Kommt der Kugelsternhaufen M 54 aus der Andromedagalaxie M 31?

Wenn es um Erklärungsversuche geht, dann ist den Astronomen scheinbar kein Modell zu abwegig oder keine Lösung zu unvorstellbar, um sie der Fachwelt vorzustellen. So beschäftigt sich z.b. eine neue Arbeit mit der Frage, ob die Zwerggalaxien der Milchstraße vielleicht eingefangene Überreste einer Galaxienverschmelzung sind, bei der die Andromedagalaxie M 31 beteiligt war. Das französische Astronomenteam fasst verschiedene Beobachtungsmerkmale zusammen (M 31 zeigt deutliche Anzeichen von vergangener Wechselwirkung, einige Milchstraßen-Zwerggalaxien sind rechtwinklig zur Ebene der Galaxis ausgerichtet, Begegnung der Großen Magellanschen Wolke mit M 31 vor Jahrmilliarden) und entwirft daraus einen zusammenhängenden Erklärungsversuch.

Andromedagalaxie vor 8 Milliarden Jahren?
Arp 242, NASA/ESA/Holland Ford

Man nimmt an, dass sich vor 8 bis 9 Milliarden Jahren eine erste Kollision der Andromedagalaxie mit einer anderen großen Galaxie ereignete und der Tanz der wechselwirkenden Welteninseln begann, und vor 5 bis 5,5 Milliarden Jahren verschmolzen sie schließlich miteinander. Die gestörte Galaxie M 31 beruhigte sich und in einem mächtigen Gezeitenschweif hatten sich längst sog. Tidal Dwarf Galaxies (Gezeiten-Zwerggalaxien) gebildet. Bei vielen wechselwirkenden Galaxien, wie hier Arp 188, beobachtet man entstehende Zwergsternsysteme in den herausgeschleuderten Gezeitenarmen- und -ringen.

Andromedagalaxie vor 5 Milliarden Jahren?
Arp 188, NASA/ESA/Holland Ford

Die Milchstraße könnte nun solche Zwergsysteme eingefangen haben. Einen starken Hinweis dafür sieht man in der Großen Magellanschen Wolke, denn anhand ihrer Eigenbewegung wurde schon vor Jahren gezeigt, dass sie sich vor 6 Milliarden Jahren in der Nähe von M 31 befand.

In einer noch erscheinenden Arbeit soll die Möglichkeit noch genauer untersucht werden, ob die Milchstraße Tidal Dwarf Galaxies von der Andromedagalaxie eingefangen haben kann und ob sie sich tatsächlich (zumindest teilweise) zu unseren benachbarten Zwerggalaxien entwickeln konnten. Vielleicht lässt sich dann klären, ob auch die sich auflösende Sagittarius-Zwerggalaxie mit ihrem hellen Kugelsternhaufen M 54 bei einer Galaxienkollision aus der Andromedagalaxie herausgeschleudert wurde.

21.09.2012

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