Astronomieabend in Endenich (Volkssternwarte Bonn)

Astro-Treffen in Bonn: Sternfreunde winkten gemeinsam dem Saturn, und Cassini fotografiert uns dabei! (Sternfreunde Siebengebirge)

Außerdem kann sich jeder Saturnbeobachter vom 19. Juli als kleine Erinnerung ein Zertifikat erstellen.

Und auch der berühmteste Sohn der Stadt hat zumindest bildhaft unsere Saturn-Party mitgerockt.

22.07.2013

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