HD 195592 ist ein 30-Sonnenmassen-Stern mit einer Temperatur von 30.000 Kelvin (Spektraltyp O9,5) und strahlt mit 300.000 Sonnenleuchtkräften, weshalb der Riesenstern selbst aus einer Entfernung von 3.600 Lichtjahren noch in einem Fernglas sichtbar ist. Die ferne Sonne steht als 7,1mag heller Lichtpunkt – etwas abseits – zwischen den Sternen Deneb und Sadr im Sommersternbild Schwan. Der massereiche Stern wurde vermutlich vor 3 Millionen Jahren aus dem Sternhaufen M 29 herausgeschleudert und ist seitdem als Schnellläufer bzw. Runaway Star unterwegs. Durch eine Geschwindigkeit von 40 km/s hat sich in 5,6 Lichtjahren Abstand vor dem Stern eine Bugwelle, eine Verdichtung des interstellaren Mediums, gebildet – ähnlich des bekannten Bowshocks von LL Ori im Orionnebel M 42 (Bild unten).
Erst kürzlich wurde dieser schnelle Stern mit einer Gammastrahlenquelle des Weltraumteleskops Fermi in Verbindung gebracht und wie nun heute argentinische Astronomen berichten, ist man bereits auf der Suche nach dem Ursprung des Gammaleuchtens. HD 195592 ist zwar ein Doppelstern mit vielleicht insgesamt 50 Sonnenmassen, kollidierende Sternwinde können aber nicht für die Gammaphotonen verantwortlich sein. Stattdessen vermuten sie den Beschleunigungsmechanismus in der Bugwelle des Sterns. Mit der einfachsten und gleichzeitig konservativsten Hypothese gelangen die Forscher zu einem vielversprechenden Modell, in dem das Infrarotlicht des Staubes in der Schockfront durch Streuprozesse auf sehr hohe Energien beschleunigt wird, wobei letztlich auch Gammalicht emittiert wird. HD 195592 ist deshalb vermutlich „the very first object detected belonging to the category of gamma-ray emitting runaway massive stars“.
10.12.2012
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